Chapter.06

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Fokus Taehyung

Tränen, Schluchzen, Schmerz. Eine aufgebundene Qual, das Seil aus Stahl. Ein Gordischer Knoten und keine Möglichkeit, das Glück durch ihn hindurch dringen zu lassen.

Taehyung zögerte nicht, als er das Zimmer betrat. Zwar stets mit Unsicherheit begleitet, doch hatte er keine Angst. Viel zu sehr schmerzte es ihn, das nun wieder laute schluchzen zu hören, als er sich in dem Zimmer umsah. "Ich bin da", murmelte er, doch war er sich sicher, dass die Stimme es bereits wusste, "wo bist du?" Er bekam keine Antwort, so ging er weiter in den Raum hinein. Er hörte das Weinen deutlich, es kam aus seiner Nähe, und tatsächlich. Er musste kaum suchen, trat nur noch etwas weiter ein, als er eine kleine Shilouette auf dem Boden sitzen sah, neben dem Bett, fast versteckt.

Die Figur hatte den Kopf gesenkt, rabenschwarze Haare zeichneten sich ab und sie bebte, wurde immer wieder durch ihr eigenes Wimmern erzittert.

Taehyung stockte. Hier war also wirklich eine Person. "Shh", hauchte der junge Makler leise, während er vorsichtig noch einige Schritte auf den Schatten zumachte. Dieser hielt inne, blieb kurz still, weshalb auch Taehyung es nicht wagte, sich zu bewegen. Eine kurze Zeit verblieben sie so. Eine kurze Zeit, die sich jedoch stundenlang anfühlte, aber selbst, wenn Taehyung sich nun auf die Figur zubewegen wollte, sie fest in seine Arme ziehen wollte, so ließen es seine Glieder nicht zu. Wie gefroren stand er dort. Zumindest, bis der Fremde den Kopf langsam hob, direkt mit leeren, leblosen Augen auf in Taehyungs nun geweiteten blickte.

Die Haut des Fremden schien bläulich verfärbt, seine Augen waren von dichtem schwarz eingenommen und die Lippen so blass, während die pechschwarzen Strähnen ihm die Sicht halb verdeckten.

Wieder Stille. Keine Bewegung. Keine Bewegung, neben dem leichten Lächeln, das die Figur nun auf ihre Lippen hetzte, das so wirklich, aber doch so surreal wirkte. Der junge Makler konnte den Blick nicht von seinen Augen abwenden, auch nicht, als der Fremde den Kopf schief legte. Immer schiefer, bis sein Ohr auf seiner Schulter auflag, Taehyung trocken schlucken musste.

Das Grinsen im Gesicht der so unreal wirkenden Person wurde breiter, zeigte sich nun auch in seinen Augen wieder, doch diese selbst sprachen andere Worte. Sie zeigten Leere, sie zeigten den Tod. "Helfen wolltest du mir", war zu hören, doch schienen sich die blassen Lippen des kleineren Jungen nicht zu bewegen, "Komm. Nun hilf mir"

Taehyung stockte, das Zittern seinen Körper wieder überziehend. Wer war das? Oder was war das? Und wie sollte Taehyung ihm helfen? Er wich einen Schritt zurück. Als er dies jedoch tat, verschwand das Lächeln von dem Gesicht des Fremden, sein Kopf drehte sich wieder gerade und sein Blick wurde wieder verzweifelt, als er seine Hände in Taehyungs Richtung ausstreckte. Knochige, weiße Finger, die unendlich zu zittern schienen. "N-nein! bleib, bitte..", Wimmerte der Junge, Tränen weiterhin aus seinen Augen fließend, weshalb der Makler tief einatmete.

Es dauerte etwas, bis Taehyung sich wieder fassen konnte. Er blieb still, bewegte sich nicht. Erst, als der Fremde wieder zu Schluchzen und Wimmern begann, kam er ihm näher, sich mehrmals nervös über die lippe leckend, die Hände krampfhaft zu Fäusten geballt, als er sich neben die Gestalt kniete. "Hör auf zu weinen. Ich bleibe ja da", murmelte er leise, weshalb der Fremde den Kopf auch wieder anhob, Taehyung ansah und wieder etwas lächelte, während noch einige Tränen über seine Wangen rollten, "es ist alles gut."

Der Makler kam wieder näher, wollte nach einer der knochigen und dünnen Hände des Fremden greifen, doch bekam er nur eiskalte Luft zu halten. Geschockt weiteten sich seine Augen, sein Atem blieb stehen und er schnappte hektisch nach Luft, bevor er wieder zu dem Fremden blicken konnte, dieser aber nur kindlich kicherte.

"Nicht anfassen, Taehyung", murmelte er, die Augen des etwas Größeren sich noch mehr weitend, als der Fremde seinen Namen aussprach, doch die Worte darauf, ließen ihn nur wieder trocken schlucken, "ich bin nicht lebendig."

"D-du, was?", fragte Taehyung ungläubig, purer Schock und Unglauben in seiner Mimik gezeichnet, worauf der Schatten jedoch nur nickte, nun sanft lächelte: "ich lebe nicht." "Du...", begann der Makler wieder, hielt inne und musterte den Fremden, "Du bist also tot? Bist Du ein Geist?" Seine Stimme zitterte, doch im gegensatz zu ihm schien der eben noch so verheulte Junge recht ausgelassen, als sein kindliches Kichern in die Ruhe eintrat, ohne sich anzukündigen oder um Einlass zu bitten.

"Nein, bin ich nicht", grinste der Fremde, ehe sich sein Gesicht verzog, seine Wangen noch eingefallener wirkten, als zuvor, sie noch knochiger und blasser wurden, er die Augen zukniff, "Ich wünschte, es wäre so."

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-27.01.2020-

you promised [kth x Jjg] TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt