Das neue Mädchen und ich - Auf der Suche nach mir!

Kapitel 1: Kennen wir uns?

Ich sitze hier in meinem Stammkurs, bei unserem Lehrer Hr. Storch, als er plötzlich hinstellt und in der Klasse für ruhe sorgt. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich verdammt nochmal Angst hatte, dass er meinen Geburtstag laut stark raus posaunen möchte, denn heute ist mein Geburtstag. Ich weiß, ich weiß, wuhuw großer Tag und so! Maren wird heute 17, das wird nh toller Tag! Aber lasst euch eines sagen, wird es nicht. Zumindest wird er das nicht, wenn dieser Lehrer jetzt lautstark in die Klasse ruft, dass es heute mein "besonderer" Tag ist. Ich weiß ja nicht wie es euch dabei geht, aber ich finde das Ultra peinlich! Alle Blicke sind auf dich gerichtet und wollen einfach nicht von dir loslassen. Manche von ihnen beten auch nur dafür, dass sie bald aufhören können zu singen. Und andere hingegen warten nur gespannt darauf, dass du etwas Falsches machst. Das ist echt nervenaufreibend. Deshalb hoffe ich einfach nur, dass er es nicht erwähnt und einfach nur mit dem Unterricht anfangen möchte. Aber um sicher zu gehen, zeichne ich lieber etwas auf meinen Block. Sicher ist sicher! Dennoch wurde die Klasse relativ sehr schnell ruhig und starrt neugierig nach vorne.
„eure neue Mitschülerin!", sagt Hr. Storch mit einem Lächeln in seinem Gesicht. Bitte was? Eine neue Mitschülerin? Gerade als ich aufsehe, bemerke ich wie ein großes, schlankes Mädchen mit wunderschönem glattem, schwarzem Haar und blauen Haarspitzen in den Klassensaal reinläuft. Sie läuft mit einem selbstbewussten Schritt, als würde ihr diese Klasse gehören, als würde ihr niemand etwas anhaben können, aber dennoch zeigten ihre Hände, die in ihrer Lederjackentasche verschwunden sind, etwas von Gelassenheit und auch Ferne, als würde man nicht so leicht an sie rankommen. Gespannt kann ich meinen Blick nicht von ihr lassen. Ihre wunderschönen blauen Augen wirken so kalt und fremd, aber dennoch so, als wüsste sie was sie möchte. Als hätte sie ein Ziel. Verdammt, wovon rede ich da schon?
Ich verliere mich zu schnell in Augen. Das ist vielleicht auch ein Zeichen dafür, warum Menschen mich als komisch ansehen, weil ich ihnen in die Augen förmlich starre. Sie denken bestimmt, ich wolle ihnen die Augen ausstechen. Aber das wäre dann doch etwas zu brutal für mich. Ich mag es eher Bilder von ihnen zu machen und jeden Millimeter mir genau anzugucken. Selbst das klingt gruselig, wenn ich so darüber nachdenke. Naja, hab hier ja eh niemanden zum Reden, also warum sollte ich mir darüber Gedanken machen? Ganz genau, es gibt dafür keinen Grund. Ich werde eh nicht mit ihr reden. Immerhin sieht sie auch nicht so aus als wolle sie viel reden. Oder würde es gerne tun.
Ich beobachte sie weiterhin und scanne sie förmlich von Kopf bis Fuß, dabei bemerke ich viele ihrer Accessoires, die sie trägt. Sie hat eine Kette die von ihrer Vorderen Seite der Hose bis nach hinten geht. Auch als sie ihr Haar hinter ihr Ohr streicht, blitzt ein Piercing hervor. Wenn ich mich recht entsinne, war das ein Helix! Ohne Felix, würde ich das auch nicht wissen. 

Wer Felix ist? Naja, er ist mein schwuler bester Freund! Warum ich das schwul so betont habe? Ganz einfach, wenn man an ihn denkt, denkt man nur an blond und schwul. Das klingt vielleicht komisch, aber es stimmt! Er redet ständig nur über Jungs und darüber wie schwul er ist. Manchmal behauptet er auch, dass ich lesbisch wäre, aber kommt schon, ich und lesbisch? Tch, der weiß doch nicht wovon er da spricht! Nur weil ich bis jetzt noch keine Beziehung hatte. Aber das hat doch nichts zu bedeuten! Meine Zeit kommt noch. Sie ist nun einmal nicht jetzt, sondern erst etwas später.
Zurück zu diesem mysteriösen Mädchen, dass bis jetzt noch nie zur Schule gekommen ist und irgendwie wie ein E-Girl aussieht. Was, ihr wisst nicht was ein e-girl ist? Ohman, da habt ihr aber etwas verpasst! Das ist so etwas Ähnliches wie ein Emo oder so. Sie tragen meist schwarze Klamotten, einen gestreiften Pullover unter einem großen schwarzen Shirt mit Bild-aufdruck. Dazu entweder eine karierte Hose, oder eine schwarze Stoffhose mit so einer Kette, oder auch einen schwarzen Rock mit Kniestrümpfen. Man kann fast sagen, dass es eine Mischung aus Anime und Emo ist. Klingt komisch, ist aber eigentlich ein echt cooler Style. Nur blöd, dass ich so etwas niemals tragen könnte.
Auf jeden Fall, gerade als ich meine, ich könnte nicht noch mehr erstaunt und überzeugt von diesem Auftritt sein, sieht sie das erste Mal in unsere Klasse. Drei Mal dürft ihr raten, welche Blicke sich da getroffen haben. Ganz genau, unsere. Ich habe ja noch nie so schnell in meinem Leben versucht einem Blick auszuweichen. Natürlich bin ich auch rot dabei angelaufen. Ist ja auch klar, bei so einem schönen Mädchen, ist das schwer nicht rot zu werden. Ach was rede ich da schon wieder? Ein Blick wird mich schon nicht umbringen! Ich schiele zu ihr nach vorne und bemerke wie sie leicht in meine Richtung schmunzelt. Das war doch ein Lächeln oder nicht? Aber warum hat sie mich angelächelt? Was war so zum Lächeln? Hat sie mich etwas ausgelacht? Oh man, da fängt es schon wieder an. Einfach ruhig bleiben. „Angelique, möchtest du etwas über dich sagen oder machst du das in der Pause?", fragt Hr. Storch mit einem gespielt freundlichem Lächeln. Sie aber reagiert gar nicht darauf und setzt sich einfach neben mich. Kann ich verstehen, immerhin würde ich ihm dieses gespielte Lächeln auch nicht abkaufen wollen. Immerhin wissen wir doch alle, dass er hier nur unterrichtet um seine Geschichten über das vergangenen loswerden zu können. Die Kinder sind ihm doch eh alle egal. Ich meine, er lässt keinen Schüler aus dem Klassenzimmer raus, egal wie schlecht es dieser Person geht. Das kann doch nicht fair sein! Oder etwa nicht? Ich meine, wenn es mir schlecht geht, möchte ich doch lieber raus gehen und gucken, dass ich frische Luft kriege, damit es mir so schnell wie nur möglich besser geht. 

Trotzdem bin ich verwirrt warum sie direkt zu mir läuft und ihm nicht erst eine Abfuhr gibt? Sie ist anders. „huh?", sehe ich sie fragend an. „Kennen wir uns?", fragt sie mich mit einem leichten lächeln, das aber so klein ist, dass es nur ich sehen kann.