Was nun?

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Der Zug hielt mit einem lauten Quietschen der Bremsen. Charlotte stieg aus und stellte ihren Koffer in den frisch gefallenen Schnee. Hinter ihr kam Nanzi raus gehumpelt und setzte sich auf eine Bank. Immer wieder blickte die Argentinierin sich um. Charlotte griff in ihren gelben Koffer und holte einen schwarzen Mantel heraus. Mit einem leichten Lächeln hielt sie ihn Nanzi hin. Diese schaute nur genervt und drehte sich weg. Die blonde Frau legte die Jacke auf die Bank, nahm ihren Koffer und machte sich auf den Weg. Nanzi zitterte am ganzen Leib und entschied sich nach einiger Zeit doch dazu den Mantel anzuziehen. Auch um ihre Identität zu schützen. Sie wusste nicht weiter. Sie hatte keinen Ort wo sie hinkonnte. Kein Zuhause. Kein Schlafplatz. Sie blickte Charlotte hinterher bis sie im Nebel verschwand.

Die Sonne war schon aufgegangen. Ihr Haus strahlte. Es lag an der Waldgrenze und vor ihrem Garten war eine große Fläche mit Acker. Das alles gehörte nun ihr. Allein. Vorsichtig nahm sie nun die Schlüssel heraus und öffnete die große Eichentür. Es roch nach Holz und Flieder. Alles war so warm und herzlich eingerichtet. Sie legte die Schlüssel in eine kleine Schale auf der Kommode und hing ihren Filzmantel an die Garderobe. Sie lief in die Küche um sich den Rotwein raus zu nehmen. Es war der Lieblingswein ihres Mannes. Es wird lange dauern bis Charlotte nicht mehr an ihren Mann denken muss. Zumindest ohne gleich in tiefste Trauer zu zerfallen. Plötzlich klingelte ihr Handy. Es war die Werkstatt. Sie bringen Morgen ihr Auto vorbei. "Alles klar, dann bis morgen. Auf Wiederhören." "Was fährst du denn für ein Auto?" Charlotte drehte sich vor Schreck um und ließ das leere Weinglas fallen. Nanzi saß auf der Theke und blickte sich das Haus an. "Was zum Teufel tun sie hier?" Nazi schaute Charlotte kokett an. "Raus aus meinem Haus!", befahl sie der Latina laut. Nanzi sprang von der Theke und lief auf Charlotte zu. Immer weiter drängte sie sie in die Ecke der Küche. Weit weg von Messern oder ähnlichem. "Wieso hast du Angst vor mir? Glaubst du ich bring dich um? Ich wollte dir lediglich deinen Mantel wieder geben. Er riecht zu sehr nach Flieder. Genau wie dieses Haus." Nanzi nahm sich zwei Gläser aus dem Schrank ,wo sie vorhin bei Charlotte gesehen hatte wo sie waren, und goss einen Schluck Wein in jedes davon. "Ich möchte dir nicht auf den Schlips treten oder ähnliches. Ich brauche nur etwas zum schlafen für eine Nacht. Ich kenne dich nicht aber mir ist das egal. Ich habe schon bei Junkies gepennt die nicht einmal mehr wussten wie sie hießen aber nur ans ficken gedacht haben." Charlotte hielt verdutzt ihr Glas und zitterte ein wenig. "Aber...ich kenne dich nicht. Ich kann doch nicht einfach eine Fremde in meinem Haus schlafen lassen. Du würdest doch auch nicht jeden bei dir schlafen lassen." "Da wo ich herkomme haben wir jeden aufgenommen der Hilfe braucht. Ohne auch nur zu fragen wie er hieß." Nanzi stellte ihr nun leeres Glas ab und lief in schnellen Schritten Richtung Haustür. Charlotte stellte ihr Glas ab und rannte ein paar Schritte auf Nanzi zu. "Warte! Oben ist ein Gästezimmer. Die zweite Tür links. Bitte bleib. Ich wollte nicht deine Tradition oder deinen Brauch verletzten. Oder wie auch immer ihr es nennen mögt." Nanzi drehte sich um und lächelte ein wenig kokett. Sie zog eine Augenbraue hoch und steckte sich einen Zahnstocher zwischen die Zähne. Ohne ein weiteres Wort ging sie nach oben. Charlotte setzte sich mit ihrem Wein auf die Couch vor der Kamin und konnte nicht einschlafen.

 Von oben hörte man wie die Tür leise zu ging und jemanden die Treppe runter kam. Nanzi lief komplett nackt durch Charlottes Haus. Als Charlotte dies bemerkte drehte sie sich weg und antwortete stotternd" Oh ähm das tut mir leid ehrlich. Aber könntest du dir vielleicht etwas anziehen?" Nanzi setzte sich neben die errötete Blondine und lächelte. Sie nahm sich eine Decke die zwischen den beiden Frauen lag und bedeckte sich leicht. "Mein Gott hast du noch nie eine nackte Frau gesehen? Oder machst du immer das Licht aus wenn du Duschen gehst." Charlotte nahm einen großen Schluck Wein und blickte Nanzi an. "Nein aber, ich stehe nicht auf Frauen." "Das haben sie alle gesagt bevor sie mit mir geschlafen haben. Aber nun gut, ich bin nicht auf Sex aus." "Nanzi, wieso benimmst du dich eigentlich so als würdest du mich schon Jahre kennen?" Man spürte eine komische Spannung zwischen den beiden Frauen. Die Argentinierin wurde ruhig und blickte in die knisternden Flammen des Kamins. "Ich weiß nicht. Es kommt mir vor als würde ich dich schon Jahre kennen. Obwohl ich keine Freunde habe oder gar hatte. Ich bin nicht einmal zur Schule gegangen." Charlotte goss noch wein in das Glas und hielt es der nackten Frau hin. Nanzi kam langsam aus sich heraus und sprach sich alles von der Seele. Sie erzählte Charlotte alles. Was ihr Großvater ihr angetan hat. Das sie von ihrer Mutter seit über einem halben Jahr nichts mehr gehört hat. Wie sie nach Deutschland kam. Einfach alles. Ohne die junge Blondine zu kennen vertraute se sich ihr an. Charlotte hatte ständig Gänsehaut und stand den Tränen nahe. Es war hart zu hören was Nanzi alles durch machen musste. "Ich vertraue eigentlich niemanden. Es gibt keinen Menschen mit dem ich einen Kontakt pflege außer meiner Mutter. Aber als ich dich da im Zug gesehen habe...Wusste ich irgendwie das man dir vertrauen kann. Und das hat schon etwas zu heißen wenn eine Gallardo einem vertraut." Charlotte lächelte geschmeichelt. Auch sie bekam langsam das Gefühl als würde sie Nanzi schon ewig kennen. "Vermisst du irgendwie Las Bayas?" Nanzi blickte ihr tief in die Augen. "Ich vermisse meine Mutter. Aber nicht diesen dreckigen Ort." 

TMQ - The Murderer QueenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt