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Piiiep.
„Guten Morgen, meine Damen und Herren.
Hiermit begrüßen Sie der Kapitän und die gesamte Besatzung herzlichst an Bord unserer Flugmaschine.
Wir bitten noch um etwas Geduld.
Unsere Flugzeit ist mit knapp 3 Stunden und 20 Minuten vorausberechnet und ich darf Sie nun bitten, Ihren Sitzgurt zu schließen und festzuziehen.
In Kürze werden wir abheben..."

Weiter hab ich nicht zugehört.

Nervös vergrub ich meine Fingernägel in die Sitzlehnen.
Noch nie war ich geflogen.

Ich quetschte meinen Körper tiefer in den Sitz.
Meine Maske richtete ich nun das vierte Mal in fünf Minuten.

„Beruhig dich, so schlimm wird es nicht", versuchte Xuxi mir gut zuzureden.

Ich schnaufte erschöpft.

„Du hast gut reden.
Du hast keine Ahnung,
was alles während eines Fluges passieren kann-"

Ich wurde durch einen leichten Klaps auf den Oberarm unterbrochen.

Verdutzt sah ich nach links zu Sicheng, der am Fenster saß.
Er schaute mich mit einem strengen, aber weichen, Gesichtsausdruck an und legte seinen rechten Zeigefinger über seine Lippen.
Er wollte wohl den Flugbegleiter reden hören.

Es war auch sein erstes Mal in einem echten Flugzeug.
Zuvor hatten wir sie nur von weitem gesehen.
Zum Beispiel das eine Mal,
als wir Kun zum Flughafen begleitet haben,
da er auf Geschäftsreise musste und wir überall,
nur nicht Zuhause sein wollten.

Nur fragte ich mich,
wie auch er so ruhig bleiben konnte.

Er sprach nicht,
schon lange nicht mehr,
aber ihm war keine Nervosität anzumerken.

„...Das war es soweit von mir.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt auf unserer Flugmaschine.
Vielen Dank.

...

Good morning, Ladies and Gentlemen. 
The Captain as well as the entire Crew would like to welcome you on board..."

Die Triebwerke hinter Sichengs Fenster kamen in Bewegung.
Wieder einmal richtete ich meine Maske.

Sicheng legte seine Hand auf meine verkrampfte und lächelte mich beruhigend an.

Es war beneidenswert,
wie er alles hinter einem Lächeln und einer stillen Fassade verstecken.
All die Stunden,
die er angeschrien wurde,
die er verprügelt wurde.
Oder die Stunden,
die er seufzend und alleine im Keller lag und wir nicht zu ihm durften,
ohne selbst eine Tracht Prügel zu kassieren.

Ich konnte kaum glauben,
dass das nun vorbei sein sollte.
All die Jahre,
die man uns behandelt hatte wie Dreck
waren plötzlich zu Ende.
Es war so surreal.
Aber man musste realistisch denken.
Es gab immer einen Haken.

Vielleicht würden sie nach uns suchen.
Uns suchen lassen und finden und dann „Zuhause" festhalten.

Es war nie ein Zuhause für mich.
Für uns.
Nur ein Haus mit nur halb funktionierender Heizung und wenig warmen Wasser.

Was wäre, wenn sie uns wirklich finden würden.
In einem anderen Land mit anderen Namen.

Wir waren nun nämlich nicht mehr
Sicheng, Xuxi und Renjun.
Unsere Namen waren
Sasung, Wookhee und Injoon.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 08, 2022 ⏰

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devastated [h.rj x n.jm] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt