Kapitel 1

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"Verschwinde sofort von hier!"

Mit dieser Reaktion rechnete Mary überhaupt nicht, als sie das Haus ihres Vaters zum ersten Mal betrat. Zwei Monate verzweifelter Suche und nun das. Konnte ihre Reise doch noch ein schlechtes Ende nehmen? Dabei fing alles so gut an...

Vor zwei Monaten starb Sally Porter, Mary's Mutter. Mit ihrem letzten verzweifelten Atemzug nahm sie Mary das Versprechen ab, dass diese ihren Vater James Kenny ausfindig machen und ihn um Verzeihung bitten sollte. Und natürlich stimmte Mary zu, denn wie konnte sie nicht den letzten Wunsch ihrer sterbenskranken Mutter erfüllen. Dass dies sich bald als kniffliges Problem herausstellen sollte, war ihr natürlich nicht bewusst.

Am nächsten Morgen nahm sie sofort den nächsten Bus zum Einwohnermeldeamt ihrer Heimatstadt Tulusia. Die Chance, dass ihr Vater, den sie nie kennengelernt hatte, bei ihr quasi immer um die Ecke gewohnt hatte, war gleich null. Doch einen Versuch war es doch wert.
"Es tut uns unglaublich leid, doch wir können Ihnen leider nicht weiterhelfen." Mit diesen Worten verabschiedete sich die hilfreiche Beamtin von Mary.

Wäre auch zu einfach gewesen. Doch wie es der Zufall so will, bekam Mary in der Kantine des Meldeamtes ein Gespräch zwischen zwei Frauen mit.

Diese schwärmten nur so von ihrem Urlaub. "Schifahren in den Bergen. Was kann es Schöneres geben? Und dann auch noch die Erholungsunterkunft..." Die erste Frau kam aus dem Staunen einfach nicht mehr heraus. "Ja, dieses Hotel Kenny ist einfach nur unglaublich.", bestätigte auch die zweite Frau.

Moment einmal: Kenny. Bei diesem Namen wurde Mary hellhörig. Das kann doch unmöglich sein. Dann erinnerte sie sich, wie ihre Mutter einmal erzählt hatte, dass ihr Vater wahnsinnig gerne Schnee gehabt hätte und welch tolle Massagen er geben konnte. Vielleicht war es ja doch nicht unmöglich?

Von den zwei Frauen bekam sie die Visitenkarte des Hotel Kenny's und suchte daraufhin im Internet die Adresse heraus. Philadelia 145. Philadelia lag zwei Flugstunden und zusätzlich eine Stunde Autofahrt entfernt. Trotzdem ließ sie es auf einen Versuch ankommen und buchte ein Ticket für einen Last Minute Flug im nächsten Monat.

Die Tage bis zu ihrer Reise vergingen wie im Flug. Großteils waren sie mit Flugvorbereitungen gefüllt, denn Mary hatte weder Verwandte noch Freunde, von denen sie sich verabschieden konnte. Sie war der typische Einzelgänger und konnte mit dem Gruppengefühl nie etwas anfangen. So stürzte sie sich auf das Packen der Koffer und lenkte sich somit von der Tatsache ab, dass sie völlig auf sich alleine gestellt war. Ihre Mutter konnte ihr nicht mehr dabei helfen, das Gefühl der Einsamkeit, dass sie bei Zeiten der Not hatte, abzuwenden.

Nach der Landung beschloss Mary sich erstmal in der Nähe des Flughafens einzuquartieren und von der Ferne Erkundungen anzustellen.

Als sie nach drei Wochen endlich genug Informationen gesammelt hatte, beschloss sie, dass es Zeit wurde aufzubrechen. Sie konnte schließlich nicht ewig vor ihrem Schicksal davonrennen.

Vor dem Hotel angekommen, fasste Mary noch einmal zusammen, was sie herausgefunden hatte.

Das Hotel Kenny wurde von der Familie Kenny geleitet. Die zwei Hauptbesitzer waren eine Mutter und ihr Sohn. Vielleicht ihr Vater?

Das Hotel war für seine gute Qualität bekannt. Da der Preis auch nicht zu hochgegriffen war, war es ein angesehenes Urlaubsziel.

Als Mary die Rezeption betrat wurde sie von einer grießgrämigen alten Frau empfangen. "Sie wünschen?"
"Ich würde gerne einen gewissen Herrn James Kenny sprechen. Wäre das möglich?"
"Mein Sohn befindet sich leider außer Haus. Soll ich etwas ausrichten?" Zuerst war sich Mary unsicher, doch dann gewann die Neugier die Oberhand. "Bitte richten Sie ihm aus, dass seine Tochter ihn dringend zu sprechen wünscht."

Man konnte eindeutig erkennen, wie das Lächeln der alten Dame einrostete und die Freundlichkeit aus ihrer Miene wich.
"Verschwinde sofort von hier!"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 16, 2014 ⏰

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The story of MaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt