Der letzte Regen

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„Will", begann Hannibal und eine Träne stahl sich aus seinem Auge

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„Will", begann Hannibal und eine Träne stahl sich aus seinem Auge. Das Feuer knisterte gemütlich im Kamin, während er es mit seinen alten Notizbüchern fütterte.
„Will, was machst du hier?"
Will Graham kam aus dem Dunkeln ins Licht hinein und nährte sich gemächlich Dr. Lecter an. Er nahm dem sonst so gefassten Mann ein Buch aus der Hand und legte es auf den Beistelltisch der Kamingarnitur gleich rechts von ihm.
„Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden",
Wills Stimme klang ruhig. Nur er selbst wusste, dass er alles andere als das war.
„Das erfreut mich, danke."
Lecter rang sich ein Lächeln ab und widmete sich dem Lockenschopf, den er womöglich bald nie wieder sehen würde.

Stille. Nur das Knacken des Feuers. Noch ein letztes Mal streckte Hannibal seine Hand nach seinem Freund aus und strich ihm zärtlich über die Wange, „Was ist nur aus uns geworden?"
Sekunden verstrichen.

Manchmal sind die Fragen kompliziert und die Antworten einfach."
Will schloss die Augen unter seiner Berührung und spürte dem nach, drückte Hannibals Hand mit seiner noch ein wenig fester an seinen Kopf.
„Und manchmal sind es die Antworten, die uns quälen. Nicht die Fragen", flüsterte er noch und öffnete seine Augen wieder, sah dem adretten Mann gegenüber in die Augen, glänzende Murmeln im Halbdunkeln dieser spärlichen Beleuchtung.
„Ich werde dich nie vergessen. Wir teilen eine einzigartige Einsamkeit, die kein anderer je auf dieser Welt verstehen könnte", sprach Hannibal aus der Stille heraus und unterstrich seine Worte mit einer festen Umarmung.

Er konnte seine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Ein Damm brach in seinem Inneren wie sein Herz, als er Will in seinen Armen hielt und wusste, dass es nie wieder so sein würde.
„Jeder andere versteht uns beide mehr, als wir es können", Graham lachte leise etwas unbehaglich und löste sich langsam aus der Umarmung, die den Abschied nur erschwerte.
„Mach's gut Hannibal, ich muss gehen, sonst werden sie mich hier suchen."
Lecter nickte stumm. Er würde in wenigen Stunden im Flieger sitzen, während die Polizei sein leeres Anwesen durchsuchte. Mit mildem Lächeln wandte sich der Lockenschopf zum Gehen, leise schritt er in Richtung Tür.
„Will?"

Der Lockenschopf verharrte und blickte über die Schulter.
„Meine Liebe für dich war immer pur, von Anfang an."
Hannibals Geständnis war so leise und zart, dass es beinahe vom lodernden Feuer übertönt wurde. Entschlossen nahm er das letzte Buch mit den Initialen W.G. vom Tischchen und warf es ins Feuer, bevor er seinen Blick erneut gen Tür richtete. Doch Will war schon verschwunden.

Hannibal Lecter fühlte sich leer, furchtbar leer und er wusste, dass er so Fehler begehen würde, die ihm seine Freiheit kosten könnten. Wütend über sich selbst, stürmte er vorzeitig aus dem Haus. Es regnete. Er merkte es kaum. Auch wusste er nicht, wohin ihn seine Beine trugen. Er ging einfach seiner Nase nach. Grahams Aftershave haftete noch beharrlich an seinen überempfindlichen Riechzellen, es roch billig und dennoch liebte er diesen Geruch.

„Hannibal?"
Gerade hastete er an einer Bushaltestelle vorbei. Abrupt hielt er an und ging ein paar Schritte rückwärts. Dort saß er, Will Graham, begossen wie ein Pudel und verloren wie ein Welpe. Ohne zu überlegen, ging er auf ihn zu und packte seinen Kopf mit beiden Händen.

„Vergib mir nur ein weiteres Mal, Will."
Ein Blitz ging durch seine Gedärme, als seine Lippen sehnsüchtig mit denen seines geliebten Will vereinten und für einen Moment war alles still. Für einen Moment war alles gut.

"Es tut mir Leid, Hannibal. Sie wissen Bescheid", nuschelte Graham wie paralysiert vor seinem Gesicht. Polizeisirenen ertönten, Lautsprecher knackten, „Dr. Lecter, Sie sind umzingelt. Ergeben Sie sich und niemand wird verletzt."
Hannibal schnaubte und widmete seine Aufmersamkeit jedoch Will, der nicht wusste, wie er sich haben sollte. Zärtlich tätschelte er seinen Kopf, den er nun auf seine Brust sinken ließ.

Und so standen sie dort, kein Polizist oder FBI-Ermittler rührte sich, alle schauten nur wie gebannt auf diese skurrile Szenerie, eingetaucht im blauen Licht, das die Nacht in ihrer Schwärze zerschnitt.
„Es ist nicht nötig, jede Frage zu beantworten. Manchmal genügt ein Mosaik dessen, das irgendwann ein großes Bild ergibt. Dinge, wie leicht, gibt es im Leben nicht. So hat Gott es nicht geschaffen."
Der Mann an seiner Brust schaute mit nassen Augen empor.
„Warum schenkte Gott uns das Leben, wenn wir uns damit quälen?"
Hannibal überlegte, bevor er antwortete und streichelte durch Wills nasses Haar.
„Das ist eine Bürde, die wir uns selbst auferlegt haben. Niemand muss leiden. Niemand muss leben."
Die Antwort beruhigte Will nicht, doch er ließ davon ab.
„Vielleicht gäbe es für uns ein Happyend in einem anderen Leben."

Ein Brummen seitens Hannibals verriet weder Zustimmung noch Widerrede. Er zückte nur sein altgedientes Jagdmesser unter seinem Jackett hervor und drehte Will mit einem Ruck herum, sodass er ihm die Klinge an die Kehle halten konnte. Stumm ergab sich sein Freund der Situation. Stumm ertrug er den Schnitt, der ihm das Leben aushauchte.
Sie konnten nicht mit und nicht ohne einander leben.
Für Lecter schien die Zeit nicht zu vergehen, seine Tränen mischten sich mit Wills Blut. Für alle anderen ging alles viel zu schnell. Wild wurden Befehle gerufen, ein Warnschuss abgegeben. In aller Ruhe ließ Hannibal die Liebe seines Lebens auf den Boden sinken und hielt seine Hand, bis ihn nur noch die leeren Augen eines toten Fisches anstarrten.

Eine Reihe an Beamten nährte sich einkreisend der Haltestelle. Präzise schmiss er das Messer nach einem, der augenblicklichen zu Boden ging. Erhobenen Hauptes trat er in den Kreis aus Scheinwerfern und Blaulicht, Waffen wurde auf ihn gerichtet, der Officer verblutete auf kaltem Asphalt.
„Du hast es so gewollt, Jack", sprach er Agent Crawford an, der hinter einer Wagentür gedeckt seine Waffe auf ihn zielte.
„Es wird nicht geschossen. Ich wiederhole: Es wird nicht geschossen!", brüllte dieser. Nervöse Hände hatten ihre Finger schon am Abzug.
„Es hätte nicht so kommen müssen, Jack", provozierte er weiter und fixierte seinen Blick.

Mit einer schnellen Bewegung griff sich Hannibal Lecter erneut unter das Jackett, schnellte mit seiner Hand wieder nach vorne. Ein Schuss ertönte und alles hielt den Atem an. Der Regen hörte plötzlich auf und am Horizont ließen die Wolken Platz für einen feurigen Sonnenaufgang. Verbittert ging Jack Crawford auf die Leiche zu, von weitem sah er schon das breite Lächeln der Genugtuung auf Lecters Lippen. Wütend, ja außer sich, schrie und schrie er, während er von mehreren Leuten vom Tatort gezerrt wurde. Immer wieder schrie er und starrte auf Lecters Hand, die Zeige- und Mittelfinger von sich spreizte, von einer Waffe keine Spur.

Es hätte nicht so kommen müssen.

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Beitrag für Saint Val's Contest AmbassadorsDE
#TeamHeartbreak
1091 Wörter
Hannibal (NBC) Fanfiction
Cover (s.o.) by me

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