Auf der Flucht

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Nur leicht fiel das fahle Licht von der Straßenlaterne durch die Vorhänge und zog einen dünnen Lichtstrahl auf den Boden.
Sonst war es dunkel.
Viola warf einen kurzen Blick nach draußen, um die Umgebung zu checken.
"Verdammt, wie konnten die uns finden?", zischte sie, als sie unten im Vorhof drei dunkle SUV stehen sah, aus denen mehrere Menschen in schwarzer Einsatzkleidung aus stiegen.

"Aaron! Wir müssen gehen!", kaum hatte sie das ausgesprochen, wurde sie plötzlich zu Fall gebracht. Just in dem Moment fielen Schüsse und trafen hinter ihr in die Wand.
Nur schwerfällig rollte das Gewicht von Viola runter. Aaron hatte sich auf sie geworfen, um sie vor den Kugeln zu retten.
Sobald sie an ihre Pistole ran kam, schoss sie durch die Tür zurück und zielte auf das untere Drittel. Kurz darauf fiel etwas Schweres dumpf zu Boden.
"Komm, wir verschwinden!", rief sie zwischen den Schüssen und sah flüchtig zu ihrem Partner, der mit Pressatmung auf dem Boden lag. Sie hielt inne und versuchte den Schaden einzuschätzen. Er hatte ihr das Leben gerettet, indem er in Kauf nahm, sein eigenes zu lassen.
Eine Blutlache bildete sich unter seinem Rücken.
Ihr Herz raste, nach außen hin wirkte sie jedoch gefasst.
"Das wird schon wieder. Wir müssen nur schnell hier raus.", sie wechselte das Magazin und zog Aaron in eine sitzende Position, doch dieser schüttelte nur den Kopf.

In seinen Augen konnte Viola sehen, dass es zwecklos war. Er hatte sich schon aufgegeben.
"Geh.", Blut lief ihm aus dem Mundwinkel. Mit letzter Kraft zog er seine Waffe und lud sie durch. Er würde ihr einen Vorsprung verschaffen. Viola schüttelte den Kopf. Sie würde nicht ohne ihn gehen.
"Geh!", brüllte er und nickte zur Balkontür.

Es fiel ihr schwer ihn zurück zu lassen.
Als würde sie ihn verraten. Doch sie wusste auch, dass sie alleine eine größere Chance hatte zu fliehen. Auch wenn alles in ihr danach schrie bei ihm zu bleiben, kämpfte sie sich auf und versuchte bei der nächsten günstigen Gelegenheit die Tür zum Balkon zu erreichen.
Ihre Augen brannten, als sie ein letztes Mal zu ihrem Partner sah. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet, den er mit dem Handrücken Weg wischte. Ein letzter Blick.
Er verabschiedete sich.

Die Kugeln flogen ihr nur so um die Ohren. In gebückter Haltung lief sie los, geriet dann aber ins Straucheln, als ein plötzlich stechender Schmerz in ihrer Seite auftrat.
Das Adrenalin ließ ihre Schusswunde schnell taub werden und hinderte sie erstmal nicht an ihrer Flucht.
"Scheiße ist das hoch.", fluchte Viola und taumelte etwas von der Brüstung zurück.
Ihr blieb keine andere Wahl, als da runter zu klettern. Bliebe sie auf dem Balkon könnte sie für kurze Zeit noch das Feuer erwidern, würde letztendlich aber scheitern, da ihr die Munition fehlte.
"Was soll's, drauf gehen werde ich bei beiden Entscheidungen.", drinnen hörte sie, wie Aaron den Kugelhagel erwiderte, lange würde er aber nicht mehr durchhalten, ihr den Rücken frei zu halten.

Viola holte tief Luft und griff nach der obersten Stange der Brüstung, bevor sie die Beine rüber schwang und an den Querstreben bis zum Fundament des Balkons rutschte.
Jetzt nur noch loslassen und rechtzeitig wieder zugreifen.
Sie zählte innerlich bis drei und ließ die Stangen los. Ihr Herz raste in ihrer Brust, während sie im freien Fall war, bevor sie die nächste Stange des Balkons zu fassen bekam.
Ein Ruck durchfuhr ihren Körper, als sie die Brüstung des tieferen Balkons zu fassen kam. Sie biss die Zähne zusammen, um nicht laut aufzuschreien.
Den Ablauf wiederholte sie zwei Mal, bevor sie festen Boden unter ihren Füßen spürte.
Viola hörte die Rufe ihrer Verfolger, wie sie nach ihr suchten.
Schnell verschwand sie stolpernd in der Dunkelheit. Ihr war schwindelig und ihre Beine zitterten von dem waghalsigen Fluchtversuch.

Die Agentin stützte sich an der nächsten Hauswand ab und musste würgen. Sie holte tief Luft und zählte langsam bis zehn, um wieder etwas runter zu fahren.
Violas Ziel war es, so weit wie möglich weg zu kommen, bevor ihr Körper von der heftigen Belastung abschaltete.

Unruhig drehte er sich von der einen Seite auf die andere, fand aber keine bequeme Position zum schlafen.
Es war nicht das erste Mal, dass er nicht schlafen konnte. Genau genommen ging das schon seit Wochen so.
Neben seinem Kopf, der nicht zur Ruhe kam, schmerzte auch noch seine Schulter, die er sich beim letzten Kampf ausgekugelt hatte.
Er erstarrte, als er schleppende Schritte auf dem Flur hörte, die immer näher kamen. Langsam setzte er sich auf und konzentrierte sich auf die Schritte.
Das Gangmuster war ihm fremd. Da die Wände in dieser Flohbude sehr dünn waren, hörte er immer, wenn jemand an 'seiner Wohnung' vorbei ging.
Er wusste sofort, ob es sich bei den Menschen um Anwohner handelte oder um Fremde.
Und die Person, die gerade auf dem Flur lief, war fremd.

Die Schritte verstummten, um kurz darauf die Richtung zu wechseln und auf ihn zu kamen.
Angespannt sprang er von der Matratze auf, deren Federn sich immer in seinen Rücken bohrten, und schlich zur Zimmertür.
Ein feines, surrendes Geräusch entstand, als er seine Metallhand zur Faust ballte.
War das etwa ein Agent von Hydra? Hatten sie ihn etwa gefunden? Dabei war Bucky sehr vorsichtig und hatte alle seine Spuren, so gut es möglich war, verwischt.
Sein Herz raste, um jeden seiner Muskeln mit genügend Sauerstoff zu versorgen. Gespannt wie eine Feder verharrte er im Schatten und war bereit anzugreifen.

Die Schritte schlurften von ihm weg, in Richtung Wohnzimmer. Zu früheren Zeiten hatte es wohl Mal als eines gedient.
Ein verkrampftes Ächzen, gefolgt von einem dumpfen Rums, war zu hören. Dann war Stille.

Bucky wartete noch einige Minuten in seiner Deckung, bevor er vorsichtig in den anderen Raum sah. An der Stirnseite des Zimmers konnte er eine Person in der Dunkelheit erkennen, die an dem zerschlissenen Sofa lehnte.
Eine ganze Weile starrte Bucky sie an, allerdings bewegte sie sich kein einziges Mal. Ab und an gab sie schmerzverzerrte Geräusche von sich.
Auf leisen Sohlen ging er näher ran, angespannt bis in die letzte Faser seines Körpers, da er noch nicht wusste, wer sie war, und inspizierte sie.

Vor ihm lag eine junge, erschöpfte Frau. Ihr Gesicht war angespannt, während sie schlief. Insgesamt wirkte sie etwas blass. Was vielleicht auch an der Dunkelheit und ihren dunklen Klamotten lag.
Ihre Haare, die sich aus dem Zopf gelöst hatten, klebten in ihrem Gesicht und ihre Hände waren voller Blut.
Bucky ging davon aus, dass es unteranderem ihr Blut war.
Als sie unter Schmerzen zusammen zuckte, sprang Bucky aus Reflex zurück und verschwand in einem dunklen Schatten. Sie war zwar verletzt, aber könnte trotzdem noch eine Bedrohung sein.

Ich dachte, dass ich die Geschichte auch mal auf einer anderen Plattform veröffentlichen könnte.
Lasst mich doch wissen, was ihr davon haltet :)

Revenge is served cold Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt