Seine Nummer 1

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Noch eine ganze Weile saß ich vor dem Strip-Club - und wenn ich ganze Weile sagte, meinte ich, bis es Nacht wurde und die ersten Frauen erschienen. Nachdem Amenadiel verschwunden war, hatte ich mir in einem Elektrogeschäft von Dads Geld ein Handy mit Flat gekauft. Hätte ich schon viel früher machen sollen. Die Spiele, die man darauf spielen konnte, waren wirklich ein guter Zeitvertreib. Jetzt verstand ich auch, warum so viele Menschen, während sie durch die Gegend liefen, auf ihr Gerät starrten.

So verlief die Zeit eigentlich ganz schnell und als ich das 100. Level von meinem Spiel erreicht hatte, öffnete der Club und ich schlüpfte neben einer Gruppe von freizügig gekleideten Frauen hinein. Meine Laune hatte sich gebessert, einerseits wegen dem unbezahlbaren Blick von Amenadiel, andererseits wegen meinem tollen, neuen Handyspiel und der Aussicht Asmo endlich wiederzusehen..., obwohl ich etwas beleidigt war, dass er nicht aufgetaucht war.

Es sah bestimmt komisch aus, wie ich so mit meiner Reisetasche über der Schulter, in einen Strip-Club lief, aber es war mir egal. Ziemlich schnell entdeckte ich Asmo. Er saß grinsend, bis auf die Unterhose nackt auf derselben kleinen Bühne wie letztes Mal vor zwei heißen Frauen. Also ich fand sie nicht heiß, aber ich glaube, er tat es. In mir verkrampfte sich etwas bei dem Anblick, wie sie über seinen muskulösen Oberkörper strichen und eine Hand sogar in seine Hose glitt. Ich stapfte zu ihm hinüber und sagte gefasst mit einem breiten, gefakten Lächeln: "Hallo, A- Blake!" Beinahe hätte ich ihn bei seinem richtigen Namen genannt, das wäre allerdings, glaub ich, nicht so gut gewesen.

Bei dem Klang meiner Stimme wandte Asmo sich sofort zu mir und schob die Hände der beiden Frauen beiseite. Überrascht und empört verzogen sie sich, ich warf ihnen noch einen selbstgefälligen Blick zu. Tja, ich war wohl Asmos Nummer 1 - der Gedanke gefiel mir.

"Lilith!", begrüßte er mich erfreut und zog mich in eine Umarmung. Wie automatisch legte ich meine Arme um seinen kräftigen Nacken. "Wie war es so, obdachlos zu sein?" Er grinste breit und mein Lächeln verschwand unverzüglich.

"Du hast gewusst, dass ich da saß?!" Sofort nahm ich meine Arme weg von ihm, aber er hielt meine Taille fest umklammert, sodass ich nicht abhauen konnte.

"Natürlich hab ich davon gewusst, ich..."

"Und wieso bist du dann nicht gekommen?!", unterbrach ich ihn wütend.

"Wollte gucken, wie lange du auf mich warten würdest."

Mein Blick hätte ihn töten können. "Ich hasse dich!"

"Ich dich auch, mein Engel!" Er zog mich noch näher an sich und gab mir einen kleinen Kuss auf die Wange.

Da es keinen Sinn hatte, sich zu wehren, weil er stärker als ich war, ließ ich es zu. Ich legte auch wieder einen Arm um ihn. Ich mochte seine Berührungen…, warum es nicht einfach genießen?

"Also weißt du, warum ich hier bin?", fragte ich ruhig.
"Natürlich. Und ja, du darfst bei mir wohnen." Er strich mir eine braune Strähne hinters Ohr.

Mein Gesicht hellte sich auf und ich verspürte den starken Drang, ihn zu umarmen, dem ich auch nachgab. "Danke!", hauchte ich ihm ins Ohr.

"Kein Ding, Engel", flüsterte er liebevoll zurück. Ich schloss die Augen und sog voll und ganz seinen Duft ein.

"Ich bin kein Engel", murmelte ich mehr zu mir selbst und er schob mich ein Stück von sich weg, um mir in die Augen sehen zu können.

Mit einem schiefen Lächeln betrachtete er mich eingehend. "Für mich schon." Sein Blick blieb an meinen Lippen hängen. Ich hielt den Atem an. Es war unglaublich, aber, obwohl wir schon miteinander geschlafen hatten, hatten wir uns noch nicht geküsst. Das sollte sich schleunigst ändern! Mein Gesicht näherte sich langsam seinem. Er legte eine Hand an meine Wange und überbrückte den kleinen Abstand zwischen uns. Sanft streiften seine Lippen über meine und eine wohlige Wärme breitete sich in mir aus. Ich vergrub meine Finger in seinen Haaren, um ihn fester an mich zu ziehen. Er grinste über meine Reaktion, bevor er fordernd meinen Mund umschloss. Ein kleines Seufzen entfuhr mir - er schmeckte... ich weiß auch nicht wonach... aber es war himmlisch (obwohl er aus der Hölle kam). Unsere Zungen berührten sich und in mir zog es sich zusammen. Vor wenigen Tagen konnte ich den Dämon Asmodeus nicht ausstehen, doch jetzt küssten wir uns und es fühlte sich richtig gut an. Wenn Dad das wüsste, würde er mich umbringen. Er würde niemals zulassen, dass seine kleine Tochter etwas mit einem Dämon anfing. Eigentlich war das ungerecht - er hatte schließlich auch mit einer Dämonin rumgemacht, sonst wäre ich ja wohl jetzt nicht hier. Hier in Asmos Armen, an seinen warmen, muskulösen Körper gedrückt. Ich wollte mich ihm ganz hingeben, ich wollte...

Auf einmal löste er sich von mir und ich sah ihn verwirrt an. Hatte es ihm nicht gefallen? "Wollen wir vielleicht nach oben gehen?", fragte er leise und grinste anzüglich. "Dann sind wir die eifersüchtigen Blicke los." Welche eifersüchtigen... oh. Dutzende Frauen starrten mich böse an. Es war mir zuvor gar nicht aufgefallen, aber ich stimmte ihm zu. Jetzt, wo ich es wusste, nervten sie mich auch.

"Okay", lächelte ich und rutschte von seinem Schoß runter. Augenblicklich vermisste ich seine Wärme.

"Komm, ich nehm deine Tasche." Was ein Gentleman - beziehungsweise Gentledemon?

Ich schenkte ihm ein süßes Lächeln, bevor er meine Hand nahm und mich in einen hinteren Teil des Strip-Clubs zog. Ich war ganz hibbelig, weil ich mir ziemlich sicher war, dass der eigentliche Grund dafür war, dass er woanders hin wollte, nicht die eifersüchtigen Blicke waren, sondern um mich allein für sich zu haben.

Tochter des Teufels (Lucifer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt