Kapitel 2

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Edinburgh, Königreich Northumbria 

Nebel bedeckte die Stadt Edinburgh im Norden von Northumbria. Man erkannte den dunkelgrauen Rauch, der über den Dächern der Stadt aufstieg. Der Boden war nass und matschig. Die Stille außerhalb der Stadt wurde plötzlich von Pferdehufen unterbrochen. Eine Gestalt kam auf einem schwarzen Pferd aus dem Wald geritten. Je näher sie kam desto erkenntlicher wurde sie. Es war ein junger Mönch, sein Gesicht war Blutverschmiert. Er zitterte am ganzen Körper und hielt mit einer Hand sein Kreuz fest, welche an an einer Kette befestigt war.

-Halt, wer sind sie?, forderte eine Wache den Mönch auf sich auszuweisen.

-Ich bin Bruder Jonathan vom Kloster Lindisfarne. Ich muss mit dem König und dem Bischof reden! Es ist dringend!, drängte er. Die Wachen befahlen das Tor zur Stadt zu öffnen und der Mönch ritt zum Schluss. Als er in den Hof ritt warteten König Osberth und Bischof Æthelweard. Der Bischof trat nach vorne und begrüßte den Mönchen besorgt als dieser vom Pferd abstieg.

-Bruder Jonathan, was ist euch wiederfahren?

-Mein Vater, wir wurden angegriffen. Es waren Männer die vom Meer aus mit Drachenbooten kamen. Sie sprachen eine fremde Sprache, hatte lange Bärte und sahen bestialisch aus. Sie töteten jeden bis auf Bruder Mathias und mich. Mathias nahmen sie mit, er beherrschte ihre Sprache. Ich habe mich versteckt. Ich beobachtete wie sie jeden niedermetzelten und noch auf die Leichen einschlugen als wären sie wilde Tiere!, erklärte Jonathan und wurde lauter. Dann verfiel er seine Gefühlen, sackte ein und die Tränen floßen ihm über die Wangen. Die Bürger die sich am Hofe versammelten hatten, waren erschrocken. Ihre Münder standen weit auf, die Augen aufgerissen, manche hielten sich die Hand vor den Mund, andere wurden ohnmächtig beim anhören jenes grausamen Berichtes des Mönches.

-Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn. Amen! Gehet hin in Frieden. Dank sei Gott, dem Herrn, für euren Bericht Bruder Jonathan. Gott segne euch!, rief der Bischof.

-Gott segne euch!, rief nun das Volk und der König trat hervor.

-Bruder Jonathan., begann er zu sagen, -Was ihr überlebt hat ist noch keinem von uns Wiederfahren. Niemand hier im Hofe kann euer Leid und eure Angst spüren, nicht mal ich. Diese Männer sind wilde Tiere, ein bisher unbekanntes Volk und gefährliche Feinde schlecht hin! Mein Volk wir müssen uns auf weitere Angriffe vorbereiten. Lasset uns Northumbria aufrüsten!, verkündete König Osberth und streckte seine Arme zum Volk als wolle er es verscheuchen. Die Bürger fingen an zu applaudieren und gingen dann ihren täglichen Tätigkeiten wieder nah. Innerhalb kürzester Zeit wurden neue Schmiede und Lehrlinge eingestellt um das Land ordentlich mit guten Waffen und Schilden zu wappnen.

Der König, der Bischof und der Mönch gingen in Begleitung von vier Soldaten ins Schloss in einen Nebenraum. In der Mitte stand ein alter Holztisch mit Metall Rändern auf dem Tisch lag eine Karte von ganz England. Auf verschiedenen Stellen standen kleine roten, grünen und blauen bemalte Steine. Der König nahm einen roten Stein und setzte ihn auf das Kloster Lindisfarne. Einen weiteren blauen Stein stellte er in das Dorf vor dem Kloster. Dies bedeutete dass das Kloster angegriffen wurde und im Dorf Soldaten stationiert werden müssen. Zudem setzte er noch einen blauen Stein etwas südlicher von Lindisfarne an die Ostküste von Northumbria.

-Nur um sicher zu sein, falls die Heiden noch mal zurück kommen und auf einer anderen Stelle an Land gehen!, informierte er die 6 Mitmenschen im Raum. -Zudem möchte ich mit den Boten und Schreiber reden. Kommandant Edvard könnten sie sie mir in einer Stunde in die Bibliothek schicken?

-Sehr wohl mein König!, antwortete der Soldat und schritt hinaus.


Westküste Skandinaviens, Jorvaskr

 Der Rauch im kleinen Dorfhafen lichtete sich langsam. Manche Häuser waren stark beschädigt andere sind bis zum Fundament abgebrannt. Die Frauen transportierten die Leichnamen ihrer Männer zu einem Schiff, welches andere dekorierten. Die Männer versuchten die letzten Flamen zu löschen und begannen bereits mit dem Wiederaufbau von Jorvaskr. Holz wurde aus dem nahe geliegenen Wald angeschafft und Steine von den Felsen geschlagen. Heute arbeitete und trauerte das ganze Dorf zusammen, denn dies war ein schreckliches Zeichen. Denn wenn Nidhöggr den Weltenbaum verlässt bedeutet dies dass Ragnarök bevorsteht. Björn war besorgt aber auch mit hoffnungsvoll, weil er Odin getroffen hatte um ihn und die Welt vor Ragnarök zu warnen. Nur Frauen und Männer die würdig sind sich Odin zu beweisen und eine abenteuerliche wie auch gefährliche Zukunft vor sich haben, besucht Odin.

 Björn lief in das Jarlshaus und durchsuchte seine zahlreichen Bücher nach Begegnungen mit Odin und wurde tatsächlich fündig. Die letzte bekannte Begegnung mit Odin war vor ungefähr 200 Jahren als Otar Blutfaust aus Jämtland ganz Nordschweden, Nordfinnland und Nordnorwegen einnahm und 36 Jahre lang besetzte. Odin kam herbei um Otar die Nachricht zu überbringen dass ein noch viel mächtigerer Feind sein Reich zerstören wird. Dieser Feind kam aus dem nahen Osten und fegte Otar weg wie ein kleiner Stein. Otars Armee war zahlreich unterlegen und obwohl er das Gebiet äußerst gut kannte und die Umgebung in der Schlacht nutzte wurde er trotzdem besiegt. Der Grund war dass er schon zu tief im Thron saß und Macht gierig geworden ist und sich alles nahm sei es friedlich oder mit Blutvergiessen. 

Björn fragte sich nun was aus ihm werden würde. Wird er Ragnarök aufhalten können obwohl es unvermeidlich ist. Wird er Nidhöggr besiegen? Neue Länder entdecken? Er war sich jedoch sicher dass er für etwas höheres bestimmt war. Wissbegierig ging er aus dem Haus und verließ das Dorf. Vor dem Wald stand eine klein Hütte in der der Seher wohnte. Er klopfte an die Tür und stieß sie langsam auf als der Seher hin herein bat.

-Komm rein Björn, ich habe dich bereits erwartet!, verkündete er und bat dem Burschen etwas zu trinken an.

-Hallo Vöttur. Ihr wisst warum ich hier bin., erwiderte Björn .

-Gewiss Junge. Komm setzt dich und fangen wir an!, bat Vöttur ihn und zeigte auf einen Stuhl.

-Nun, kurz bevor Nidhöggr das Dorf angriff, traf ich Odin in meinem Zimmer. Warum hat mich besucht?, fragte Björn den Seher ungeduldig der seine Hand hielt.

-Odin hat dich für etwas höheres ausgesucht, Ragnar. Oh du wirst eine glorreiche Zukunft vor dir haben. Man wird noch ihn Tausenden Jahren über dich reden. Aber deine Aufgabe ist auch gefährlich. Oft wirst du dem Tod in die Augen sehen!, warnte Vöttur ihn.

-Welche Gefahren?, drängte der Junge und fing ungeduldig an mit seinen Fingern auf der Stuhlseite zu trommeln.

-Du wirst noch mehr Kreaturen wie Nidhöggr bekämpfen müssen. Und du wirst oft die Toten besuchen um Teile einer mächtigen und gefürchteten Waffe zu finden die dir helfen wird nach Valhalla zu gelangen.

-Werde ich im Kampf fallen?

-Du stellst zu viele Fragen Junge., mahnte ihn der Seher und streckte seine Hand nach vorne. Björn  bückte sich nach vorn und leckte sie ab, wie ein Tier welches soeben gezähmt wurde. 

Mit neuen Fragen und Antworten ging er hinaus und blickte verlegen auf Jorvaskr hinab. Die niedergehende Sonne ließ die Dächer aufhellen und gab dem Dorf eine mystische Atmosphäre. Der Wind blies langsam über die Wiesen und er konnte beobachten wie die einzelnen Strohhalme hin und her schwangen, wie ein Drachenboot auf dem Meer nach einem Sturm. Voller Abenteuerlust und neuer Erkenntnisse lief Ragnar ins Dorf.

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Der Weg nach ValhallaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt