Flucht

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Curts Pov

Keuchend und mit einem unerträglichen Stechen in der Seite raste ich durch den Wald. Ich traute mich nicht einmal nach hinten zu sehen. Falls sie nah dran waren, wollte ich es zumindest nicht sehen. Meine Füße schmerzten auch durch die Rennerei. Meine Hände waren aufgeschürft von den vielen Malen als ich hingefallen bin. Noch nie hatte ich so viel Angst in meinem gesamten Leben. Mein Herz schlug so schnell, dass ich Angst hatte es würde jeden Augenblick zerplatzen.
Als ich endlich hinter mich sah, sah ich, dass Ludwig und die Ritter noch ziemlich weit von mir entfernt waren.
Wenn ich Glück hatte, konnte ich mich vielleicht verstecken.
Schnaufend blickte ich während dem Rennen umher. In einen Dachsbau passte ich nicht hinein und auf einen der Bäume konnte ich auch nicht klettern.
Kreischend suchte ich nach halt, als meine Füße plötzlich wegrutschten und ich einen Hang im Wald hinunterschlitterte. Ich streckte meine Arme aus, um nach etwas zu greifen, doch es gab nichts. Also rutschte ich hilflos hinunter, während ich die Augen zukniff als jegliche nackte Haut auf meinem Körper von Stöcken oder Steinen aufgekratzt wurde. Blätter rutschten unter mein Hemd und aufgrund des Regens vom Vortag war mein ganzer Rücken Nass.
Als ich endlich aufhörte zu rutschen und mich wieder aufrichtete, hatte ich keine Zeit um mich zu beklagen und zu jammern, denn ein Versteck zu finden war wesentlich wichtiger.
Schnaufend blickte ich umher, doch keine Möglichkeit zum Verstecken war vorhanden.
Also nahm ich tief Luft und rannte los, die andere Seite wieder hoch, was sich aber als sehr schwierig bewies, da die Blätter unter meinen Füßen andauernd wegrutschten.
Die ersten Meter klappte es, doch dann rutschte ich aus. Reflexartig streckte ich die Hand aus und schaffte es tatsächlich mich an einer Wurzel festzuhalten. Schnell hielt ich mich mit der anderen Hand an einem großen Stein fest und betete, dass sich dieser nicht lösen würde. Verzweifelt suchten meine Füße nach halt. Doch ich schlug eher alle Blätter weg bis nurnoch Erde vorhanden war.
》Da ist er!《, schrie jemand und als ich über meine Schulter sah, erblickte ich einen Ritter, welcher abrupt stehen blieb und nach hinten sah. Die anderen Ritter und Ludwig eilten sofort herbei.
Vor lauter Angst wurde ich panisch und fing an schnell zu atmen. Ich strampelte so lange mit den Beinen, bis ich endlich halt fand und mich mit aller Kraft nach oben drückte. An den Ästen eines Strauches hielt ich mich fest und zog mich weiter hoch. Den Stein und die Wurzel, die ich davor zum festhalten genutzt hatte, dienten mir nun ,um mich mit meinen Beinen wegzudrücken.
Als ich dann nurnoch hochkrabbeln musste, warf ich erneut einen Blick zurück.
Das Blut in meinen Adern gefrierte als die Ritter zu ihren Bögen griffen, doch sofort fauchte Ludwig:》Seid ihr bescheuert?! Der König möchte ihn lebendig!《
Er wollte mich lebendig nur um mich dann umbringen zu können...
Keine Worte konnten meinen Hass auf den König beschreiben.
Oben angekommen rannte ich los wie völlig wildgeworden. Ludwig und seine Ritter stiegen von ihren Pferden, welche sich weigerten den Abhang  hinunter zu gehen.
Mein Blick fiel kurz auf meine aufgeschürften und dreckigen Hände, an denen Blätter und Erde hingen. Meine Kleidung sah auch nicht besser aus.
Weshalb konnten sie nicht endlich aufgeben?
Beim Rennen fiel mir ein Berg ins Auge. Bei diesem gab es eine Öffnung...eine Höhle!
Ich könnte eigentlich noch weiter rennen, da die Ritter in ihren schweren Rüstungen viel langsamer waren, doch meine Kräfte verließen mich. Ich würde nicht weit kommen.
Also flitzte ich zu dem Berg und betrat die Höhle. Dort versteckte ich mich hinter einem großen Fels, ziemlich weit hinten in der Höhle und drückte mich gegen die Wand. Ängstlich kauerte ich mich zusammen und versuchte mich zu beruhigen. Mein lautes Atmen könnte mich verraten. Doch würden sie überhaupt die Höhle betreten? Vielleicht würden sie vorbeilaufen und denken ich sei weitergerannt.
All das Grübeln brachte nichts. Ich musste abwarten und dies war die Hölle.
Mein Atmen konnte ich nicht wirklich leise halten, da mich die Angst förmlich auffraß.
Doch auch Wut war in mir. Wie konnte man meinem Vater einfach unterstellen ein Mörder gewesen zu sein?! Und dann soll ich ihm auch noch geholfen haben?!
Ich ballte meine Hände vor Wut zu Fäusten.
》Weit kann er nicht gekommen sein.《, ertönte von draußen. Ich zuckte zusammen..
》Wir teilen uns auf!《
Dann verteilten sich die Geräusche von Schritten in alle Richtungen.
Die lange darauffolgende  Stille war schrecklich. Sollte ich hinauskommen?
Oder doch nicht?
Sollte ich warten?
Jeder Fehler könnte mich verraten.
Ich hätte schwören können, dass mein Herzklopfen deutlich zu hören war.
Dann hörte ich Schritte in der Höhle und ich hielt sofort die Luft an.
Ich blieb wie erstarrt sitzen und fing leicht an zu zittern.
Nein! Verschwinde! Mein Kopf schrie diese Worte und ich war dem Weinen nahe.
Ich wollte nicht sterben!
Die Schritte hallten weiter durch die Höhle und schon kurz darauf konnte ich ihn aus dem  Augenwinkel sehen.
Ludwig Erenbart. Der Offizier und die rechte Hand des Königs.
Ein eher muskulöser junger Mann vom hohen Wuchs. Sein Haar war kastanienbraun und ordentlich, seine Augen giftgrün und rund. Seine Lippen waren schmal und im Gegensatz zu den Rittern trug er eine eher leichte Rüstung und einen Umhang.
Ich hasste ihn fast so sehr wie den König. Schon seit Tagen jagte er mich, diese arrogante und kaltherzige Ratte!
Er blieb stehen und blickte umher, wobei er sehr aufmerksam zu sein schien.
Sein Blick wirkte bedrohlich, sodass ich mich nicht traute zu oft Luft zu holen.
Er blieb ganz leise. Mir war sofort klar, dass er wusste, dass er mich hören würde, wenn es leise war. Denn obwohl er ein grausamer Mensch und wohl der Inbegriff von Böse war, war er unheimlich klug. Kein Wunder war er die rechte Hand des Königs.
Mit bedrohlichen Schritten näherte er sich einem Spalt in der Wand und blickte hinein.
Da er sich entfernte, wurde ich etwas ruhiger und nahm an, dass er mich nicht gesehen hatte.
Ich drückte mich trotzdem noch weiter an die Wand und blickte nurnoch auf den Boden. Wenn er die Höhle verließ, wäre es geschafft.
Ich hörte weitere hallende Schritte und Atmete erleichtert aus als völlige Ruhe in die Höhle eingekehrt war.
Doch auf einmal schrie ich laut auf als lautes metallisches Geräusch ertönte und ein Schwert an meinem Hals gehalten wurde.

Gefangener der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt