25.

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"Noah, kommst du runter?"
Fiona hatte ihren kleinen Kopf in mein Zimmer gestreckt und sah mich auffordernd an. Ich nickte nur und hob mein Handy wieder vor mein Gesicht.

Die Walshs machten am letzten Tag des Jahres traditionell ein Fondue. Da ich nun ein Teil der Walshs war, erwartete man mich unten am Esstisch. Ich hatte nicht sonderlich viel Lust dazu und gab mir keine große Mühe, dass zu verbergen. Und das lag an niemand geringerem als Jake. Er hatte mein Weihnachtsgeschenk missverstanden, mir einen Vortrag darüber gehalten, dass er nicht weglaufen würde, dass es unverantwortlich von mir war, ihm so viel Geld zu schenken und noch dazu geschmacklos, das wäre keine Liebe.

Er hatte tatsächlich das L-Wort in den Mund genommen. Im ersten Moment dachte ich, alles würde sich schnell einrenken, immerhin hatte er gesagt, dass das zwischen uns Liebe war. Aber ich lag falsch. Er war wirklich tief getroffen. Ich hatte ins Klo gegriffen.

In meinem naiven Hirn hatte ich mir ausgemalt, er würde sich freuen, das Geld annehmen und sich ein Busticket kaufen. Vielleicht wollte ich ihn auch insgeheim gehen lassen. Denn ich wusste, dass ich gehen würde, gehen musste. Das hier war nicht mein Leben. Und wenn Jake nicht mehr hier war, würde mir der Abschied leichter fallen.

Aber ich hatte ihn unterschätzt.
Ich steckte mein Handy in meine Jogging Hose und ging runter in die Küche. Der Raum war bereits gefüllt und duftete nach Brot, Käse und Schinken.
Neben Jake war noch ein Platz frei. Sollte ich ...?

Wir waren keine kleinen Kinder, also setzte ich mich neben ihn, zog aber sogleich mein Handy aus der Tasche.
"Am Tisch keine Handys", zischte Eddy. Er sagte nicht viel, aber was er sagte, passte mir nicht. Jake schaute auf seinen Teller. 

Seine Eltern haben nichts von meinem großzügigen Geschenk mitbekommen. Sie waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, der kleinen Fiona dabei zuzuschauen, wie sie während der Bescherung ihre neuen Puppen in die Höhe gehalten und sich gefreut hatte und ihren jüngeren Sohn davon zu überzeugen, dass nicht genügend Geld für ein neues Handy da wäre.

Jake hatte das Geld ganz schnell zurück in den Strumpf gesteckt, mich entgeistert angesehen und es nach einer lieben Nachricht mit Süßigkeiten aussehen lassen. Dann folgte die Predigt unter vier Augen. Und seitdem entzog er sich mir. Wenn ich ihn küssen wollte, drehte er sich weg, abends kam er nur kurz zu mir, hatte immer eine Menge zu tun.

Ich schaute sein Seitenprofil genauer an. Seine leicht geschwungene Nase war leicht gerötet vom Schneeschippen, seine Wimpern sahen heute besonders gut aus. Seine Augen trafen auf meine, eine seiner Augenbrauen erhob sich leicht. Er fragte mich somit, ob etwas war.
Nein, natürlich nicht, ließ ich ihn wissen, indem ich die Lippen zusammen presste und ihn weiter anschaute.

"Möchtest du erstmal nur Brot?" Mary reichte mir einen Korb. Ich nickte und nahm mir ein Ende des Baguettes.
"Du isst freiwillig das Endstück?", flüsterte mir Jake ungläubig zu.
"Ja. Ist schön kross", kicherte ich.
Er warf mir einen merkwürdigen Blick zu und griff sich ein Mittelstück aus dem Brotkorb.

Lächelnd aß ich das Brot mit dem heißen Käse und schielte ab und an zu Jake rüber. Er unterhielt sich mit seinen Eltern und Fiona. Beim Lachen hielt er sich immer den Handrücken vor den Mund, das brachte mich jedes Mal ein wenig zum Schmunzeln.
Patrick und ich waren die stummen Fische, die die Runde nur optisch ausschmückten. Wir redeten kaum, wenn sich unsere Blicke trafen, war dieser kleine unangenehme Moment nicht zu verhindern.

Kurz bevor wir mit dem Abräumen begannen, steckte mir Jake das zweite Endstück vom Baguette zu. Er hatte es extra für mich aus dem Korb genommen, bevor es sich jemand anderes hätten schnappen können. Verlegen schauten wir uns an.

Ich wusste, sie würden sich alle um den Fernseher versammeln wollen und dann kurz vor Mitternacht das Haus verlassen, um ein paar Raketen in den Himmel zu schießen. Mir war das zu viel. Zu viel Familie, zu viel Gemeinsamkeit. Aber nach diesen Feiertagen würde es sicherlich ruhiger und weniger bedrängend werden.

Fürs Erste zog ich mich wieder zurück, blieb in der Küche, unter dem Vorwand mich nützlich machen zu wollen und ein bisschen aufzuräumen.
Ich suchte gerade nach einer neuen Spülmittelflasche, als Jake hereinkam. Ohne ein Wort zu sagen, öffnete er einen anderen Schrank und hielt mir das Spülmittel unter die Nase.

Unsere Finger berührten sich, nicht nur, weil ich es mit Absicht darauf ankommen ließ, es ging auch von ihm aus. Er lehnte an der Spüle und schaute auf mich herunter.
"Hast du wirklich geglaubt, ich würde einfach mit deinem Geld abhauen?"
Er hatte es immerhin behalten.
Ich zuckte mit den Schultern.

Er imitierte mich mit einer Grimasse im Gesicht. Als Antwort bekam er den nassen Schwamm ins Gesicht. Der weiße Schaum lief über seine Wange, über seinen Kiefer, hinunter zu seinem Hals. Wie eingefroren stand ich neben ihm und beobachtete das Wasser auf seiner glatten Haut. Er hatte sich frisch rasiert für den heutigen Jahreswechsel.

"Du könntest es mir auch einfach abwischen", sagte er trocken.
Ich schüttelte meinen Kopf, sodass mir meine Locken in die Augen fielen. Er sah heiß aus. Seine Hosen waren obenherum eng geschnitten und an den Knöcheln weiter. Seine breiten Schultern wurden von einem schwarzen Pullover bedeckt. Die Farbe stand ihm.

"Was wünschst du dir, fürs nächste Jahr?"
"Wünschen?" Ich warf den Schwamm zurück ins Wasser und trocknete meine Hände an meiner Hose. "Seit wann kann man sich an Neujahr was wünschen."
"Man kann sich immer etwas wünschen."

Ich schaute ihn ungläubig an, trat dann nervös von einem Fuß auf den anderen.
"Ich glaube, Menschen, wie mir, wird kein Wunsch mehr erfüllt."
Er zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. Er verstand nicht. Wie auch. Er hatte seine Familie ja noch, ich kannte meine nicht mal.

"Ich glaube, jeder Mensch kann sich zum Neuen Jahr was wünschen." Jake fuhr sich über den Hals, um den Schaum aufzufangen. Ich musste lachen.
"Du hättest jetzt sagen können, dass du dir wünscht mit mir wegzulaufen."
Hätte ich?

Er stößt sich von der Spüle ab und wirft mir noch einen letzten, langen Blick zu.
Nachdem er den Raum verlassen hatte, sank ich in mich zusammen. Ich hätte ihm das Geld niemals zustecken sollen.

Die Minuten schlichen dahin, Stunden fühlten sich an wie Tage, während wir gemeinsam vor dem alten Fernseher saßen und irgendwelche komischen Sketche und Comedy-Serien guckten.
Der große, blonde Kerl saß mir gegenüber. Es war klar, dass meine Augen öfter auf ihm lagen, als auf dem flimmernden Bildschirm. Aber der war eben nicht mal halb so interessant.

Seine Halsmuskulatur trat hervor, wenn er das kühle Bier herunterschluckte, nachdem er sich die Flasche an die Lippen gesetzt hatte. Seine Hände hielten die Popcorn Schale so, als wäre sie etwas unglaublich Zerbrechliches. Mein Gott, wie sehr wünschte ich nur, diese Popcorn Schale zu sein.

***
Hello, hello!
Gleich vorweg: hättet ihr ein paar hundert - sagen wir Euro - einfach so angenommen?
Mich bräuchte man gar nicht zu fragen. I'm a broke bitch. Give me your fuckin money!!!

Gute Nachrichten für alle xD die Geschichte wird weiter gehen :)))
Ich bin mir noch nicht sicher, wann ich hochladen werde, aber ich möchte es regelmäßig und zu bestimmten Terminen machen. Zweimal in der Woche wäre, glaube ich, ganz gut. Die Tage muss ich mir noch überlegen.

Abeeerrr morgen wir es schon das nächste Kapitel geben, weil es zeitlich einfach gut passt xD
So ich glaube, mehr gibt es nicht zu sagen... Ach halt! Guten Rutsch! Kommt gut ins neues Jahr! Möge es ein gutes werden, voll mit positiven Überraschungen und Freude!
Bleibt mir ja treu Freunde hihi ;P

Was wünscht ihr euch zum Neuen Jahr? Oder allgemein (wenn jetzt nicht gerade Neujahr ist xD)

Wir sehen uns in 2020!★

Eure L I S A♡

The Irish Boys {boyxboy} ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt