Kapitel 1

134 2 0
                                    

Wie das Leben so spielt

P.O.V Em

„Mom bitte!!!" Bettelte ich. „Nein." Antwortete meine Mutter genervt. „Daaaaddd!" Schrie ich wütend. „Nein Em du kommst jetzt mit uns nach hause es ist schon spät und ich will nicht das du nachher alleine von Anna zurück läufst. „Maaaaaaan!" Ich lehnte mich genervt zurück. „Ihr seit so spießig!" Ich beobachtete die an uns vorbei fliegende Landschaft und schlug gegen die Autoscheibe. „EMELY!" Ermahnte mich mein Vater streng und schaute mich durch den Rückspiegel drohend an. „Ihr nervt voll!" Schrie ich. „Emely jetzt reicht es aber!" Meine Mutter klatschte ihre Hand laut auf das Armaturenbrett und ließ mich zusammen zucken. „Ich hasse euch!" Schrie ich und ließ das ganze Auto erzittern. Plötzlich schrie meine Mutter angsterfüllt auf. Es krachte laut und unser Auto schlingerte. Ich fing an zu schreien und krallte mich in den Sitz. Unser Auto wurde über die Straße geschleudert. Ich hörte einen letzten markerschütternden schrei, dann legte sich die stille Dunkelheit über uns. Schreiend wachte ich nassgeschwitzt auf. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals und ich keuchte schwer ein uns aus. Ich würde gerne sagen es war nur ein Traum aber das war es nicht. Ich fing laut an zu Weinen und vergrub mein Gesicht schreiend in mein Kopfkissen. „Em shhh tschsch alles ist gut." Tröstend zog mich mein Bruder in eine Warme Umarmung und meine schreie gingen in seinem T-Shirt unter. Ich schüttelte meinen Kopf, nichts war gut. Meine Eltern waren vor 2 Monaten bei einem Autounfall gestorben und ich war schuld daran. „Em beruhige dich du weißt das alles nicht deine Schuld war." Jakob strich mir eine Strähne meiner rotbraunen Haare hinter mein Ohr. „Doch..." Flüsterte ich mit heiserer Stimme, Jakob schüttelte bestimmt den Kopf und hob mein Kinn an. „Nein und das weißt du auch es waren die Bremsen des anderen Autofahrers!" Jakob presste seine Hand zu stark in mein Gesicht und ich wimmerte kurz auf. „Jakob ich kann nicht mehr..." Weinte ich. „Doch Schwesterherz du kannst noch du bist stark wo ist die Emely die ich kenne?"

„Bei Mom und Dad." Wieder schüttelte Jakob seinen Kopf. „Mom und Dad sind ewig in deinem Herzen also bist du in dir!" Jakob drückte mich sanft zurück in mein Kissen und legte sich zu mir unter die Decke. Seine warmen Arme umschlungen mich, gaben mir Geborgenheit, Wärme und Liebe. Seine gleichmäßigen Atemzüge beruhigten mich bis ich an seiner Schulter zurück in einen Traumlosen Schlaf glitt.

***

P.O.V Jamie

Ich hatte die Schreie meiner Schwester gehört und auch wie Jakob in ihr Zimmer gekommen war. Wie jede Nacht. Es war wie ein nie enden wollender Alptraum ohne entrinnen. Ich lag wach und starrte an die Zimmerdecke. Tränen rollten mir übers Gesicht. Stille Tränen. An jenem Abend hatte ich es gewusst noch bevor ich die Tür geöffnet hatte, die Blauen Lichter dahinter und das Heulen der Sirenen waren eine Vorwahnung gewesen und der Blick voller Mitleid des völlig überforderten Polizisten vor unserer Haustür war die Bestätigung. Die nächsten Stunden war ich wie in Trance gewesen und es waren nun nur Bruchstückhafte Erinnerung geblieben. Meine völlig verstörte Schwester, mein Bruder der weinte, meine überforderten Großeltern. Das war nun 2 Monate her und trotzdem war die Trauer geblieben. Ich und meine Schwester waren zu meinen Großeltern gezogen und mein Bruder wohnte nun auch hier. Es war einfacher hier. Nicht das Mitleid der anderen ertragen zu müssen, so dass man immer an das Unglück erinnert wurde. Trotzdem liefen mir in kalten, schlaflosen Nächten Tränen über das Gesicht. Ich vermisste meine Eltern unglaublich. Ich vermisste, dass Mum beim Kochen das Radio andrehte und mitsang, ich vermisste Dads dumme Witze. Alles was ich vorher als peinlich empfunden hatte, fehlte mir nun umso mehr. Aber ich versuchte stark zu sein für meine Großeltern, für meinen Bruder, aber vor allem für meine Schwester, die viel mehr Probleme mit dem Verlust unserer Eltern hatte.

***

P.O.V Em

Ich wachte auf und merkte wie sich zwei warme Arme um meinem Körper schlangen. Jakobs Arme. Ich starrte an die Decke. Ich traute mich nicht zu bewegen, ich wollte Jakob nicht aufwecken. Jede Nacht, seid 2 Monaten, träumte ich von dem Tag der mein Leben in den Abgrund lenkte und jede Nacht kam Jakob. Ich war daran schuld das meine Eltern gestorben waren, ich alleine und nicht eine nicht funktionierende Bremse. Das letzte was ich zu meinen Eltern gesagt hatte war „ich hasse euch" und nun wünschte ich mir nichts sehnlicher als ihnen sagen zu können dass ich sie liebe. Ich vermisste sie, so wie alle in meiner Familie, die ich noch nie so zerstört gesehen hatte. Ich war wütend auf mich selber, ich lebte in meiner kleinen eigenen eingeschlossenen Welt und betrachtete mein Leben aus einer Glaskugel, nach außen hin freundlich und fröhlich und nach innen hin traurig und kaputt. Ich lebte mein Leben bei meinen Großeltern auf ihrem Reiterhof weiter, so gut es ging. Ich atmete tief ein und aus um nicht wieder zu weinen, mein blick viel auf die Uhr. 20 vor 8, ich musste aufstehen, aber ich wollte nicht um 8 würde die Schule beginnen, aber das war mir in diesem Moment ziemlich egal.

***

P.O.V Jamie

Ich wachte mit vom Weinen verklebten Augen auf. Die Sonne schien mir ins Gesicht und ich blinzelte. Ich zwang mich aus dem Bett und schlurfte ins Bad und wusch mir mein Gesicht ab. Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine Augen waren verquollen und meine Haare waren verwuschelt. Ich zwängte mich aus meinem Batman- Schlafanzug, machte die Stereolage auf der Fensterbank an und sprang unter die Dusche. Das auf mich runterprasselnde Wasser machte mich wach und ich bekam von meiner Lieblingsplaylist gute Laune. Ich würde heute zum ersten Mal wieder zur Schule gehen. Ich hatte nicht so viel verpasst aber der Gedanke den Stoff nachzuholen und die ganzen neuen Schüler kennen zu lernen waren nicht sonderlich erfreulich. Ich trocknete mich ab und schlüpfte in meine Lieblingsjeans, ein T-Shirt und eine Strickjacke. Dann ging ich die Küche, wo meine Oma Blaubeerpfannkuchen machte . Ich ging zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Hallo mein Liebling! Dein Pfannkuchen ist schon fertig" .

Ich setze mich auf die Küchenbank und fing an meinen Pfannkuchen zu essen und meinen Pfefferminztee zu trinken.

„Sehr lecker, Oma ! Wo sind eigentlich Em und Jakob ?" fragte ich sie.

„Ich habe sie auch noch nicht gesehen! Es ist schon ganz schön spät. Kannst du mal gucken gehen ?" bat mich meine Oma.

Ich stopfte mir schnell den Rest meines Pfannkuchen in den Mund und lief dann nach oben. Das Zimmer meiner Schwester lag direkt neben meinem und ich lief zu ihrem Bett, wo sie noch mit meinem Bruder lag.

„Em aufwachen!" rief ich, „wir müssen los".

***

P.O.V Em

Erschrocken fuhr ich aus dem Bett und knallte mit meinem Kopf voll Karacho gegen den meiner Schwester. „Aua pass doch auf Em." Jamie rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn und drehte sich wieder zum gehen. Seid den Tod unserer Eltern hatten wir uns immer weiter auseinander gelebt. Leider. „Beeil dich wir müssten schon längst los.

Wie das Leben so spielt (1D FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt