29. Mai 2020
OliviaParty.
Die eine Party, die nur für mich veranstaltet wurde. Dean hatte sich selbst übertroffen als er meinte, es würde nur eine kleine Party mit unseren besten Freunden sein. Das ganze Haus war überfüllt mit Leuten, die ich nicht einmal kannte, aber jeder gratulierte mir zu meinem 22. Geburtstag. Ich bekam sogar Geschenke, auch wenn diese meist nur Alkohol waren. Jedem schenkte ich ein fettes Lächeln und hüpfte von dem riesigen Wohnzimmer in die ebenfalls große Küche. In diesem Haus konnte man sich auch nicht verlaufen, wenn alles so riesig und offen war. Es war Deans Haus. Alles mit seinem Geld bezahlt, das er als erfolgreicher Geschäftsmann verdient hatte. Er kaufte mir immer Schmuck, obwohl ich ihm tausendmal versucht habe zu erklären, dass ich kaum Schmuck trage. Ich war trotzdem glücklich.
"Da ist ja mein kleines Mäuschen. Gefällt es dir hier?", fragte mein Freund und zog mich an meiner Hüfte zu sich. Sofort fanden meine Hände ihren Platz auf seiner Brust und ich konnte nicht anders als zu Grinsen. Ich wollte mir sein Getränk schnappen, aber er hielt mich zurück.
"Na na. Ich habe etwas viel besseres für dich, Olivia. Warte hier.", und schon war er verschwunden und ließ mich alleine stehen. Na toll. Ungeduldig schaute ich mich nach bekannten Gesichtern um, aber alle in diesem Raum kannte ich nur flüchtig. Doch keine fünf Minuten später stand Dean mit einem zweiten roten Becher vor meiner Nase. Dankend nahm ich ihm den Becher entgegen, roch an dem Getränk und stellte fest, dass da nur eine geringe Menge an Flüssigkeit drinnen war.
"Glaub mir, sweetie. Das reicht für die nächsten paar Stunden.", zwinkerte er mir zu und nahm einen Schluck von seinem Becher. Kurz überlegte ich nach, aber der bereits getrunkene Alkohol in mir traf meine Entscheidung ohne dass ich mir noch irgendwelche Gedanken machen konnte. Die Flüssigkeit traf meine Zunge, danach meinen Gaumen und kurz später brannte es angenehm in meinem Hals. Wie kann Alkohol so ein tolles und entspannendes Gefühl geben, wenn es doch eine Droge ist.Keine zehn Minuten später traf mich der Alkohol viel stärker als erwartet und ich hatte nur noch das Verlangen zu tanzen, Spaß zu haben und die Nacht zu genießen. Mein Herz klopfte mir gegen meinen Brustkorb, als würde es unbedingt raus wollen. Hüfte, Arme und Beine tanzten wie sie gerade Lust hatten, mein Kopf war wie ausgeschalten.
Plötzlich fand ich mich in der Küche wieder. Aber ich war doch gerade noch im Wohnzimmer und habe mit irgendeinem Mädchen getanzt. Ich hatte das Gefühl etwas in meinem Kopf würde fehlen. War es die Zeit, die ich in die Küche gegangen war oder doch eher mein Gehirn, dass durch den Alkohol sich versuchte zu verabschieden. Mit der Zeit wurde ich müde und ich musste öfters als gewollt gähnen. Es war doch noch nicht so spät, warum war ich so müde? Gezwungen riss ich die Augen auf, doch bereute es direkt, als mein Kopf sich qualvoll meldete. Würde ich jetzt gleich umfallen? Was passiert, wenn Dean mich nicht findet?Sofort schaltete sich mein letzter Funken an Verstand ein und suchte meinen Freund überall wo ich nur hinkam. Mein Körper ließ immer mehr nach, meine Beine schwach und schwabbelig. Müde schloss ich für einen klitzekleinen Moment meine Augen. Das Gefühl von Dunkelheit befreite mich und ließ mich fallen. Und als ich sie wieder öffnete lag ich auf kuschelweichen Polstern. Dean war über mich gebückt. Noch nie war ich so froh ihn zu sehen, während er versuchte mich auszuziehen, damit ich endlich schlafen konnte. Erneut schloss ich meine Augen und versuchte mir jede seiner Berührungen gut einzuprägen. Ich wollte sie wie Tattoos auf meinem Körper spüren. Die Dunkelheit vor mir fühlte sich gut an. Meine Augen brannten sowieso unheimlich und ein bisschen Schlaf würde nie schaden. Nur ganz nebenbei bekam ich Deans Worte in meinem Kopf mit.
"Sag Cheese, meine Kleine." Natürlich wollte ich ihm mit einem fetten 'Cheese' antworten, aber die Worte wollten einfach nicht meinen Mund verlassen. Er fühlte sich trocken an, als hätte ich Tage lang kein einziges Wort von mir gegeben und keinen Schluck Wasser getrunken. Meine Zunge war betäubt, wie vor fünf Monaten, als man mir den rechten Weißheitszahn ziehen musste. Zwischendurch hatte ich das Gefühl aufzuwachen, unterbrochen von weißen Blitzen. Kamera. Ich hatte plötzlich das Verlangen ein Bild zu machen. Meine Leidenschaft.Kälte umgab mich. Obwohl es Sommer war. Meine Augen immer noch geschlossen. Ich wollte nicht wissen, wo ich war. Was ist gestern noch alles passiert? Warum fühlte ich mich nackt? Grashalme kitzelten mich an meinem Arm. Hoffentlich waren es Grashal-.
Warte was?Grashalme.
Wie komme ich bitte auf eine Wiese?
Und dann öffnete ich schwer meine Augen und wurde von meiner puren Nacktheit geblendet, die hell unter der Sonne schimmerte. Übelkeit. Mir wurde augenblicklich schlecht, der Inhalt von gestern kam in mir hoch. Nachdem ich es nicht länger zurückhalten konnte, überkam es mich und ich entleerte mich auf der grünen Wiese vor mir. Der unangenehme Geschmack machte sich in meinem Mund breit und das Verlangen nach Wasser war groß.Doch dann traf mich der Schlag. Bitter und Sauer. Tränen kamen in mir auf. Ich war immer noch auf Deans Grundstück. Besser gesagt in seinem Vorgarten, der aufgeräumt und sogar frisch gemäht war. Auf meinem Körper nur Unterwäsche zu sehen. Meine Kleidung lag unfreundlich neben mir hin geschmissen, zusammen mit meiner teuren Kamera, die mir Oma zu meinem 21. Geburtstag geschenkt hatte. Sogar meine Wäsche, die schon seit Monaten in seinem Kasten lag. Schnell setzte ich mich auf und zog mir mein Oberteil über den Kopf, dass von oben bis unten nach Alkohol und Rauch roch. Ein Blick zu dem riesigen Haus in dem wir am Vorabend noch meinen Geburtstag gefeiert hatten, verriet mir, dass es leer stand. Dean hatte mich einfach rausgeschmissen und vor die Tür abgesetzt? Was ist passiert? Glücklicherweise lag mein Handy mit noch knappen fünf Prozent neben mir. Mit zitternden Händen suchte ich die Nummer meiner Mutter und hielt das kalte Metall an mein Ohr.
"Oh Schatz! Wie geht es dir? Wo bist du?", verzweifelte meine bessere Hälfte am anderen Ende. Natürlich bekam ich kein einziges Wort aus meinem Mund, meine Kehle war wie zugeschnürt, keine Luft kam in meinen Körper. Nur die salzigen Tränen und das leichte Schluchzen verriet meinen Aufenthalt. Der Anruf wurde beendet.
Mit Tränen auf den Wangen versuchte ich in meine enge Skinny Jeans zu kommen. Kurz darauf fanden auch die Schuhe meine Füße, die Kamera meine Hand. Ein kühler Wind blies mir ins Gesicht und gab mir das Zeichen endlich von diesem Grundstück zu verschwinden.Den restlichen Tag versuchte ich mich an die Nacht zu erinnern. Dean hatte mich überall blockiert und ging nicht auf meine Anrufe ein. Auch unsere Freunde antworteten mir nicht. Wahrscheinlich waren sie sowieso nur seine Leute. Ich habe mir immer eingeredet ich wäre auch ein Teil von ihnen. Wollte zu ihnen dazugehören. Komplett erlöst und am Boden zerstört stopfte ich das trockene Brot in mich rein. Mama kümmerte sich liebevoll um mich, auch wenn sie wirklich übertrieb.
Später an diesem Abend versuchte ich Harper zu erreichen. Meine Beste Freundin. Ich habe sie genauso wie die anderen vor länger als einem Jahr kennengelernt und wir haben uns von Anfang an verstanden. Wir teilten so viele Gemeinsamkeiten, dass man dachte, wir wären Zwillinge. Ihre Haare schimmerten jeden Monat in einer anderen Farbe und wenn sie Lust auf mehr hatte, dann färbte sie sich sie einfach bunt. Doch auch sie antwortete mir an diesem Tag nicht. Von ihr hatte ich es am wenigsten erwartet. Und schon gar nicht von Dean.
Schon zum gefühlt zwanzigsten Mal seit ich in seinem Vorgarten aufgewacht bin, hatte ich Mengen an Tränen vergossen. Unter meinen Augen bildeten sich Augenringe. Am nächsten Morgen würden die bestimmt noch schlimmer aussehen. Mein Selbstwertgefühl war geschwächt, genauso wie mein ganzer Körper. Ich hatte einen Filmriss. Was ist in diesem Haus nur passiert, dass ich halbnackt in der Wiese landete?Es war mitten in der Nacht. Ich konnte nicht schlafen, meine Augen brannten und ich hatte das Verlangen zu verschwinden. Und schlimmer als dieser Morgen konnte diese Nacht nicht noch werden. Zumindest dachte ich das, bis ich noch am selben Tag um halb zwölf um Mitternacht auf Deans Blog vorbei sah. Ich wollte nicht trauern und stalken, aber manchmal bin ich einfach zu sturköpfig und brach mein Vorhaben.
Noch kurz darauf bereute ich diese Tat zutiefst.
Mein halbnackter Körper.
Roter Spitzen-BH.
Belustigte Kommentare.
Und Deans Beschriftung zum Bild.
Es schien als würde die Zeit an mir vorbei rasen. Stumm saß ich vor dem hellen Bildschirm, der mein Zimmer erleuchtete. Ich fühlte mich beobachtet und nackt. Zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag kamen mir die Tränen. Ich hatte das Verlangen zu schreien, auszurasten und auf jemanden einzuschlagen. Wollte meine Gefühle abstellen und keinen Schmerz spüren. In meinen Ohren rauschte es und meine Beine bewegten sich von selbst aus meinen Bett. Doch jeder Schritt durch mein Zimmer füllte sich immer mehr mit Schmerz. Alles um mich rum wurde fremd.

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Forgotten Pictures
Romantik!!!VORWORT LESEN!! Olivias Leben war von einem Tag auf den nächsten komplett auf den Kopf gestellt. Ihre Leidenschaft zu Kameras lässt sie hinter sich. In Orlando 700km weiter weg von ihrem Elternhaus zieht sie in eine Wohnung und ergattert einen Jo...