Neues Heim, Glück allein

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Schnee fiel von den dunklen Wolken der Nacht. Kein Mond und kein Stern war zu sehen. Ich öffnete meine Augen und atmete tief ein. Die kühle Luft durchströmte meine Lungen und hielt mich wach. Ich atme aus. Eine dichte Wolke kam aus meinem Mund als hätte ich an einer Zigarette gezogen. Ich war alleine am Bahnhof und wartete auf meinen Zug der mich in mein neues Haus brachte. Die Fahrt würde dir ganze Nacht andauern. Ich hatte mir Wasser und Zuckerbonbon eingepackt. Ich aß nicht mehr viel seit mein Mann vor einem Monat starb. Ich bekam nichts hinunter. Ich wollte weg aus der Stadt. Weg von seiner Familie die mich sowieso nicht leiden konnten. Ich selber hatte keine mehr. Nur noch meinen Stiefcousin Arthur. Er war der einzige der mich niemals im Stich ließ. Doch auch ihn ließ ich vorerst zurück.
Mein roter Schal verbarg mein halbes Gesicht als ich ihn wieder hoch zog. Ein langer brauner Mantel aus Filz hielt mich warm. Mein kleiner Koffer war gelb. Er war von meinem Mann. Er bekam ihn als er mit elf Jahren das erste mal mit seinen Eltern nach Österreich in den Skiurlaub flog. Ich behielt ihn. Der Rest meiner Sachen war schon in meinem Heim, ich musste nur noch zum Amt mich ummelden lassen. In der Ferne hörte ich das Horn meines Zuges und wurde aus meinen Gedanken gerissen. Mit einem lauten Quietschen hielt er im Bahnhof an und ich suchte mir einen Sitzplatz in einem leeren Abteil. Es war ein ziemlich alter Zug doch es gefiel mir um so mehr. Mein neues Heim war auch sehr Altmodisch eingerichtet und auch der Bau an sich war ziemlich Oldschool bezogen. Ich freute mich ein wenig doch ich erinnerte mich immer wieder an meinen Mann. Wir wollten zusammen in dieses Haus ziehen. Eine Familie gründen abseits von seiner.
Ich zog meine Jacke aus und legte mit meinen roten Schal über die Schultern. Ich hatte eine hellblaue Jeans und eine weiße Bluse an. Meine langen blonden Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden. Schwarze Pumps ließen meine dünnen Beine noch länger wirken. Es roch ein wenig nach Minze und einem Männer Parfum in dem Abteil in dem ich saß.
Nach kurzer Zeit zog ich mir mein Buch aus dem Koffer und da kam auch schon die Schaffnerin. Sie stempelte mein Ticket ab und ging weiter. Plötzlich sprang meine Abteilstür auf und eine junge Frau kam hinein gestürmt und schmetterte die Tür zu. Sie zeigte mir das ich keinen Mucks sagen oder machen sollte und rollte sich unter meinen Sitz. Ich legte schnell auf Reflex meinen Schal über meine Bein und drehte den Koffer auf die Seite meiner Beine wo die Tür war. Es klopfte an der Tür und ein junger Mann kam herein. Er war furchteinflößend. Er hatte sehr blasse Haut und viele tiefe Narben im Gesicht. Sein eines Auge war weiß. Er schien darauf blind zu sein. Er trug eine dunkel braune Lederjacke und eine durchlöcherte schwarze Jeans. Höflich fing er an "Verzeihen Sie Ma'am. Haben sie vielleicht zufällig eine Frau aus südlicher Abstammung hier vorbeilaufen gesehen?" Ich schloss mein Buch und blickte ihm direkt in die Augen. "Tut mir leid Sir. Ich war so in mein Buch vertieft, ich war froh den Schaffner bemerkt zu haben" Er senkte den Kopf und verabschiedete sich. Ich hörte noch wie sich die nächste Waggontür schloss und da kam auch schon die Frau wieder unter meinem Sitz hervor. Sie setze sich gegenüber von mir und hielt sich die linke untere Seite des Bauches. Sie blutete. Ich schreckte auf doch sie blickte mich finster an. "Was?" kam von ihr genervt und sie widmete sich wieder ihrer Verletzung. "Entschuldigung aber ich habe sie gerade versteckt vor wem auch immer und habe mitgespielt obwohl ich nicht wusste was hier überhaupt los ist. Ich kenne sie nicht einmal." Genervt verdrehte sie ihre olivgrünen Augen und starrte mich an. Sie hatte langes schwarzes Haar welches ihr bis zum Oberschenkel ging. Ihre Haut war wohl braun doch mehr Caramel. Das schwarze Tanktop welches sie trug war voller Blut und an einer Stelle an der Taille aufgerissen. Sie trug eine schwarze Lederhose und Springerstiefel. Sie nahm sich meinen Schal und drückte ihn auf ihren Bauch. "Hey!", entkam es mir doch sie schaute mich nur wie eine Schlange an. "Ich wasch ihn dir sobald wir da sind keine Sorge. Oder wolltest du schuld daran sein das ich hier verblute?" Ich brachte kein Wort mehr heraus und schluckte nur. Es begann wieder nach Minze zu riechen. Sie war es anscheinend. Sie lehnte sich an und überschlug ihre langen Beine. Sie überprüfte mich von oben bis unten. Sie zog sich aus ihrer Hosentasche eine verkümmert Zigarette und steckte sie sich an. "Wie heißt du?", fragte sie mich mit ihrer warmen jedoch kratzigen Stimme. Mein Herz schlug heftig weil ich ihr gegenüber ein wenig angst verspürte. "Mei... Mein Name ist Charlotte." "Sie lehnte sich nach vorne" Mein Name ist Nanzi." Ein verschmitztes Lächeln flog über meine Lippen. Plötzlich legte sie den Schal neben sich und zog ihr Tanktop aus. Nicht mal einen BH trug sie. Sie holte aus ihren Springerstiefeln eine kleine weiße Packung. Es war Nadel und Faden. Sie begann die Wunde vorsichtig zu zunähen. Nicht eine Miene verzog sie. Ich wollte in meinen Koffer greifen als sie mir plötzlich ein Messer an den Hals hielt. In der anderen Hand immer noch die Nadel in der Hand. "Was hast du vor?" ich schwitze. "Ich wollte nur Desinfektionsmittel raus holen. Für die Wunde." Total überfordert lehnte sich Nanzi wieder zurück und steckte das Messer zurück in den anderen Stiefel.
Ich stellte die kleine blaue Flasche auf den kleinen Tisch am Fenster. Sie öffnete sie und kippte die kompletten 250 ml über ihren Bauch. Sie trennte den Faden vom Bauch mit ihrem Feuerzeug als sie den Faden knotete. Nanzi steckte alles wieder da hin wo es hingehört und zündete sich eine weitere Zigarette an. "Willst du auch eine?", fragte sie etwas genervt doch ich lehnte dankend ab. Sie schloss nicht einmal ihre Augen und hatte mich stehts im Blick. "Und wo fährst du hin? In Urlaub? Zu deiner Familie? Zu deinen Kindern?" Ein wenig angegriffen erwiderte ich das ich keine Kinder habe und das mein Mann gestorben ist. Genauso wenig das ich Familie hatte. Man sah ihr an das sie mit so einer Antwort nicht gerechnet hat und entschuldige sich meinem trockenem" Sorry ".

TMQ - The Murderer QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt