Häftling Nr.17

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Der Vollmond stand hell und klar am Himmel und das Licht, das er Nachts von der Sonne auf die Erde reflektierte, tauchte den Atlantik in ein silbernes Licht.
Die See war ruhig heute Nacht, und ebenso still war es auf einer winzigen, unscheinbaren Insel, auf der es nur einen, großen Gebäudekomplex gab.
Ein großer Lichtkegel drehte seine Runden über die gesamte Fläche, völlig unbeirrt, da nichts Neues im Licht des Scheinwerfers auftauchte.
Im Größten Teil des Gebäudes, das an ein altes Hochhaus erinnerte, hallten Geräusche von Schritten die grauen Gänge entlang und aus der Ferne war eine weitere Lichtquelle zu erkennen, diese stammte von der Taschenlampe eines Gefängniswärters.
Mit flüchtigen Blicken prüfte er jede Zelle, an der er vorbei lief, dabei ließ er mit der linken Hand, in der er nicht die Taschenlampe hielt, nicht den Griff seiner Pistole los, die voll geladen im Holster steckte.
Am Ende des Ganges, vor der vorletzten Zelle, blieb er etwas länger stehen, seine Augen suchten den Innenraum ab und langsam näherte sich der Lichtstrahl der Ecke mit dem Bett des Häftlings an.
Es war leer.
Angespannt trat der Wärter näher an das Gitter heran.
"Na? Kannst du nicht schlafen?",
Erklang plötzlich eine Stimme von Links.
Der Häftling stand direkt am Gitter, und bevor der Gefängniswärter seine Waffe vollständig hervorgezogen hatte, hatte der Insasse danach gegriffen und sie abgefeuert.
Ein ohrenbetäubender Knall hallte durch die Gänge und in allen Zellen regten sich jetzt die Insassen.
Die Kugel war direkt ins Herz gegangen, und alles was der Wärter mit kratziger Stimme hervorbrachte war:
"Nummer Siebzehn, nein!"
Häftling Nummer siebzehn hielt den Mann am Kragen fest, damit er nicht nach hinten kippte und nahm ihm seinen Schlüsselbund ab.
Dann stieß er den mittlerweile toten Körper von sich weg und schloss in Windeseile seine Zelle auf.
Während bereits Alarmsirenen zu hören waren und rote Warnlichter an den stählernen Wänden flackerten, öffnete Nummer siebzehn noch vier weitere Zellen, bis die Gefangenen sich plötzlich etwa einem Dutzend Polizisten gegenüber fanden.
"Weg mit der Waffe! Auf den Boden und die Hände auf den Rücken!", schrie einer der Polizisten, doch niemand rührte sich.
Die Sirenen waren bereits verklungen, lediglich das Rote Licht war noch in Bewegung, und so war nur für einen Kurzen Augenblick das Lächeln im Gesicht der Nummer 17 zu sehen.
"Tut mir leid, Kumpel. Aber ich lasse mich nicht wieder einsperren."
Die Vier Insassen, die hinter ihm gestanden hatten, positionierten sich neben ihm wie eine undurchdringliche Wand und im langsamen Tempo gingen sie bedrohlich auf die Wärter zu.
Ohne zu zögern feuerten die ihre Waffen ab, es fielen etwa zwanzig Schüsse, bis die Männer bemerkten, dass ihre Waffen den Häftlingen offenbar rein gar nichts ausmachten.
Die Nummer Siebzehn baute sich direkt vor dem vordersten Wärter auf und brach ihm mit nur einem Handgriff das Genick.
Als er zu Boden fiel, wichen die anderen Wärter erschrocken zurück.
Vielleicht fielen noch ein paar ängstlich abgefeuerte Schüsse, doch es stand fest- Häftling Nummer Siebzehn verließ in dieser Nacht gemeinsam mit zwanzig Häftlingen aus seinem Zellenblock das Gefängnis.
Und als er ohne jeglichen Widerstand das Motorboot an der kleinen Küste übernahm, stand noch etwas fest- niemand würde je wieder versuchen, sich Häftling Numner siebzehn in den Weg zu stellen.

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