Prolog

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Verletzt zu werden ist ein Teil des Lebens. Das können wir nicht ändern, doch die Schmerzen, die ich verspürte, als ich wusste, dass Jonas mir nicht treu war - mir nicht treu sein konnte, waren anormal. Es zog, es brannte, es fühlte sich an, als hätte jemand gewaltvoll mein Herz aus der Brust gerissen.

Nicht jemand.

Sondern Jonas. Der Mann, den ich über alles liebte. Für den ich soviel tat und für den ich noch mehr getan hätte, als nur die Schuld für ein bisschen Betäubungsmittel auf mich zu nehmen. Ich liebte Jonas mit allem was ich hatte, ich gab ihm mehr als ich jemals von ihm bekommen hätte, doch das war okay, denn ich war bereit mich auf dieses wunderschöne Chaos namens Kristoffer Jonas Klauß einzulassen. Es war ein fatales Spiel mit dem Feuer, an dem ich mich schließlich verbrannte.

Immer wieder jagten mich Gedanken, die sich schneller drehten als jedes Kettenkarussell es nur könnte. Hin her, hin her. Habe ich das falsch gemacht? Warum habe ich nicht das gemacht? Wieso habe ich nicht dies gesagt? Hätte ich das retten können? Ich wollte einfach nur, dass es aufhört, dass es so ist wie am Anfang.

Ich weiß, dass er in den Augen mancher nicht der richtige war, aber meine Gefühle für diesen Mann waren stärker als die Kommentare im Internet, die Ratschläge meiner Freunde und die Wachsamkeit meines Dad's.

Es war Mum, die mir mit den Worten "Je mehr Liebe du spüren kannst, desto mehr Schmerz kannst du auch wahrnehmen." die Antwort auf meine Frage, weshalb es so sehr schmerzt gab.

Und ja, es muss so sein, denn obwohl ich das Gefühl der Betrogenen schon kannte, war mir die jetzige Empfindung neu. Ich war ständig müde. Anfangs, weil mich  wiederkehrende Träume vom schlafen abhielten, später, als Schlaftabletten zur Problemlösung wurden, weil mich dieser unbändige Schmerz psychisch in die Knie zwang. Innere Leere, Antriebslosigkeit und Erschöpfung gehörten zu meinem Alltag. Ich hatte an nichts mehr Spaß. Von der Musik, vor allem aber den Medien distanzierte ich mich zunehmend. Ich wollte nirgends mehr zu sehen oder zu hören sein, wollte keine Berichte über mich lesen und wollte nicht, dass man weiß, wie sehr mich Jonas' Betrug gebrochen hat. Alles was ich wollte war ein bisschen Ruhe von meinen Sorgen. Die fand ich jedoch nicht in einer Stadt, in der unsere Geschichte begann. Ich musste raus. Weg. Ganz weit weg.

Nur zwei Tage nach dem Erlebnis, welches ich als das bisher schlimmste meines Lebens bezeichne, ergriff ich die Flucht. Ich konnte nicht bleiben, alles erinnerte mich an ihn - an uns. Nach einer weiteren schlaflosen Nacht auf dem unbequemen und viel zu kleinem Sofa meines Studios, ging ich in mein Apartment und packte dort alles brauchbare in einen Koffer, schnappte mir wichtige Dokumente meines Vierbeiners und verließ Hamburg.

Ich sagte niemandem etwas. Nichts von meiner Trennung und nichts von meinem Flug zurück in meine Heimat. Ich hinterließ lediglich einen Brief für Matt und Ryan indem ich unter anderem darum bat Leona über mein plötzliches verschwinden aufzuklären. Ich schilderte was passiert ist, wieso ich diesen Schritt gehen muss und auch wieso ich nichts sagte. Das wäre ohnehin nicht nötig gewesen, denn sie wussten es bereits vorher. Ich vermute, dass Jonas - nachdem ich auf keinerlei Anrufe oder Nachrichten von ihnen und den Jungs eingegangen bin - bei mir war, weil er mich dort vermutete.

Matt war noch am selben Tag des Geschehens bei mir. Da zeigte sich mal wieder, dass mich keiner so gut kennt wie er, nur er wusste, dass ich im Studio zu finden sei und das obwohl ich ihn nicht einmal herein ließ. Mit ausgestreckten Beinen saß ich vor der geschlossen Metalltür und genoss auf seltsame Art und Weise die Anwesenheit meines besten Freundes. Arko, der mit seinem Kopf auf meinem Oberschenkel verweilte, ließ sich die Streicheleinheiten zwischen seinen Ohren gefallen, gleichzeitig lauschte ich Matt's tröstende Worte.

"Ich bin ehrlich zu dir, ich weiß nicht was du gerade durchmachst und ich bin sicher nicht der beste Ansprechpartner in diesem Gebiet, aber ich kann mir vorstellen, dass du allein sein willst und dass du Zeit brauchst, aber du sollst wissen, dass Ryan und ich immer für dich da sein werden."

Das war einer von vielen Sätzen, doch dieser blieb mir aufgrund meines schlechten Gewissens besonders im Gedächtnis. Er bot mir seine und auch die Hilfe seines jüngeren Bruders an und obgleich ich wusste, dass die Beiden in egal welcher Lebenslage für mich da sind, bin ich quasi in einer Nacht und Nebel Aktion verschwunden.

Inzwischen nehmen sie mir meine Flucht aus der Hansestadt nicht mehr übel. Via Telefon konnten ich ihnen erneut meine Beweggründe - die sie im nachhinein verstanden haben - klarmachen. Es war nicht nur ein innerer Impuls, der mich dazu veranlasste gar unbemerkt zu verschwinden, sondern auch die Tatsache, dass ich Abschiede hasse. Die Traurigkeit in mir zerfrass mich ohnehin schon bis auf die Knochen, da wollte ich mir und auch den Anderen Abschiedsschmerz ersparen, denn mir war klar, dass dies kein Abschied auf Zeit ist.

Zumindest dachte ich dies, denn  unerwarteter Weise ereilte mich ein Anruf, mit welchem ich niemals rechnete.

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Ihr kleinen ungeduldigen Hasen konntet es nicht abwarten und wolltet unbedingt die Fortsetzung. Dies ist zwar vorerst der Prolog, aber es gibt einen kleinen Einblick darauf wie Jade sich nach alledem fühlte.

Natürlich hoffe ich, dass dieser Teil ebenso gut ankommt wie der erste Teil. Aber ich will nicht zu viel verraten, deshalb sagt mir doch mal, was ihr glaubt, um was für einen Anruf es sich handeln könnte? Lasst mir sehr gern euren ersten Eindruck da. (:

Still Naked | GZUZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt