Auf unserem Date vermieden Asmo und ich die Themen Dad, Hölle, Dämonen, Gott und alles andere Himmlische. Leider blieb da nicht mehr so viel übrig, über das wir reden konnten, denn unser Leben bestand eigentlich nur aus den genannten Dingen. Deswegen herrschte oft ein unangenehmes Schweigen zwischen uns. Vielleicht hätten wir nach dem Streit doch nicht essen gehen sollen.
Etwas missmutig stocherte ich in meinem Essen herum. Diesen Start in den Tag hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Aus dem schönen, gemeinsamen Mittagessen war ein bedrückender, unangenehmer Aufenthalt in einem Restaurant geworden. Dass es um uns herum so still war, machte es auch nicht besser, obwohl es meinem Kopf guttat. Während dem Streit war das Pochen noch schlimmer geworden, mittlerweile hatte es sich gelegt. Wie erleichtert ich war, als das Essen bezahlt war und wir das Restaurant verließen, war unvorstellbar. Zwar hörte das bedrückte Schweigen nicht auf, aber wenigstens liefen wir. Ich hatte beide Hände in die Jackentaschen gesteckt und den Blick auf den Gehsteig unter meinen Füßen gerichtet - Asmo dasselbe.
Das konnte doch so nicht weitergehen! Wir konnten uns nicht die ganze Zeit anschweigen, wenn wir weiterhin diese Beziehung führen wollten. Ich zu meinem Teil wollte das auf alle Fälle. Asmo war mir ans Herz gewachsen, auch wenn er eine andere Meinung über meinen Vater hatte als ich. Dad wusste noch nicht mal davon und schon hatte er dafür gesorgt, dass die Beziehung ins Bröckeln geriet. Wenn sie so instabil war, machte es überhaupt noch Sinn sie weiterzuführen? Ich warf heimlich einen Blick auf Asmo und sah vor meinem inneren Auge, wie er in seiner Dämonengestalt vor mir stand. Ich atmete seinen Duft ein - der herbe Duft der Hölle. Seine roten Augen funkelten mich an, sein muskulöser Arm war um meine Hüfte geschlungen und leicht strichen seine Krallen über meinen Rücken. Konnte ich das wirklich einfach so fallen lassen? Diese ganzen Emotionen, die mich überkamen, wenn ich ihn so sah, die konnte ich doch niemals so schnell wieder vergessen. Das war nur ein kleiner Streich gewesen, sagte ich mir, nichts, womit wir nicht klarkommen würden. Wir mussten nur reden, wir mussten uns nur austauschen und das Problem aus der Welt schaffen. Welches Problem? Mein Vater? Unsere Meinungsverschiedenheit ihm bezüglich? Wir waren beide stur, das würde nie funktionieren! Aber uns nur noch anzuschweigen brachte auch nichts.
Ich öffnete den Mund, um die angespannte Stimmung zwischen uns zu lockern, aber schloss ihn schnell wieder. Am Ende würde er nur wieder wütend werden und dann brüllten wir uns wieder an. Das wollte ich nicht. Außerdem waren wir ja eh bald zu Hause... obwohl es da wahrscheinlich auch nicht besser werden würde. Wir brauchten etwas Abstand. Vielleicht sollte ich Ella anrufen. Sie wusste bestimmt, was ich tun konnte. Vielleicht hatte sie ja zufällig Zeit, um sich mit mir zu treffen. Sobald Asmo und ich wieder in der Wohnung waren, würde ich sie anrufen.
"Ich geh duschen", meinte ich zu Asmo, nachdem wir zu Hause angekommen waren. Der Dämon nickte mir mit einem schwachen Lächeln zu. Ich ging schnell ins Bad, um der Situation zu entkommen, und schloss die Tür hinter mir ab. Anstatt mich auszuziehen und unter die Dusche zu steigen, setzte ich mich auf einen kleinen Hocker unter dem kleinen Fenster und wählte Ellas Nummer. Es dauerte nicht lange, da war sie rangegangen und ihre freundliche Stimme drang an mein Ohr.
"Lilith! Hi! Wie geht es dir? Es ist so schön von dir zu hören." Ich musste über ihren Redeschwall schmunzeln.
"Hi, Ella!", grüßte ich zurück und gestand: "Naja könnte besser sein."
"Ist irgendwas passiert?" Sie klang ehrlich besorgt.
"Um ehrlich zu sein, ja. Ich hab mich..."
"Warte mal ganz kurz", unterbrach sie mich. "Dein Vater ist gerade reingekommen."
"Was will...", setzte ich an, merkte dann aber, dass Ella mir bereits nicht mehr zuhörte. Seufzend lehnte ich mich zurück. Warum war Dad bloß immer überall?
Im Hintergrund konnte ich durch das Handy eine Stimme hören, verstand aber nicht, was sie sagte. Was Ella antwortete, konnte ich jedoch, wenn auch schwer, verstehen.
"Ich bin gleich soweit Lucifer, aber ich muss erst deiner Tochter bei einem Problem helfen." Es passte mir gar nicht, dass sie es ihm gegenüber erwähnte. Wenn ich ihn das nächste Mal traf, würde er sicher wissen wollen, was passiert war. Darauf konnte ich echt verzichten. Nach kurzer Stille, in der Dad was sagte, meinte Ella: "Das ist eine Sache zwischen Frauen." Ein Schmunzeln erschien wieder auf meinen Lippen. " Nein, du wartest nicht hier! ... Lucifer! ... Nein!" Ich hörte sie genervt stöhnen, bevor sie wieder ans Handy ging.
"Hört Dad uns zu?", fragte ich.
"Ja, tut mir leid. Aber er kann dich ja nicht hören. Erzähl mir von deinem Problem."
"Na gut", entgegnete ich. Hoffentlich konnte er mich wirklich nicht hören. Ich wollte nicht, dass er von dem Streit erfuhr, obwohl ich niemandem den wahren Grund dafür sagen konnte. Nämlich dass Asmo ein Dämon war...
"Ich hab mich mit Asmo gestritten", kam es aus mir heraus und hätte mir am liebsten selbst eine geschellt.
"Welcher Asmo?" Verdammt! Falscher Name!
"Ich meine Blake!", versuchte ich meinen Fehler schnell zu retten. "Asmo ist sein richtiger Name... Blake Turner nur ein..."
"Hey!", rief Ella plötzlich und dann von weiter weg: "Gib mir mein Handy zurück!" Oh nein! Ich ahnte Schlimmes. Mein Herz pochte laut gegen meine Brust und unruhig wippte ich mit den Füßen auf und ab.
"Lilith!", erklang die tiefe und wütende Stimme an meinem Ohr. Unwillkürlich zuckte ich zusammen. Er hatte es mitgekriegt. Natürlich hatte er es mitgekriegt.
"Bitte sag mir nicht, dass Blake Turner in Wahrheit Asmodeus ist..." Ich schluckte schwer. Wie hatte das nur passieren können?
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Tochter des Teufels (Lucifer ff)
FanfictionLilith ist die Tochter des Teufels. Nachdem sie es geschafft hat aus den Fängen ihres Großvaters zu entkommen, entschließt sie sich ihren Vater Samael, alias Lucifer Morningstar, in LA zu besuchen. Spielt nach der dritten Staffel (Vorsicht! Spoiler...