Ein ganz besonderes Geschenk

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~ Die folgende Kurzgeschichte basiert auf einen Prompt bei WattpadVampirDE. Es ist der Vorschlag 3 aus den WritingPrompts für Dezember. ~

Ein ganz besonderes Geschenk:

Dieses Jahr war Etiennes erstes Weihnachten, an dem er selbst mitwirkte. Als kleiner Weihnachtsengel hatte er heute zum ersten Mal die Aufgabe, Geschenke an Kinder zu verteilen. Endlich war er einer von ihnen, einer der Weihnachtsboten!

Vergnügt tanzte er von Tanne zu Tanne, räumte hier und da etwas Schnee ab und pfiff die Melodie des „O Tannenbaum" vor sich hin. Sein Beutel hüpfte ihm leicht auf den Schultern. Er hatte schon fast alle Geschenke verteilt und musste nur noch zu der letzten Familie.

Der Himmel hatte ihm extra einen kleinen Abschnitt im Nachtwald zugeteilt, den er gut überblicken konnnte. Zur Not führte er auch noch eine Karte mit sich, aber er war die Strecke so oft mit einem Elf durchgegangen, dass er den Weg schon in- und auswendig kannte und genau wusste, wohin er ging. Hierbei konnte nichts schief gehen.

Wieder musste er lächeln, als er an die strahlenden Kinderaugen dachte, die er heute bereits glücklich gemacht hatte. Sein Herz wippte auf und nieder, wie dievon der weißen Last befreiten Tannenzweige. Das, was er hier tat, war seine Berufung; er war einfach dafür geschaffen, ein Weihnachtsengel zu sein.

Wenn er seine Aufgabe heute gut erledigte, würde er im nächsten Jahr womöglich schon den ganzen Wald übernhemen können, sann er in Gedanken vor sich hin. Doch erst einmal war dieses wundervolle Weihnachten an der Reihe.

Zwischen den Tannen blitzten die Lichtpunkte des letzten Hauses auf. Die Sonne war schon vor Stunden untergegangen und der Schnee glitzterte im Schein der Nacht. Die Lichter des Hauses zogen Etiennes magisch an. Sein letztes Kind für heute Abend erwartete ihn bereits.

Elegant, wie er es gelernt hatte, sank er vor der beschlagenen Tür in den Schnee und legte die kleinen Flügelchen an den Rücken, die sich wie ein Pelz über seinen Mantel schlossen.

Die Familie schien ihn bereits erwartet zu haben, denn kaum war sein Klopfen an der Tür verklungen, da wurde dieselbe, schwere auch schon von innen geöffnet.

Ein langer, hagerer Junge, dem die Haare ins Gesicht fielen, stand hinter der Tür und machte dem kleinen Engel Platz, sodass ereintreten konnte. Etienne wusste sofort, dass er nicht derjenige war, den er zu beschenken hatte.

„Im Wohnzimmer", sagte ihm der Junge mit freundlicher Stimme und wies in die Richtung. Etienne behielt trotz seiner kleinen Größe Würde und Haltung und schritt langsam den Flur entlang zu dem beleuchteten Zimmer.

Hinter ihm fiel die schwere Tür ins Schloss und schleichende Schritte folgten ihm.

Einen Weihnachtsbaum hatte die Familie nicht, aber in dem offenen Kamin brannte ein Feuer und überall standen Kerzen, sodass die festliche Stimmung nicht zu verkennen war.

Alle Anwesenden hatten ihren Blick auf ihn gerichtet. Das war er gewohnt und er genoss diesen kurzen Moment der Aufregung, die sich auch immer bei den Erwachsenen breit machte, wenn er in die Stube trat. Auch wenn es die Kinder waren, die etwas von ihm bekamen, so leuchteten ihre Augen doch ebenso voller Erwartung und Glück und sie konnten sich noch einmal in die weichen Arme der Kindheit und Erinnerung fallen lassen.

Der Vater saß in einem bequemen Ohrensessel, die Mutter war von ihrem aufgestanden und im Schatten neben dem Kamin entdeckte Etienne die schemenhafte Gestalt einer jungen Frau. Sie alle waren es nicht, die er beschenken würde.

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