Ganz ruhig saß Loki in seiner Zelle auf dem Boden. Er sprach nicht. Er hoffte, dass niemand sein Zittern bemerken würde. Dann hörte er Stimmen aus dem Eingangsbereich.
„Ihr wisst aber schon, dass ich einer der mächtigsten Männer der Welt bin?! Die werden mich suchen! Ihr könnt mich nicht einfach so entführen!", sagte eine ziemlich eingebildete Stimme und Loki wurde hellhörig. Hatte er gerade wirklich Tony Stark sprechen gehört? Aber weshalb brachten ihn diese Psychopathen hierher? Er war doch nur ein Mensch und an Menschen konnte man keine besonders interessanten Experimente durchführen. Doch dann fiel Loki ein, dass Tony ja schon einmal entführt wurde. Damals sollte er Waffen bauen. Vielleicht war es diesmal ja wieder so?
Warum Loki sich so viele Gedanken darüber machte? Ganz einfach: Es war sterbenslangweilig in seiner Zelle. Die Wände waren weiß, das Bett war weiß, seine Kleidung war weiß und sogar das Essen, das er bekam wurde ihm auf weißem Geschirr geliefert. So langsam wurde Loki wirklich depressiv von dieser Farbe.
Er fragte sich, ob Tony vielleicht in seine Zelle kommen würde. Ja, er wünschte sich, mit seinem Feind zusammenzuleben. Einerseits, weil Tony schon einmal seinen Entführern entkommen war und es jetzt vielleicht wieder schaffen würde, andererseits, weil Loki mit irgendjemandem reden wollte. Die Ärzte, die ihm immer irgendwelche Chemikalien ins Blut spritzten oder andere nicht gerade gesunde Dinge mit ihm taten, schwiegen immerzu. Ob man es glauben wollte oder nicht, aber nach einem Monat Gefangenschaft war Loki wirklich wahnsinnig geworden. Er freute sich über jede noch so kleine Abwechslung und wenn es nur mal ein anders gemusterter Teller war. Loki musste zugeben: Er verlor den Verstand.
Er hatte so lange nachgedacht, dass er jetzt ertappt hochschreckte, als sich die Tür öffnete. Loki war sich in dem Moment nicht sicher, ob er sich freuen sollte oder nicht. Vor ihm stand tatsächlich Tony Stark. Loki entschied sich dafür, ihn anzulächeln, aber in seinen Augen blitzte Begeisterung auf. Tony starrte ihn wortlos an, dann starrte er auf einen Zettel, den er in der Hand hielt. Und, oh welch ein Wunder, der Zettel hatte Lokis Lieblingsfarbe: Weiß! Tony trug genau wie er weiße Kleidung. Unsicher stand Loki auf und ging auf seinen neuen Mitbewohner zu.
„Hi?", sagte er schüchtern und es klang eher nach einer Frage. Tony sah ihn an, als wären ihm gerade Hörner gewachsen: „Seit wann bist du denn bitte freundlich? Nein, warte, bessere Frage: Wieso bist du hier?! Und wieso bin ich in einem Raum mit dir?!"
Jegliche Hoffnung auf ein nettes Gespräch war verschwunden. Traurig wendete Loki sich ab und ging ein paar Mal im Kreis. Angestrengt dachte er nach. Was sollte er denn jetzt antworten? Er entschied sich nach einiger Zeit dafür, sich einfach wieder auf sein Bett zu setzen und Tony anzustarren. Loki empfand es als normal, was er da tat, aber Tony konnte man ansehen, dass er ihn für verrückt hielt. Das war Loki ja auch. Verrückt. Gestört. Wahnsinnig. Wie auch immer man es nennen wollte. Depressiv starrte er an die Decke, welche übrigens eine sehr schöne Farbe hatte. Richtig, weiß!
„Bist du irgendwie dumm oder so? Ich rede mit dir!", meckerte Tony und bekam sofort Lokis volle Aufmerksamkeit. Lokis Stimme war kratzig, weil er so lange nicht gesprochen hatte. „Willst du wirklich mit mir reden?", fragte er mit einem Funken Hoffnung.
„Ja, nach was sieht es denn sonst aus?!", stöhnte Tony genervt. Er setzte sich auf ein zweites Bett, das Lokis Bett gegenüber stand.
„Ich war mir nicht sicher... tut mir leid...", murmelte Loki und Tonys Augen verspotteten ihn nahezu. Doch der Playboy fragte nur: „Wieso warst du dir nicht sicher? Worüber überhaupt? Es ist doch normal, dass zwei Leute miteinander reden!"
„Das letzte Mal, dass ich mit jemandem gesprochen habe ist ziemlich lange her... ich gebe es ungern zu, aber als ich vorhin deine Stimme gehört habe, habe ich mir gewünscht, du würdest herkommen...", flüsterte Loki und sah auf den weißen Boden.
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Das Labor - Frostiron Oneshot (Deutsch)
FanficLoki wird seit einem Monat in einem unbekannten Labor festgehalten. Täglich wird er gefoltert, dann wieder alleine in eine Zelle gesperrt. Jeden Tag der gleiche Ablauf. Niemand redet mit ihm. Verzweifelt sehnt er sich nach dem kleinsten bisschen Abw...