Gefangen

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Curts Pov

Mit den Augen ängstlich weit aufgerissen und zittrigen Atem sah ich Ludwig an. Sein kalter Blick brannte auf mir.
Aufgrund des Schwertes, welches er an meinem Hals hielt, traute ich mich nicht mich zu bewegen und erst recht nicht zu sprechen.
Nur wenige Sekunden zuvor hatte ich gedacht es sei vorbei und ich wäre entkommen, doch nun war ich dem Tod einem Schritt näher.
Mein Herz fing fast an zu versagen aus Angst und ich musste mich beherrschen nicht einfach vor Angst zu weinen.
》Curt Hofmann, du kommt entweder mit oder ich werde dich mit Gewalt dazu zwingen!《, sprach Ludwig mit mächtiger und bedrohlicher Stimme.
Obwohl ich genau wusste, dass der König mich lebend wollte, wusste ich auch wie unberechenbar Ludwig war.
Nur langsam und verängstigt stand ich auf, meinen Blick auf das Schwert gerichtet. Mit diesem folgte Ludwig meiner Kehle, um auf der Stelle diese zu durchschneiden, wenn ich auch nur versuchen würde zu fliehen.
Erst als ich stand fiel mir auf wie groß Ludwig eigentlich war. Ich selber war für meine 15 Jahre schon eigentlich ziemlich groß aber Ludwig war ein förmlicher Riese!
Dadurch wurde meine Angst nur umso größer und ich starrte ihm einfach nur in die Augen.
Ich wollte doch einfach nur nicht sterben! War das etwa so schwer zu verstehen?
Ohne Vorwarnung packte er mich am Arm und zog mich mit, wobei ich fast ,aufgrund seiner Grobheit, gestolpert wäre.
》Endlich...《, knurrte er.
Ich schwieg und versuchte einfach weiterhin nicht zu stolpern. Versuchte mich mit dem Gedanken, dass man mich Hinrichten lassen würde, abzufinden. Doch das war unmöglich. Dieser Gedanke war zu schrecklich!
Vor  der Höhle blieben wir stehen und Ludwigs Plan war wohl, auf die Rückkehr der Anderen zu warten.
Dann überkam mich die Angst und ich fing an zu weinen. Mein Atem wurde zittrig.
Die Tränen kullerten an meinem Gesicht herab.
Meine Angst schmerzte schrecklich und ich fühlte mich wie in einem Albtraum.
Zuerst schien Ludwig nichts mitzubekommen, doch dann blickte er kurz zu mir.
Doch er sah sofort wieder weg. Schenkte meiner Heulerei keinerlei Beachtung.
Du ekelhafte Ratte! Aasgeier! Herzloser Dirnenspross!
Ich war kurz davor diese Worte laut auszusprechen, doch dies wäre mein sicherer Tod. Daher schluckte ich meine Wut hinunter und blickte schweigend auf meinen Arm, welcher noch immer grob gepackt wurde.
》Das dauert wohl noch, bis die kommen...《, murmelte Ludwig zu sich selber und zog mich weiter, worauf ich wieder fast stolperte.
Vor einem Gebüsch blieb er stehen, griff hinein und holte ein Seil hervor. Das eine Ende des Seils ließ er auf den Boden fallen und er zog Stück für Stück das Seil heraus.
Als das ganze Seil daraufhin vor seinen Füßen auf dem Boden lag, duckte er sich, hob es auf und warf es über seine Schulter.
Langsam drehte er seinen Kopf zu mir und sprach mit den giftgrünen Augen eine Warnung aus.
Ich fühlte mich ziemlich eingeschüchtert und als er meinen Arm kurz losließ, versuchte ich erst garnicht zu rennen.
Grob packte Ludwig meine beiden dünnen Arme, drückte die Handgelenke aneinander und umklammerte meine Arme mit einer Hand, sodass er problemlos mit der anderen Hand das Seil greifen konnte, mit welchen er meine Hände zusammenbund.
Ich sah nur schweigend zu. Kurz sah ich Ludwig an, doch sein Blick war verächtlich auf mich gerichtet. Als sei ich hier der Böse! Dabei war ich unschuldig!
Den Rest des Seiles Band der Offizier um einen dünnen Baum. Er machte mehrere Knoten und zog noch einmal selber stark an dem Seil, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich nicht flüchten können würde.
Ohne ein weiteres Wort setzte er sich auf einen großen Stein und blieb dort, in den Wald starrend, sitzen.
Ich setzte mich schweigend auf den Boden. War mir doch egal, wenn meine Hose schmutzig werden würde.
Mein Tod war sicher.
Ich wollte zumindest gehorchen, damit Ludwig mir nicht noch alle Finger einzeln abschnitt. Denn mehr leiden als nötig wollte ich nicht.
Es war schwer für mich nicht wieder zu weinen oder mich Ludwig zu nähren, um ihn in sein hässliches Gesicht zu spucken!
Alles fühlte sich so unecht an...
Dieses Gefühl war schwer zu beschreiben. Als sei ich leer oder in einem Traum und würde versuchen aufzuwachen. Doch so war es nunmal nicht.
Es herrschte eine unangenehme Stille. Man hörte nur die Rufe von Vögeln und ansonsten nichts.
Ludwig hatte die Arme verschränkt und klopfte ungeduldig mit einem Fuß auf den Boden. Wenn er mich doch jetzt schon die ganze Zeit suchen und verfolgen musste, würde er es doch wohl akzeptieren können, wenn er kurz warten musste! Schließlich konnten die Ritter nicht wissen, dass er mich gefunden hatte.  Ich hoffte einfach mal, dass es noch lange dauern würde.
Vor mir krabbelte ein kleiner dunkler Käfer über die Blätter. Ich hielt meine Hände hin, damit er auf diese krabbeln konnte. Ich mochte Käfer. Mit meinem neuen kleinen Freund versuchte ich mich abzulenken, doch mein Herz pochte und ich konnte die Angst nicht verdrängen. Auch wenn ich es noch immer alles nicht ganz realisieren konnte.
Als der kleine Käfer über meinen Handrücken krabbelte, kitzelten seine Beinchen mich ein bisschen.
Schnell krabbelte er über den Knoten, der meine Hände zusammen hielt und weiter an meinem Arm hoch. Da ich jedoch nicht wollte, dass er unter mein Hemd krabbelte, legte ich meine Hände auf den Boden und pustete, um ihn in die andere Richtung zu lenken. Mein neuer Freund krabbelte runter und  verschwand zwischen den Blättern.
Ich sah wieder auf und starrte zu Ludwig. Mir kam sofort wieder die Wut hoch, als ich ihn ansah. Er hingegen sah mich nie lange an. Wenn er mich mal ansah, nur ganz kurz und das wahrscheinlich auch nur um zu schauen, ob ich nicht versuchte zu fliehen.
Wahrscheinlich wartete er nur darauf, mir endlich wehtun zu können!
In dem Moment ,als er den Kopf etwas zu Seite neigte, erblickte ich einen dunkelroten Fleck an seinem Hals. Ich presste die Lippen zusammen. Wer konnte bitteschön sojemanden lieben? Ein Monster! Dieser junge Mann konnte doch auch unmöglich in der Lage sein zu lieben, denn dafür brauchte man schließlich ein Herz!
Plötzlich sah er mich mit kaltem Blick an und ich spannte meinen Körper erschrocken an, da es wirkte als hätte er meine Gedanken gelesen.

Gefangener der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt