04 | Knistern

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Weiter gehts. Viel Spaß mit einem extra-langen Kapitel. Die besten Kommentare zum letzten Kapitel gibts am Ende 🙃

„Tut mir leid. Ich hoffe, du wartest noch nicht so lang", entschuldigte Willow sich, als sie am folgenden Nachmittag aus ihrem Wagen stieg, und strich sich durch die Locken. Sie hatte nach der Uni den Bus verpasst und etwas länger nach Hause gebraucht, um dort ihr Auto abzuholen. Zum Glück war es nach mehreren Versuchen angesprungen.

„Macht nichts; so konnte ich ne kleine Pause machen", erwiderte Carlos, der eine Zigarette rauchend auf einem Plastikstuhl vor der Werkstatt saß. Er blies lächelnd den Rauch aus, bevor er sich erhob, um sie zu begrüßen. Sie musste zugeben, dass er ihr sogar in seinem blauen KFZ-Outfit und schmutzigem T-Shirt gefiel. Sie vergaß, dass er sich bei ihr nicht gemeldet hatte und setzte ein zaghaftes Lächeln auf. Ehe sie ihn begrüßen konnte, hob er abwehrend seine von der Arbeit an den Autos geschwärzten Hände.

„Ich will dich nicht dreckig machen", entschuldigte er sich.

„Oh", machte sie. Er schmunzelte.

„Noch nicht", murmelte er gerade noch so deutlich, dass sie ihn trotzdem verstehen konnte. Im ersten Moment war sie so irritiert, dass sie ihn verdattert anstarrte, während sie nach einem passenden Konter suchte, doch stattdessen spürte sie, wie ihre Wangen erröteten. Schnell senkte sie ihren Blick auf den Schlüsselbund in ihrer Hand, ehe sie ihn ihm in die Hand drückte. Als er sie dabei berührte, begann ihre Haut sofort dort zu kribbeln.

„Ich hoffe, du hast ein bisschen Zeit mitgebracht", sagte er, als er die Fahrertür öffnete und nach dem Hebel für die Motorhaube suchte. Endlich gelang es ihr, die plötzliche Unsicherheit aufgrund seines Kommentars herunterzuschlucken und ihre Sprache wiederzufinden.

„Ja, sicher. Ich wäre auch pünktlich gewesen, aber ich habe den Bus von der Uni nach Hause verpasst", sagte sie. „Alles gut", erwiderte er und öffnete die Motorhaube, ehe er einen ersten Blick auf den Motorblock warf. „Musst du gleich dringend irgendwo hin?" „Ich habe nichts mehr vor", antwortete sie und zog ein Buch aus ihrer großen Handtasche. Er verdrehte schmunzelnd die Augen.

„Okay, wenn du willst, setz dich in unseren Pausenraum. Ich kann dir einen Kaffee anbieten, wenn du willst. Aber ich kann dir nicht sagen, wie lang es dauert."

„Kein Problem. Kaffee klingt super", sagte sie, bevor sie ihm in die Werkstatt folgte. Der typische Geruch von Öl und Benzin empfing sie, doch es störte sie nicht. Carlos stellte sie flüchtig seinem Arbeitskollegen vor und reichte ihr einen Kaffeebecher. Anschließend ließ sie sich mit ihrem Kaffee und ihrem Buch an den kleinen Tisch im angrenzenden Pausenraum fallen, von dem aus sie durch eine Glasscheibe in die Werkstatt schauen konnte. Dann vertiefte sie sich in ihr Buch. Zu Beginn linste sie noch hin und wieder in die Werkstatt, um einen Blick auf Carlos zu erhaschen, doch dann wurde sie wieder in die alternative Realität des 19. Jahrhunderts gezogen. Sie liebte es, in fremde Welten einzutauchen und sich darin zu verlieren. Noch immer hatten nicht alle Töchter von Mrs. Bennet ihr Glück gefunden und sie fieberte regelrecht mit, als Elizabeth klarwurde, dass sie Darcy liebte, sie jedoch keine Möglichkeit sah, sich ihm jemals wieder anzunähern.

„El auto ya se va, cariño."

Sie wandte Carlos erschrocken den Kopf zu, der gerade den Raum betreten hatte. Sie war so in ihr Buch vertieft gewesen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Wenn er Spanisch sprach, war er wirklich attraktiv. Aber nicht nur dann. Sie biss sich auf die Zunge, als ihr Blick auf seinen Brustkorb fiel, der sich durch den Stoff seines T-Shirts drückte.

„Was?", fragte sie perplex. Er lächelte mild und wirkte direkt noch etwas anziehender auf sie.

„Dein Auto läuft wieder."

DarklightWo Geschichten leben. Entdecke jetzt