Kapitel 1: Keine Reue

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Das erste was mir auffiel, als ich den Thronsaal auf dem Olymp betrat, war die Tatsache, dass mich alle anstarrten. Und alle waren still. Es war ungewöhnlich. Ich musterte sie. Demeter starrte mich an wie ein interessantes Spielzeug; Artemis beäugte mich abwertend. Poseidon zwinkerte mir kurz und Hermes und Apollo lächelten mich an. Heras Blick war kalt und abweisend, doch sie schien recht entspannt zu sein. Dionysos schaute mich an, als wisse er was er von mir halten sollte. Ares blickte mich hasserfüllt an. Zeus' Blick scheinbar gleichgültiger Blick ruhte auf mir, doch ich konnte die Belustigung in seinen Augen sehen. Am meisten schockierte mich Athenes Blick. Ich hatte etwas abweisendes erwartet, etwas hasserfülltes. Doch stattdessen lächelte sie mich war an und hob kurz die Hand. Dabei hatte ich ihre Tochter getötet. 

Zeus räusperte sich. Sofort huschte mein Blick zu ihm. Er erhob sich. Die anderen Götter taten es ihm gleich. Ich wusste, was nun geschehen würde. Sie würden mein Urteil verkünden. Ich hatte einen Halbgott getötet, Annabeth Chase, meine ehemalige Freundin, Veteranin zweier Kriege und Teil der Sieben. Und ich musste bestraft werden, dagegen konnten selbst die Götter nichts sagen. 

Ich kniete mich hin. Unsicher blickte ich zu dem Kamin rüber, wo Hestia Platz genommen hatte. Sie war in ein rotes Gewand gekleidet. Sie lächelte mir zu. Kurz wurde mir warm ums Herz. Dann wurde ich in die Realität zurück gerissen. Zeus Stimme war klar und Streng: "Perseus Achilles Jackson, Sohn von Sally Jackson und Poseidon, Gott der Meere der Erdbeben und der Pferde. Wir haben uns heute zusammengefunden, um die Strafe für deine Straftat zu verkünden! Die Straftat lautet: Mord an Annabeth Chase, Tochter der Athene und Frederick Chase. Bestreitest du die Tat?", fragte er mich schließlich. 

"Nein."

"So höre unser Urteil! Im Laufe der Verhandlung wurden drei Möglichkeiten für ein Urteil eingereicht. Der erste Vorschlag lautete: Beraubung deiner Kräfte und Verbannung in die Menschenwelt; der zweite Vorschlag lautete: Tötung; der dritte Vorschlag: Starten eines Hilfsprogrammes. Der hat folgendermaßen entschieden: Für den ersten Vorschlag stimmten 6 Ratsmitglieder; für den zweiten Vorschlag stimmte eine Person; für den dritten Vorschlag stimmten sieben Personen. Es gab keine Enthaltungen."

Ich atmete auf. Ich hatte es geschafft! Keine Verbannung, kein Tod! Doch ich war nur einen Moment glücklich. Man würde mich also therapieren. Aber wie? Egal. Ich hatte es geschafft. 

Wenigstens ein schwacher Lichtschimmer durchflutete mein Leben. 

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Für mein Hilfeprogramm sollte ich mich an diesem Abend bei Hekate einfinden, der Göttin der Magie. Ich hatte Hekate nur aus Erzählungen von Hazel.  Aber ich würde sie ja heute Abend kennenlernen. Doch bis dahin waren es noch sieben Stunden. 

Ich beschloss bis dahin auf dem Olymp zu bleiben. 

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Ich setzte mich in dem Café in die hinterste Ecke, an einen Tisch, der durch eine kleine Trennwand von den anderen Gästen getrennt war. Er war perfekt für mich, denn ich wollte unauffällig bleiben. Als die Kellnerin kam, bestellte ich mir eine heiße Schokolade. 

Fünf Minuten später öffnete sich die Tür des Cafés. Ich hörte gedämpft die Schritte. Die Person lief zur Bar und redete kurz mit dem Barkeeper. Dann ging die Person weiter. Erschrocken musste ich feststellen, dass die Person zu mir kam. Ich versank noch tiefer im Sitz. Die Person kam um die Trennwand herum und einen kurzen Moment dachte ich es wäre Annabeth. Doch es war nicht Annabeth, es war Will Solace. Er jetzt bemerkte ich die Person hinter Will. Es war Nico. 

"Hallo, Percy, dürfen wir uns zu dir setzten?", fragte Will vorsichtig. 

"Klar", antwortete ich. 

Sie setzten sich. Will saß links von mir, Nico rechts. In diesem Moment kam die Kellnerin wieder. Auf einem Tablet stand meine heiße Schokolade. "Wollt ihr was?", fragte ich die beiden. Sie nickten. Nico bestellte sich einen schwarzen Kaffee und Will einen Cappuccino. 

"Also, warum seit ihr hier?", fragte ich die beiden, nachdem die beiden ihre Getränke. 

"Wir wollten mit dir reden", antwortete Will und nahm einen Schluck. "Über Annabeth und was du mit ihr getan hast." Ich schluckte. "Dann schießt mal los." Eigentlich war ich gerade nicht in der Stimmung zum Fragen beantworten, doch ich war gewissermaßen gezwungen. 

"Warum? Warum hast du es getan?", fragte Will.

Ich seufzte. "Ihr kennt doch Marvin, den Sohn des Hermes, der vor einigen Monaten ins Camp gekommen ist?" Sie nickten. "Sie mich mit ihm betrogen. Aber er war nicht der Erste. Schon seitdem ich verschwunden war, ist sie immer wieder fremd gegangen. Ich weiß nicht wieso, aber es war so. Ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. Aber sie hat mich verraten, und ich konnte so nicht leben. Also habe ich sie getötet. Ich habe sie getötet, weil sie meine fatale Schwäche ausgenutzt hat; weil sie dachte sie stünde über uns allen. Selbst während wir gekämpft haben, dachte sie noch, dass ich ihr nicht wehtun könne. Ich habe ihr auch nicht wehgetan. Zumindest nicht so, dass sie es hätte verstehen können. Aber am Ende hat sie nicht gelitten. Ich habe ihr Herz geteilt und sie war beinahe sofort tot." In diesem Moment wurde sein Blick leer. Er sah sie erneut unter sich liegen. Erneut sah sie ihn an. Dann stach er erneut zu und sein Herz brach endgültig. "Ich bereue nichts."

Es wurde still. Weder Will noch Nico konnten oder wollten irgendetwas sagen. zumindest für den Augenblick. "Wie geht es Annabeth in der Unterwelt?", fragte Ich Nico schließlich. 

"Sie ist noch nicht in der Unterwelt. Sie ist noch immer bei Charon. Irgendein idiotischer Sohn des Apollo will sie übrigens da weg holen."

"Er wird scheitern." Erneut wurde es still. Um vom Thema wegzulenken holte ich ein Skat - Spiel heraus und begann die Karten zu mischen. Dann teilte ich aus. Den Rest des Nachmittages spielten wir Skat, lachten und tranken gemeinsam, und für einen Moment, aber nur für einen Moment wurde mir richtig warm ums Herz. Doch die Kälte kehrte zurück, als ich aufbrach. 

Ich ging alleine durch die Straßen zu Hekates Palast, aber ich genoss die Einsamkeit. In ihr war ich ganz ich selbst. Keine Freunde die mich ablenkten ... nur ich selbst. in den letzten drei Wochen war sie mein ständiger Begleiter gewesen ... fast niemand im Camp wollte sie mir mehr nähern. Sie hatten Angst, und so waren Einsamkeit und Kälte ein Teil von mir geworden. Und sie nahmen den Platz ein, den Annabeth vorher inne hatte.


Wenn Wasser gefriert... || Percy Jackson Harry PotterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt