Flashback (Allysons POV)
Aus Matts „sofort" waren allerdings eineinhalb Stunden geworden, da er sich nicht zwischen seinem lachsfarbenen und seinem navyblauen Hemd hatte entscheiden können. Doch als wir nun vor dem elektrischen Tor standen, an dem ich Sue vor etlichen Wochen bei ihrem ersten privaten Treffen mit Niall abgesetzt hatte, war meine Motivation nicht geschmälert. Daran konnte auch mein nerviger, anzugtragender und nach One Direction-Parfüm riechender Bruder nichts ändern. Dass ich den Geruch direkt erkannt hatte, lag nicht an meiner nicht vorhandenen Fanliebe, sondern daran, dass Matt eines Abends nach einer halben Flaschen Gin versucht hatte, einen Anti-Exorzismus an mir durchzuführen. Statt mir einen Dämon auszutreiben, war er fest davon überzeugt gewesen, mir einen Boyband-Dämon eintreiben zu können, bis ich besessen war. Statt jedoch besessen zu werden, hatte ich später auf Matt gesessen, nachdem ich ihn Richtung Boden getackelt hatte.
Und nun stand ich vor der Villa der Jungs und war wirklich von dem Gefühl beseelt, dass irgendetwas in mir nicht stimmte. Wenigstens heiterte mich die Möglichkeit auf, dass mich einer der Jungs von der Villa aus sah und mich vor meinem offenbar wahnsinnigen Bruder rettete.
„Und was jetzt, Schwester?", fragte Matt sichtlich verstimmt und stellte sich vor das Tor. Seine Hände umfassten die dicken Eisenstäbe, während er seinen Kopf in den Hohlraum zwischen den Streben bettete. So erinnerte er mich an einen Insassen im Gefängnis, der aus seiner Zelle starrte.
„Das kommt davon, wenn man bei Minusgraden einen dünnen Anzug ohne Jacke trägt. Und dass du eiskalte Eisenstäbe berührst, macht die Sache auch nicht besser, Bruder."
„Tja, wer schön sein will, muss leiden."
Ich verdrehte die Augen. „Dann mach endlich eine Schönheits-OP."
Matt starrte weiter in die Dunkelheit des Vorhofes, doch ich konnte mir seinen giftigen Blick bildlich vorstellen. „Und sei du einfach leise. Wer noch nie schön war, hat auch keine Ahnung."
Es vergingen einige Minuten, in denen Matt weiterhin am Tor verharrte und mit einer beinah bewundernswerten Beständigkeit und Ausdauer in Richtung der Villa sah. Er kennt halt nur „one direction", spottete ich innerlich, während ich an der Wand lehnte, in der die Sprechanlage eingelassen war. Mein naiver Plan war es gewesen, einfach zu klingeln und unter Nennung von Sues Namen hereingelassen zu werden. Aber so weit war es gar nicht gekommen. Außer dem stetigen Blinken einer roten Lampe hatte die Klingel nicht reagiert.
„Wie kann man auch nur so naiv sein und denken, dass weltberühmte Jungs zwei fremden Personen die Tür öffnen, wenn sie im Dunkeln klingeln? Gut, dass Dummheit nicht vererbt wird und in der Familie liegt", sagte Matt angekratzt und löste sich endlich von dem Tor. Als sich sein Gesicht zu mir drehte und von dem Licht der Straßenlaterne beleuchtet wurde, musste ich mir mit ganzer Kraft ein Lachen verkneifen. Die Stangen des Tors hatten Abdrücke auf seinem Gesicht hinterlassen, welche von der Kälte des Eisens blau angelaufen waren. Er sah in dem Moment wie ein Schlumpf-Zebra aus oder zumindest so, wie man sich eines vorstellte.
„Tja, du wolltest ja unbedingt mit", entgegnete ich schulterzuckend und machte mir nicht einmal die Mühe, etwas Genervtheit in meine Stimme zu legen.
Anscheinend um sein halb erfrorenes Gesicht zu wärmen, rieb sich Matt seine Wangen, während mich seine verengten Augen mit Blicken zu töten versuchten. „Bei deinem anscheinend nicht vorhandenen Intellekt wirst du wahrscheinlich auf ewig Barista bei Starbucks bleiben", warf er mir an den Kopf.
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Between the Lines || Niall Horan
FanfictionEs fing alles mit einem Stück Papier an, das in Susans Kindheit versehentlich an sie geschickt worden war. Ein unscheinbarer Brief, der nicht für ihre Augen bestimmt war. Susan schreibt zurück, um alles aufzuklären, doch es bleibt nicht bei diesem e...