Kapitle 4

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Sämtliche Streifenwagen waren ausgerückt, nachdem ich dem Team alles erzählen konnte. Merle Fischer, die Stellvertretende Chefin des Postens, war bei mir geblieben. Vor uns auf dem Tisch lag ein Funkgerät, sie hatte angeordnet, dass man uns beide auf dem Laufenden hielt, wie die Festnahme verlief. Man hatte bereits die Sense und andere Waffen bei ihm in der Wohnung gefunden, daneben einige ausgedruckte Personenregister, einige davon waren durchgestrichen. Die Personen, die er umgebracht hat. Woher er alle diese Daten hatte, müsste später im Verhör geklärt werden. Das Funkgerät rauschte und ich konnte knapp verstehen wie eine Person sagte: "Er ist auf dem Weg in Richtung seiner Wohnung, erwarte Anweisungen." Ich verspannte mich, sie würden ihn hierherbringen. Mein Atem ging schneller. "Beruhigen sie sich Sanders, sie sind hier sicher." Merle hatte ihre Hand auf meinen Arm gelegt. Ich konzentrierte mich auf den Fleck auf dem Holztisch vor mir. Mein Puls beruhigte sich wieder. "Nehmen sie ihn fest. Sollte er sich wehren, kommen wir dazu." Finerals Stimme klang eisern. Sie werden ihn mit Gewalt festnehmen, das war klar. Merle fragte mich: "Soll ich es ausschalten?" "Nein, lass es an, ich verkrafte das schon." Sie sah mich skeptisch an, lehnte sich dann aber zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war still im Raum. Zwischendurch hörte man Stimmen aus dem Funkgerät, aber das war alles. "Warum hast du so viel Angst vor ihm?" fragte sie. "Ich habe keine Angst vor ihm, glaub ich, sondern vor der Tatsache, dass ich so lange Zeit mit einem Mörder verbracht hatte. Dass er mich jederzeit hätte töten können, wäre ihm danach gewesen." Sie schwieg einen Moment. "Mir wurde eigentlich verboten dir das zu erzählen, aber es scheint, als müsste ich es doch tun." Ich runzelte die Stirn: " Wenn du es mir nicht erzählen sollst, dann tue es nicht." Sie seufzte: "Doch ich muss, sonst hörst du es vermutlich von ihm während dem Verhör. Und ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass es dich sonst komplett brechen würde." Ich schnaubte: "Ich bin doch schon gebrochen, was soll mich noch mehr zerstören?" Sie schien mir nicht zu glauben, fuhr dann aber fort: "Bisher hatte der Reaper, also Herr Lussi, den sie gerade festnehmen, nur Leute umgebracht, die sich etwas zuschulden lassen kommen haben." Sie holte Luft. " Am Freitag war die Partnerin deines Bruders hier. Sie hat uns so einiges über unseren Kollegen erzählt, von dem nicht mal du etwas weisst." Ich versteifte mich, was versuchte sie mir zu sagen? " Dein Bruder hatte nichteine ganz reine Weste. Er konnte seine Straftaten nur sehr gut verstecken. Seine Freundin war nicht freiwillig mit ihm zusammen. Er hat sie dazu gezwungen." Ich sah sie ungläubig an. "Ja wir waren auch überrascht, aber als wir seine Wohnung durchsucht haben wurde uns so einiges klar. Er hatte die Beweise gut versteckt, aber den die blauen Flecken Blutergüsse und Wunden am Körper seiner angeblichen Partnerin waren nicht zu übersehen." Ich schluckte, es klang alles wie eine Lüge und trotzdem machte es Sinn. Er hatte uns nie seine Freundin vorgestellt. In seiner Wohnung waren wir auch selten, weil er immer darauf bestanden hat, dass wir woanders hingehen. "Alea, geht es ihnen gut?" Ich setzte mich gerade auf: "Ja, mir geht's prima, ich habe ihnen doch gesagt, dass ich schon gebrochen bin. So schockierend die Tatsache auch ist, brechen wird sie nur noch meine Mutter." Sie sah mich erschrocken an, nickte dann aber und wollte noch etwas sagen, aber das Funkgerät rauschte: " Wir haben ihn, er hat sich nicht gewehrt und ist bereit sein Geständnis abzugeben." Merle stand auf: "Ich geh und mach den Verhöhrraum bereit. Was machst du?" Ich stand ebenfalls auf: "Ich gehe hinter den Spiegel und höhre ein bisschen zu." "Keine Angstzustände mehr?" "Ich bin sicher und habe alles gesagt. Hier weiss ich, dass mir nichts passieren wird." Sie schien mir immer noch nicht zu glauben, aber liess mich doch mitkommen.

Sie hatten Anthon in Handschellen in den Raum gebracht und auf einen Stuhl gesetzt. Er hatte sich nicht gewehrt. Er hatte alle Personaldaten korrekt angegeben. Jetzt kamen die ersten Fragen zu seinem Motiv. "Herr Lussi, sie geben also zu, dass sie mehrmals Menschen gemordet haben?" Er hielt den Blick gesenkt: "Ja, das habe ich." Fineral stand auf und ging ein paar Schritte und dann wieder zurück. "Ich würde gerne wissen warum." Er hob den Blick: ", Weil sie es verdient haben." Leises Geflüster ging durch die Ansammlung Polizisten, die dem kleinen Raum hinter dem Spiegel standen. Was Anthon sagte war nicht die übliche Antwort. Die nächste Frage stellte Valdez: "Sie sagen uns also, dass sie diese Menschen umgebracht haben, weil sie es ihrer Meinung nach verdient haben. Was haben sie denn gemacht?" Anthon lächelte ein wenig: "Das wissen sie doch, stand doch alles in ihren so sicheren Polizeiakten." Neben mir raschelte es, Grace beugte sich näher zum Mikrofon hin, diese Sache wurde immer verzwickter. "Sie haben also Polizeiakten über die Menschen, die ihre Ziele waren?" Er nickte: "Ja, die habe ich. Ich wette sie wollen wissen woher." Fineral setzte sich wieder: "Das wäre wirklich interessant." Anthon wartete einen Moment. "Sie haben keine Ahnung, wer oder was ich Mal war." Fineral schnaubte: "Bitte erleuchten sie uns." Anthon lehnte sich zurück. "Ich habe mich einfach in ihr Computersystem gehackt, danach war ja alles schon sortiert." Er konnte sich in unsere Datenbank hacken, das war beunruhigend. Die anderen tauschten vielsagende Blicke. Valdez fragte: "Warum können sie sich in ein solch sicheres System wie unser hacken?" "Mein Vater hatte es mir beigebracht." "Wer war den ihr Vater?" "Den kennen sie sicher oder wenn nicht, haben sie schon von ihm gehört." Valdez runzelte die Stirn: "Ich kenne viele Leute und habe auch schon von vielen gehört, also kann ich nicht gerade ihren Vater herausfiltern." Anthon schwieg. "Herr Lussi, antworten sie." Fineral war definitiv nicht in bester Laune." Steven Lussi, er sitz momentan in einem Gefängnis wegen Diebstall, Mord, Vergewaltigung, Handeln mit Drogen und Kindesmissbrauch." Fineral lehnte sich zurück: "Dieser Name ist mir sehr wohl bekannt, ich habe die Akten gesehen. Jedoch wurde darin nie vermerkt, dass er einen Sohn hat." Er sah Anthon fragend an. "Meine Mutter war eine Geisel von ihm, er hat sie in seinem Keller gehalten." Er hob die Hände in den Handschellen und zeichnete Gänsefüsschen in die Luft. "Sie ist bei meiner Geburt gestorben. Mein Vater hat ihre Leiche einfach in den nächsten Fluss geworfen." Diese Geschichte klang wie eine Lüge, das dachten wohl auch die andere, weil sie wieder anfingen zu flüstern. "Sie wollen uns also erzählen, ihre Mutter sei wie ein Haustier gehalten worden, hätte sie in einem Keller geboren und wegen zu schlechter medizinischer Hilfe ist sie dann gestorben?" Anthon nickte, Fineral flüsterte Valdez etwas zu und dieser Stand auf und verliess den Raum. "Mein Kollege geht etwas zu ihrer Geschichte nachprüfen, ich werde das Verhör alleine weiterführen." Anthon zeigte keine Reaktion, Fineral schien nicht mehr recht zu wissen, was er fragen sollte: "Sie waren also dabei in die Fussstapfen ihres Vaters zu treten." "Nein, ich war dabei Leute zu bestrafen, die anderen etwas angetan haben." "Diese Menschen, die sie getötet haben, haben ihre Strafe bereits erhalten." "Ja, sie mussten ins Gefängnis, wo sie durchgefüttert wurden, danach konnten sie wieder ihr Leben leben. Andere mussten eine Busse zahlen, einmal weniger in die Ferien." Er lachte leise. "Sie sind also der Meinung, dass diese Menschen nicht genug bestraft worden sind?" Er machte eine Pause." Was ist mit den Zeugen. Was haben sie getan, Herr Lussi?" Anthon senkte den Kopf. "Sie waren zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie haben mich gesehen." "Sie wissen, dass sie sich selbst nicht an ihre Regel gehalten haben. Beim Mord an Alex Sanders haben sie seine Schwester am Leben gelassen, ihr Gesicht haben sie ihr wahrscheinlich unabsichtlich gezeigt." Anthon zuckte zusammen, das war seine erste wirkliche Reaktion im Verhör. Die anderen sahen mich an.Sie wussten, dass ich ihn kenne, aber dass er erst jetzt nicht antwortete, war unerwartet. "Herr Lussi, antworten sie bitte, wenn sie schweigen dauert es nur noch länger." Er schien mit sich zu ringen: Weil sie es nicht verdient hat." "Die anderen haben es aber auch nicht verdient gehabt ihrer Meinung nach." Anthon gab einen frustrierten Laut von sich. Fineral beugte sich vor uns sprach direkt ins Mikrofon: "Sanders, warum kommen sie nicht und helfen sie mir bei dem Verhör." Ich wusste nicht Recht, ob ich sollte, aber Grace stiess mich Richtung Tür. Ich trat durch die Tür und setzte ein Pokerface auf, meine Emotionen wären nur im Weg. "Hi Alea, wie geht's deinem Kopf?" Ich setzte mich auf den Stuhl neben Fineral: "Guten Tag Herr Lussi, mein Name ist Sanders, ich werde meinem Kollegen helfen, das Verhör weiterzuführen." Er wirkte verletzt, aber das war mir egal. Jetzt würde er mit Sicherheit sprechen.

Anthon Lussi wurde zu 15 Jahren Haftstrafe verurteilt. Er hatte nichts abgestritten und nahm seine Strafe hin. Nachdem er seine Strafe abgesessen hatte übernahm er das Café der kürzlich verstorbenen Mia Bär. Alea Sanders ging in Behandlung bei einem Psychologen und konnte ihre Angstanfälle besiegen. Sie fuhr mit ihrer Arbeit wie gewohnt weiter. Im Alter von 34 heiratete sie und bekam zwei Kinder. Sie und Anthon Lussi pflegten nach seiner Entlassung ein freundschaftliches Verhältnis. Die Taten von Alex Sanders wurden nie an die Öffentlichkeit gegeben. Seine angebliche Partnerin wurde entschädigt, sie gründete eine Organisation für Frauen die Opfer von Straftaten betroffen waren, vielen wurde damit geholfen. Walter Grace zog zusammen mit seiner Frau in ein anderes Land, mehr ist nicht bekannt. Frenadez Valdez wurde auf einen Posten versetzt und arbeitet nun dort. Simon Fineral wurde passioniert und fing an zu reisen, in viele verschiedene Länder.    

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