Kapitel 1

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Das erste was ich sah, als ich meine Augen aufschlug, war Schwärze. Ein so undurchdringliches und tiefes Schwarz, dass man noch nicht erinmal Silluetten erkennen konnte. Ein unendliches Nichts.

Ich weiß nicht, wie lange ich schon da lag und einfach so vor mich hin starrte, ohne zu wissen, wo ich überhaupt war.

Aber irgendwann fing mein Gehirn wieder an zu arbeiten und durch meine Schläfen zuckte ein höllischer Schmerz. Ich bin eigentlich kein Mensch, der oft Kopfschmerzen hat uznd wenn, sind es nur schwache, aber diese jetzt waren echt fast unerträglich.

Ich schloss meine Augen wieder und versuchte mich etwas zu entspannen, und tatsächlich, die Schmerzen in meinem Kopf ließen etwas nach.

Ohne die Augen wieder zu öffnen, tastete ich mit meinen Fingern im Dunkeln und stellte fest, dass ich auf etwas Weichem lag. Was es war, konnte ich nicht identifizieren, und um ehrlich zu sein, schien es mir auch gar nicht so wichtig.

Erst nach weiterem Tasten in der Dunkelheit bemerkte ich, dass ein dünnes Laken über mir ausgebreitet war, das ich wegen seinem leichten Gewicht gar nicht auf mir gespührt hatte.

Nach kurzem Zögern spannte ich zuerst meine Oberschenkel an, und als ich merkte, dass es nicht weh tat, auch noch meinen Po, meinen Bauch und die Arme.

Ein paar sekunden verharrte mein Körper in dieser angespannten Haltung, dann entspannte er sich wieder.

Okay, das war die Bestätigung dafür gewesen, dass ich mich bewegen konnte, ohne dass es mir weh tat, also setzte ich mich langsam auf und lehnte mich an die Wand rechts von mir, an die ich eben zufällig mit meiner Hand gestoßen war.

Die Kopfschmerzen ignorierend zog ich mich an der Wand entlang auf die Füße und machte ein paar wackelige Schritte ins Nichts.

Meine rechte Hand ließ ich stehts auf Schulterhöhe an der Wand weitergleiten, um mir halt zu geben und nicht in irgendetwas reinzulaufen,

was ich nach einigen Schritten dennoch tat. Mein Knie stieß schmerzhaft auf einen harten Wiederstand vor mir und als ich meine Hände ausstreckte, um das etwas zu befühlen, merkte ich, dass es nur Hüfthoch war und ich es deshalb nicht mit meiner Hand hatte ertasten können.

Ich konnte mich nicht entscheiden, ob es eine Kiste, ein Schrank, eine Komode oder vielleicht auch ein Schreibtisch war, aber ich war mir sicher, dass es aus Holz bestand.

Ich ging um das Etwas herum, lege meine Hand wieder auf die Wand rechts von mir und ging mit vorsichtigeren Schritten weiter.

Als ich an meiner Hand eine Unebenheit der Wand spührte, das siech wie ein Poster anfühlte, blieb ich abrubt stehen und auf ein instinkt hin, riss ich daran.

Ein wenig Licht drang duch die Öffnung, die ich eben frei gelegt hatte, in den Raum und ließ ihn düster und schäbig wirken.

Ich war trotzdem unendlich dankbar dafür, dass ich wieder etwas anderes außer Schwärze sehen konnte.

Jetzt schaute ich mir das vermeintliche Poster genauer an, und stellte fest, dass es dünnes braunes Papier war, das über ein vergittertest kleines Fenster geklebt worden war, das sich auf Augenhöhe mit einem Kiesweg draußen befand.

Mit zusdammengekniffenen Augen blickte ich raus und versuchte etwas zu erkennen.

Es war Nacht. Der Mond war entweder kurz vorher komplett rund gewesen, oder würde es in den nächsten Tagen noch werden. Das bisschen Licht reichte aus, um hinter dem Kiesweg Bäume zu erkennen, die in einer solchen anzahl dastanden, dass ich wahrscheinlich mit der Vermutung - das es sich um einen Wald handelt - richtig lag.

Weiter links sah ich einen großen dunkelgrauen Jeep, und mehr war in diesem Dämmerlicht nicht zu erkennen.

Also wand ich mich wieder dem Raum zu, in dem ich mich jetzt befand und blickte mich auch hier drinnen um. Das Ding, gegen das ich eben mit meinem Knie gestoßen war, entpuppte sich als spärrige Komode, der eine Schublade Fehlte und die wegen eines fehenden Beines schief an der Wand stand.

Als ich meinen Blick weiter in die Ecke wandern ließ, aus der ich gekommen war, stellte ich fest, dass das weiche Ding, auf dem ich gelegen hatte, eine schäbige durchgelegene Matratze war und das Laken schmuddelig und an den Seiten etwas ausgefrannst mit einem keinen Loch in der Mitte war.

Ich wande meinen Blick ab und schaute mich weiter im Zimmer um.

Da! Eine Tür! Mit wenigen Sätzen erreichte ich sie und drückte die Klinke eilig runter. Schieße! Sie war abgeschlossen! Ein verzweifelter Laut drang aus meiner Kehle und ich lehnte mich kraftlos an die Tür, ließ mich an ihr herunter gleiten.

Eigntlich hätte ich glücklich sein sollen. Warum war ich es nicht? Endlich passierte mal etwas aufregendes in meinem sonst so langweiligen, normalen Leben. Seit wie langem wünschte ich mir etwas Spannung statt des eintönigen Alltags? Seit wie langem ging ich bewusst Risiken ein, um etwas zu erleben? Bisher vergeblich. Es schien, als ob ich das Glück anderer Menschen erhalten hatte, und mit Mitleid aber auch Neid in meinen Augen erfuhr, was ihnen zustieß. Aber endlich war ich diejenige, die etwas erleben konnte.

Doch im Moment spürte ich keine Freude. Das einzige, was ich fühlte, war der stechende Schmerz an meinen Schläfen und eine unendliche Müdigkeit. Aber ich sollte jetzt nicht schlafen. Ich durfte nicht.

Was war passiert? Ich erinnerte mich an verschiedene Erignisse; wie ich mich mit Selly um den Fernsehsender stritt, weil wir beide einen Film schauen wollten. Wie ich mit Max Micado spielte und Haus hoch verlohr. Wie wir drei auf meinem Bett tobten und versuchten, uns gegenseitig auf die Matratze zu drücken, bis mom uns auseinanderziehen musste. Wie ich mit ihr spät Abends mit einer Tüte Chips auf dem Sofa lümmelte und wir und einen Krimi anschauten.

Aber ich wusste, dass keine einzige der Erinnerung das letzte Ereignis sein konnte, bevor ich hier aufwachte. Der Übergang fehlte.

Erschöpft und mutlos ließ ich meinen Kopf zu seite fallen und lehne ihn am Türrahmen an.

Ohne dass ich es verhindern hätte können, fielen meine Augen zu und ich fiel in einen traumlosen Schlaf.

Cry for experienceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt