Ich trat hinaus in die kühle Nachtluft. Um mich herum liefen Polizisten und Notärzte hin und her, um die verschreckten Menschen zu versorgen, die die Geiselnahme miterlebt hatten. Dad war gerade auf eine Liege gehievt worden und sah schon bei Weitem besser aus. Ich vermutete, dass es daran lag, dass der Detective nicht in der Nähe war. Warum machte sie ihn verwundbar, schoss mir die Frage wieder durch den Kopf. Grandpa hatte da bestimmt seine Finger im Spiel. Aber das konnte ich Dad auch noch später fragen, wenn er wieder vollständig geheilt war. Ich beobachtete ihn aus der Ferne, wie er sich mit seinem typischen Grinsen im Gesicht mit Eva unterhielt. Hoffentlich erzählte sie ihm nicht, von unser kleinen Auseinandersetzung, aber da sein Lächeln keine Sekunde verschwand, hatte sie es ihm verschwiegen. Gut! Ich wollte nochmal mit ihr reden, mich vielleicht sogar entschuldigen. Ich hatte zugegebenermaßen etwas übertrieben. Lag wahrscheinlich an Grandpa, weil unser Gespräch immer noch den größten Teil in meinem Kopf ausmachte und alles in mir anspannte. Es machte mich nervös, dass ich schon so lange hier war, ohne etwas dagegen unternommen zu haben und jede Minute, die ich hier stand, machte es nur schlimmer. Ich konnte nicht länger warten, weshalb ich dann doch, obwohl sich jedes Haar an mir dagegen sträubte, weil Eva immer noch neben ihm stand, zu Dad hinüberging. Als er mich sah, hellte sich sein Gesicht noch ein Stück weiter auf.
"Hey, Kleine!"
"Ich bin nicht klein", beschwerte ich mich, musste aber gleichzeitig schmunzeln.
"Für mich schon." Auf einmal wurden seine Gesichtszüge härter. "Du hast gesagt, du hast mit Dad gesprochen..." Sehr gut! Er kam direkt zum Thema. Mein Blick fiel kurz zu Eva, die kein Stück von Dads Seite gewichen war. Kurz zögerte ich, die Geschichte vor ihr mit ihm zu besprechen, aber was war schon dabei, wenn sie es wusste?
"Ja, persönlich. Er will..." Ich musste schlucken, weil sich ein fetter Kloß in meinem Hals gebildet hatte. "Er wollte, dass ich zurück in den Himmel gehe, aber da hab ich mich geweigert und jetzt soll ich in weniger als zwei Tagen in der Hölle deinen Platz einnehmen."
Seine Augen weiteten sich schockiert. "Nein! Nein, das kann er nicht machen!" Wütend sah er nach oben. "Ist das dein Ernst! Du willst uns wieder trennen!?", brüllte er, sodass sich in der Nähe stehende Menschen zu uns umdrehten.
Eva legte ihm eine Hand auf den Arm. "Beruhig dich!" Tatsächlich tat er es. Es gefiel mir gar nicht, wie viel Einfluss sie auf ihn hatte. Und jetzt sah sie mich auch noch vorwurfsvoll an. "Hättest du nicht warten können, bis er wieder gesund ist?"
"Er hat doch damit angefangen", verteidigte ich mich lautstark. "Außerdem läuft mir die Zeit davon." Ich wandte mich wieder an Dad. "Wir müssen eine Lösung finden, dass ich nicht in die Hölle muss."
"Geh doch einfach nicht", schlug er vor.
"Ja, genau! Und dann löscht er meine Existenz aus."
"Das traut er sich nicht."
"Sicher?", meinte ich zweifelnd und hob eine Augenbraue.
Er seufzte und rieb sich mit einer Hand die Schläfe. "Nein... Hat er noch irgendetwas anderes gesagt?"
"Ja! Er meint, er hat einen Plan, dich zurück in die Hölle zu schicken, aber wenn ich deinen Platz übernehme, würde das ihm einiges an Arbeit ersparen."
"Wenn du mich fragst, ist genau das sein Plan", überlegte Dad. "Er weiß, dass ich alles dafür tun würde, dass wir nicht mehr getrennt werden." Wie süß! "Also schickt er dich in die Hölle, damit ich dir folge." Oh! Wie hinterlistig und gerissen! Leider war das ziemlich brillant!
Ich schüttelte fassungslos den Kopf. "Dieser scheiß Idiot!"
"Keine Sorge. Wir werden beide hier bleiben. Er kann dich nicht einfach so vernichten, nicht wenn du hier bist."
Ich runzelte die Stirn. "Kann er nicht?"
"Nein, nur wenn ihr euch gegenüber steht." Oh, dann hätte ich mir ja gar nicht so viele Sorgen machen müssen.
"Hör mal", fuhr Dad fort. "Wir reden später weiter." Sein Blick hatte sich auf etwas hinter mir fixiert - besser gesagt, auf jemanden, denn als ich mich umdrehte, kam Chloe Decker auf uns zugelaufen. Ich lächelte Dad wissend an, was er gekonnt ignorierte, und entfernte mich etwas von ihm. Am liebsten hätte ich Eva gleich mit mir gezogen, aber ich ließ es lieber. Am Ende wäre ich nur nochmal wegen Körperverletzung verhaftet worden. Man konnte nie wissen... Eva hätte sich bestimmt gewehrt.
Ich schlenderte ein Stück weg, bis die Tatort-Absperrung in Sicht kam. Eigentlich hatte ich nach Ella suchen wollen, aber jemand anderes hatte meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Dan stand am Rand und diskutierte gerade mit jemandem auf der anderen Seite der Absperrung. Dieser jemand wollte anscheinend äußerst dringend den Tatort betreten, doch der Polizist hielt ihn davon ab. Ein Lächeln zuckte über meine Lippen und ich trat näher an die beiden heran.
"... ich bin dazu verpflichtet...", sagte Dan gerade, als der andere mich sah und seine Augen weiteten sich. Ohne auf Dans weitere Proteste zu achten, schlüpfte er unter dem Absperrband hindurch und kam mit schnellen Schritten auf mich zu.
"Lilith! Der Hölle sei Dank! Wo zum Teufel warst du?" Er zog mich in eine Umarmung und ich atmete gierig seinen Geruch ein. Es kam mir vor, als hätte ich ihn Tage nicht gesehen.
"Hey, Asmo!", erwiderte ich und drückte ihn noch fester an mich. Ich merkte gerade, wie sehr ich seine Nähe doch vermisst hatte. "Musst du nicht arbeiten?"
"Nein...", sagte er langsam und schob mich ein Stück von sich weg, damit er mir in die Augen sehen konnte. "Heute ist Sonntag."
Ich runzelte die Stirn. "Äh, nein! Heute ist Mittwoch."
"Lilith, nein! Heute ist wirklich Sonntag. Du warst vier Tage verschwunden."
"Was?!", rief ich entsetzt. "Das kann nicht sein! Ich war doch nur..." Und dann ging mir ein Licht auf. "Oh, dieser scheiß Mistkerl!" Ich löste mich ein Stück von Asmo und schüttelte den Kopf. Das konnte doch jetzt nicht ernsthaft Grandpas Ernst sein! Er hatte die Zeit manipuliert, sodass ich nicht nur ein paar Stunden, sondern Tage im Himmel verbracht hatte. Dieser scheiß Idiot! Was bitte wollte er damit erreichen?!
DU LIEST GERADE
Tochter des Teufels (Lucifer ff)
FanfictionLilith ist die Tochter des Teufels. Nachdem sie es geschafft hat aus den Fängen ihres Großvaters zu entkommen, entschließt sie sich ihren Vater Samael, alias Lucifer Morningstar, in LA zu besuchen. Spielt nach der dritten Staffel (Vorsicht! Spoiler...