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0 3 | u n s c h u l d i g u n d g e f ä h r l i c h

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ICH WAR DAVON überzeugt gewesen, dass Williams neuer Song wie jeder andere klingen würde, der momentan im Radio gespielt wurde.

Ich war von einem sich wiederholendem, viel zu aufgedrehten Popsong ausgegangen, der sensible Themen romantisierte und ein völlig falsches Bild vermittelte.

Als jedoch die ersten Töne durch das Studio hallten, wurde mir sofort bewusst, dass ich mich, mal wieder, geirrt hatte.

Es war kein Party-Lied, mehr eine Ballade, die die Genres Pop und Folk verschmolz, mit einem Songtext, der meine Kehle trocken werden ließ.

Und nicht nur die musikalische Inszenierung beeindruckte mich zutiefst, auch seine Stimme, die sich merkwürdig roh und verletzlich anhörte, hinterließ eine Gänsehaut auf meinen Armen, die ich schnell unter dem Bademantel versteckte.

Natalie und ich beobachteten von unseren Stühlen aus, wie die ersten Aufnahmen gemacht wurden, und als man ihn aufforderte, die Worte mitzusingen, fragte ich mich, ob er sich nicht unglaublich lächerlich vorkam, bis ich bemerkte, dass er tatsächlich mitsang. Und wie hätte es anders sein können, sah er fantastisch dabei aus.

Nach etwa einer halben Stunde, in der das Licht immer wieder verrückt wurde, bis Arthur schließlich vollends zufrieden war, zog Natalie mich mit sich, um einen ersten Blick auf die Ergebnisse zu werfen. Überrascht stellte ich fest, dass das schlichte Konzept perfekt mit der Melodie harmonierte und der Schwarz-Weiß-Filter William sogar noch mehr schmeichelte.

Als Arthur mich daraufhin jedoch ans Set rief, fühlten meine Beine sich bleischwer an.

Erwartungsvoll strahlte er mich an. „Alors, ma chérie. Die bisherigen Aufnahmen sind ganz wunderbar geworden. Glaub mir, das wird parfait."

Ich zwang mich zu einem Lächeln, während Natalie mich vorsichtig zu William schob, der von seiner Visagistin Liz noch die Haare gerichtet bekam.

„Hier ist deine Markierung." Sie deutete auf das aufgeklebte Kreuz auf dem Boden und wartete, bis ich mich darauf platziert hatte.

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Williams Blick, entschied mich aber, ihn zu ignorieren, um das unangenehme Ziehen in meiner Magengegend nicht noch zu verstärken.

Ich spürte, wie Natalie hinter mir verharrte. Sie zupfte am Saum meines Ärmels. „Den musst du jetzt ausziehen."

Alles in mir sträubte sich dagegen, mich aus dem wohlig weichen Stoff zu schälen, der gerade mein letzter Schutz war, bevor ich so gut wie nackt vor all diesen Menschen stand. Doch der stetige Gedanke an Josie brachte mich schließlich dazu, mich mit einem letzten tiefen Atemzug zu Natalie umzudrehen, die mir aus den Ärmeln half, ohne dass ich dem gesamten Filmteam meine Brüste entblößte.

Ich verdeckte sie so gut wie es ging mit meinen Händen, das erste Mal in meinem Leben froh, dass ich gerade Mal eine handvoll von ihnen hatte.

Natalie schenkte mir ein letztes ermutigendes Lächeln, bevor sie mit dem Bademantel verschwand und ich alleine und halbnackt neben William Holt stand, der gerade zu das Abbild einer klassizistischen griechischen Statue war.

Am liebsten hätte ich eine meiner Hände sinken lassen, um ihm und allen anderen am Set den Blick auf die Narbe zu verwehren, die sich über meine linke Bauchhälfte zog, doch ich hatte zu viel Angst, dass etwas verrutschen könnte, was einen halben Meter von William entfernt wahrscheinlich nicht die Optimalsituation war.

Eine der Visagistinnen eilte zu mir, um sicherzustellen, dass jeder Zentimeter meiner Haut auch genügend abgepudert war, und strich mir danach die Haare über die Schultern, während sie mit ihren Fingern hindurchfuhr.

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