Darklight

15 | Alptraumdate

Und dank der ganzen Diskussion um Willow nach dem letzten Kapitel kommt dann heute auch direkt das Nächste, damit es auch bald bei Marten weitergehen kann. Der Titel spoilert ja schon ein bisschen.

„Wow, du siehst toll aus", begrüßte Noah sie, als sie sich später am Abend vor der Cocktailbar trafen. Sie trug eine schwarze Jeans, einen gelben Pullover und hatte ihre wilden Locken mit einem bunten Haarreifen nach hinten geschoben. „Danke", lächelte sie, als sie sich kurz in die Arme schlossen. Sie sog seinen Duft ein. Als sie sich voneinander lösten, betrachtete sie ihn kurz. Das helle T-Shirt spannte über seiner muskulösen Brust und bildete einen schönen Kontrast mit seiner sonnengebräunten Haut. Er schenkte ihr ein sympathisches Lächeln, als er ihr die Tür aufhielt und ihr den Vortritt ließ.

Kurz darauf war er mittendrin in seiner Berichterstattung über eine Auseinandersetzung mit seiner Schwester. Willow hörte ihm aufmerksam zu.

„Und dann hat sie sich umgedreht und ist gegangen. Sie ist einfach so ein verwöhntes Mädchen", beendete er wütend seine Erzählungen. „Ich kann verstehen, dass dich das ärgert, aber vielleicht solltest du versuchen, das nicht so eng zu sehen. Du hast schließlich selbst gesagt, dass sie im Vergleich zu dir noch sehr jung ist. Ich denke, sobald sie älter wird, wird sie sich auch weiterentwickeln und lernen, dass sie nicht immer andere für sich arbeiten lassen kann", redete sie ihm gut zu.

„Hoffentlich. Es wird Zeit, dass sie die Verantwortung für ihr eigenes Handeln übernimmt, statt sich immer hinter meinen Eltern zu verstecken", platzte es grimmig aus ihm heraus. „Wenn es dir um einen schnellen Lerneffekt geht, könntest du sie auch einfach auflaufen lassen, statt dich um die Reparatur zu kümmern", schlug Willow vor. „Damit mein Vater mir die Hölle heißmacht, dass ich zugesehen habe, wie sie seinen teuren Porsche kaputtfährt? Da bezahle ich doch lieber die Reparatur, bevor er aus dem Urlaub kommt und überhaupt merkt, dass sie eine Schramme reingefahren hat. Ich meine, der Wagen hat überall Außenkameras. Wie kann sie das nicht merken?"

So sehr Willow auch versuchte, Verständnis für Noahs Wut aufzubringen – es gelang ihr nur schwer. Sie konnte sich in derartige Luxusprobleme anderer nicht hineindenken, egal, wie sehr sie sich bemühte. „Das weiß ich auch nicht", lächelte sie dennoch und suchte nach irgendeinem Aufhänger, das Thema zu wechseln, in der Hoffnung, dass Noahs Laune sich dadurch heben würde.

„Tut mir wirklich leid", sagte sie bedauernd. Als er nichts sagte, sondern stattdessen auf seinem Handy herumtippte, ließ sie ihren Blick ziellos durch den Raum schweifen. Als er an einem Pärchen klebenblieb, das gerade die Cocktailbar betrat, schlug ihr das Herz augenblicklich bis zum Hals.

Carlos hatte mit einer rassigen Brünetten an seiner Seite den Raum betreten und schaute sich nach einem freien Tisch um. Ihr Hals schnürte sich zu und ihr Mund wurde trocken. War sie das Mädchen vom Telefon? Hatte er sich deshalb nicht mehr gemeldet? Weil er sich tatsächlich mit einer anderen traf und sie abgeschrieben war? Willows Gedanken überschlugen sich. Hatte er sich schon häufiger mit ihr getroffen? Möglicherweise schon, als sie noch miteinander ausgegangen waren?

Sie konnte nicht vermeiden, sich mit seiner Begleiterin zu vergleichen. Neben ihrem hübschen Gesicht war sie mit üppigen Brüsten und ausladenden Hüften gesegnet und strahlte pures Sex-Appeal aus. Ihre Nägel schienen ebenso perfekt wie ihre Zähne, die aufblitzten, als sie Carlos ein Lächeln schenkte. Noch hatte er sie nicht gesehen, denn er steuerte mit ihr einen großen Tisch am Ende des Raumes an. Willows wandte sich wieder Noah zu. Sie ertrug es keine Sekunde länger, mit Carlos in einem Raum zu sein. „Können wir vielleicht bezahlen?"

Ihr Begleiter musterte sie irritiert. „Ist alles in Ordnung?" Auch er schien zu merken, dass etwas nicht stimmte. „Ja, ich würde nur gern gehen." Er nickte, dann winkte er den Kellner zu sich. Erleichtert sah sie ihm dabei zu, wie er bezahlte. Einmal mehr schaute Willow zu Carlos und der Dunkelhaarigen herüber. Noch hatte er sie offenbar nicht bemerkt, also nutzte sie die Gelegenheit, stand auf und hielt gemeinsam mit Noah zielstrebig auf den Ausgang zu.