Kapitel 3

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Kapitel 3

Jene Fakten, die der Lehrjunge mir erzählte, fand ich ebenfalls in den Büchern über Drachen, die ich selbst besaß. Es scheint mir fast so, als besäße der Lehrjunge ein sehr gutes Talent darin, auswendig zu lernen. Doch eine Sache finde ich in meinen Büchern, die ich besonders Spannend empfinde. Drahemen. Drahemen sind keine Drachen. Viel hatte der Lehrjunge über dieses Thema ja nicht gesprochen. Meine Augen fliegen nur so über die Zeilen und sagen jedes Wort in sich auf: 

Ein Drahemen ist der Partner eines Drachen. Keine von Menschenhand geschaffene Waffe kann die Schuppen-Panzerung eines Drachen durchbrechen. Einzig ein anderer Drache könnte dies vollbringen. Doch Drachen sind ihren Artgenossen wohlgesonnen und greifen andere Drachen von Natur aus nicht an. Somit wurde der Mensch den Drachen als Partner zugewiesen, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Was ursprünglich dazu dienen sollte die Population zu regulieren, führte schließlich fast zu ihrer Ausrottung. Die Menschheit erwies sich als zu launisch und gierig, um das Gleichgewicht wiederherstellen zu können. Jeder wollte die Macht eines Drachen besitzen oder dafür sorgen, dass keiner anderer sie nutzen könne. Die Jagd auf die Drahemen begann. Besaß man einen Drahemen, gehörte einem der Drache. Tötete man den menschlichen Teil eines Drahemen, tötete man auch den Drachen. Mit der Zeit erkannte man, dass ein Drahemen nicht ausschließlich nur ein Mensch sein konnte. Es wurden Paarungen bekannt, da bestand ein Drahemen aus mehreren Menschen oder aus Mensch und Drache.

Beispiel : Ein Drache1 besitzt einen Drahemen: Mensch1, Mensch2 und Drache2Somit ist dies eine Partnerschaft von 4 Personen, wobei Drache2 ebenfalls einen Drahemen besitzt.Drache2 besitzt einen Drahemen: Mensch1, Mensch2 und Drache1.

Es kam vor, dass ein Drahemen bis zu vier menschliche Teile umfassen konnte. Wurde jedoch nur ein Teil des menschlichen Drahemen getötet, so starb nur wenige Sekunden später der Drache und der restliche Drahemen mit ihm. Der Drache, der seinen Drahemen verloren hatte, verlor auch wenige Zeit später sein Leben. Der Drache wurde zum Beschützer und passte sich seinem Partner an. Nur ein Drache mit seinem Partner konnte einen vollwertigen Drachen als seinen Nachkommen erzeugen. Hierbei spielte auch das Geschlecht eines Drachen keine Rolle. Da sie ursprünglich keine Geschlechter besaßen.

Wie das Schicksal manchmal Böse mitwirkt. Ich muss über die Geschichte der Drachen bitter lachen. Die Drachen wurden zu Legenden. Ist es nicht lächerlich, dass ein so mächtiges Wesen einen so schwächlichen Partner erhält? Ist es nicht noch lächerlicher, dass eben dieses schwächliche Wesen, dazu führte, dass die Drachen beinahe ausgestorben sind? Die Menschen schlachten die seinen ab, um zu bekommen, was auch immer sie wollen. Es erinnert mich ein wenig an die Wand im Hauptflügel des Anwesen. Die ersten Bilder sind noch prachtvoll und wollen Zeugen von den großen Taten meiner Vorfahren sein. Zeigen auf der einen Seite den Menschen aus dem Kaiserhaus und auf der anderen Seite ihre Partner.

Urgroßvater Chungsilhan der Erste errichtete dieses Anwesen. Groß genug, dass auch seine beiden Drachen-Partner genügend Platz in ihm fanden. Gänge so lang, dass man seinen ersten Gedanken nach dem Betreten am Ende des Ganges vergessen hatte. Gänge so lang, dass auch Drachen hindurchgehen konnten, ohne dass sie sich ihren Hals verrenkten. Zimmer so groß, dass ein Drache darin Schlafen konnte. All das war Normalität.

Es widersprach nicht der Natur, dass zwei Drachen sich ein Herz teilten. Es widersprach nicht dem Gesetz, dass der Kaiser seinen Stallburschen zum Partner nehmen durfte und mit ihm in einer Beziehung mit drei weiteren war. Es widersprach nicht der Sitte, dass der Kaiser seine Partner, welcher Herkunft sie auch sein mögen, mit zu politischen Banketten nahm. Es widersprach nicht der Norm, dass der Kaiser mehr als einen Partner besaß. Zu der Zeit meines Urgroßvaters Chungsilhan war dies noch gegeben.

Das Herz des DrachenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt