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Zögernd lasse ich meine Augen geschlossen, als ich von einem nicht so sanften Kratzen an meiner Hüfte geweckt werde. Ich weiß ganz genau, wer da gerade neben mir liegt und ich würde ihn nur ungern provozieren wollen, wenn ich ihn nicht einfach machen lasse. Dass seine 'dominante' Seite so schnell wieder kommt, hätte ich jedoch nicht erwartet. Nicht, nachdem wir gestern so einen schönen Abend hatten, wobei eher ich ihn hatte, da Milo mich von oben bis unten verwöhnt hat; buchstäblich. Zwar finde ich es schade, dass es keinen schönen, romantischen und sanften Sex gab aber diese Erfahrung sollte ich auch schätzen, da das wahrscheinlich nicht so oft vorkommen wird und außerdem muss sich mein Hintern bestimmt noch ein paar Tage ausruhen.

„Ich weiß, dass du wach bist." Milos dezente angepisste Stimme entgeht mir nicht und jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Die Hand, die bis eben noch an meiner Hüfte herumgekratzt und rote Striche hinterlassen hat, entfernt sich, genau wie der Körper neben mir, was mich dazu zwingt, meine Augen dann doch zu öffnen.

„Zieh' dir was an, ich kann diese Knutschflecken nicht sehen." Brummend begibt sich Milo in das angrenzende Badezimmer und verschließt die Tür hinter sich. Etwas sprachlos sehe ich an mir herunter und erkenne tatsächlich haufenweise Knutschflecke, die er mir gestern gemacht haben muss. Mir ist das gar nicht aufgefallen, ich habe mich zu sehr auf... andere Dinge konzentriert. Um ihn nicht wütend zu machen, stehe ich auf und ziehe mir ein Shirt über, ehe ich das Zimmer verlasse und in der Küche ein kleines Frühstück zubereite.

Mehr als Tee und eine Schale Müsli gibt die Küche leider nicht her. Im Kühlschrank herrscht bis auf vereinzelte Kleinigkeiten gähnende Leere. Er sollte öfter einkaufen gehen. Schnell schreibe ich noch einen Einkaufzettel, mit den nötigen Dingen, die wir dringend brauchen, ehe ich ihn auf die Arbeitsfläche lege und mich an den Tisch setze. Ich hoffe, dass er jetzt nicht zu schlecht gelaunt ist und ich zumindest für einen Tag verschont werde.

„Ich gehe jetzt zur Arbeit", höre ich aus dem Flur, wobei mein Blick auf seine Müslischale und den Tee fällt. Er kann doch nicht einfach gehen, ohne etwas gegessen zu haben?

„Aber ich habe Frühstück gemacht", schreie ich zurück und nur wenige Sekunden später steht Milo in der Tür und sieht zu mir. Als er das Essen sieht seufzt er, stellt seinen Rucksack ab und setzt sich zu mir an den Tisch. Überrascht von seiner Reaktion starre ich ihn an, wie er einen Schluck von seinem Tee nimmt und dann schnell die Schale mit dem Müsli leert. Welchen Milo habe ich denn jetzt vor mir?

„Sag' nächstes Mal früher Bescheid, Idiot", brummt er, trinkt dann sein Getränk aus und steht sofort wieder auf, um seine Tasche zu nehmen und den Raum zu verlassen. Wow. Habe ich gerade den bösen, stinkigen und herzlosen Milo dazu gebracht, das Frühstück zu essen, was ich für ihn gemacht habe? Oder was ist gerade passiert?

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Summend wasche ich das Geschirr ab, welches ich dann trockne und an ihren Platz zurückstelle. Den Einkaufszettel hat Milo zwar vergessen aber vielleicht bietet mir das eine Gelegenheit, mit ihm einkaufen zu gehen und wie gestern wieder an der frischen Luft zu sein. Allein dieser Gedanke macht mich schon unendlich glücklich.

Wer weiß, wie viel Vertrauen ich zu Milo aufbauen kann? Vielleicht vertraut er mir bald so sehr, dass ich alleine raus gehen darf? Immerhin würde ich nicht mehr hier weg wollen, schließlich fühle ich mich bei ihm wohl, auch wenn ich manchmal Angst vor der dominanten Seite habe. Sie ist jedoch auch etwas sanfter geworden, wenn ich so darüber nachdenke.

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Erschöpft öffne ich meine Augen, sehe zur Uhr und drehe mich seufzend auf den Rücken, während der Fernseher im Hintergrund Werbung abspielt. Ich bin tatsächlich eingeschlafen und es ist auch noch Abend. Müsste...

Watcher and KillerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt