Er rannte die Treppen runter und stürmte aus der Tür.
"Wenn du dich beeilst, holst du sie noch ein.", ein alter Mann, der vor der Tür eine rauchte, zeigte in besagte Richtung, wo sie hin verschwunden war.Bucky sah ihn etwas verwirrt an und ging schnellen Schrittes los. Mit der Kapuze über dem Kopf und gesenktem Blick, sodass ihm die Haare ins Gesicht fielen, bog er um die nächste Ecke und befand sich auf einem belebten Fußweg wieder. Überfordert stieß er langsam die Luft durch die Nase und scannte die Menge nach einer bestimmten Frau.
Er sah gerade noch, wie sie in eine Seitenstraße einbog und kämpfte sich durch die Masse.
Viel zu viel Körperkontakt und viel zu viele Menschen.
Bucky mahlte angespannt mit dem Kiefer, als er von jeder Seite angerempelt wurde.
Seine Atmung wurde schneller. Er hatte das Gefühl, als würden ihn alle ansehen. Am liebsten wäre er wieder umgedreht, zurück in die Wohnung.
Zurück in Sicherheit.
Er musste so schnell wie möglich raus hier.
Jede Berührung verband er mit Schmerz, nie hatte eine Berührung etwas anderes gezeigt. Sie konnten ja nur weh tun.
Eine kleine Ausnahme war jedoch sein ungebetener Gast, es war anders, so wie sie ihn angefasst hatte. Auch wenn danach wieder Schmerz folgte.
Aber sie hatte ihn um Erlaubnis gebeten, ihn anzufassen. Normalerweise wurde er nur herumkomandiert und geschubst.
Kein höfliches Wort von irgendwem.
In der Seitenstraße war zum Glück nicht so viel los und er konnte schnell aufschließen, wobei er immer noch einen Sicherheitsabstand einhielt, damit er nicht entdeckt wurde.Sobald Viola die Waffe wieder hatte, verließ sie den eigenartigen Kerl und machte sich auf den Weg zu ihrer Wohnung. Sie nahm extra einige Seitenstraßen als Umweg, auch wenn es länger dauerte.
Aber Sicherheit ging nun mal vor.
Etwas erschöpft kam sie an ihrer Wohnung an.
Ihre Wunde fing an vermehrt weh zu tun, da die Wirkung der Schmerzmittel nach ließ.
Mit einem letzten Blick über die Schulter schloss sie die Eingangstür auf und ging in den zweiten Stock. Als die Tür unten ins Schloss fiel, machte sie ihre ebenfalls leise zu.
"Das wäre geschafft.", müde trottete sie ins Wohnzimmer, wo sie die Leinwand, mit irgendwelchen skurrilen Figuren, von der Wand über dem Sofa abnahm und in die nächste Ecke stellte.
Viola wusste nicht, wie man sich so etwas freiwillig kaufen konnte. Das Bild war allerdings schon bei ihrem Einzug da gewesen und da sie diese Wohnung kaum genutzt hatte, störte sie das Bild auch nicht.
Jetzt musste es aber weichen, damit sie alle wichtigen Notizen an pinnen konnte.
Die Agentin klebte den Grundriss der Agency an die Wand, auf der sie schon alle Sicherheitsvorkehrungen eingekreist hatte. Ohne weiteres würde sie da nicht rein kommen.
Das müsste schon sehr gut geplant sein.
Besser wäre es, sich mit demjenigen, der die Tötung der Agents befohlen hatte, irgendwo anders zu treffen. Ersteinmal musste sie den aber identifizieren.
Sie musste an Aarons Laptop. Viola wusste, wie neugierig ihr Partner war und gerne ihre Aufträge hinterfragte. Möglicherweise hatte er etwas herausgefunden.
Kurz kramte sie in der Kommode neben dem Sofa und fischte einen Schlüssel aus der Schublade.
Aaron hatte ihr einen Ersatzschlüssel für seine Wohnung gegeben, die sie als geheimen Treffpunkt abgemacht hatten, falls mal irgendwas passieren sollte. Natürlich nicht die Wohnung, die sie von der Agency gestellt bekommen haben.
Mit Schlüssel und einem USB-Stick bewaffnet machte sie sich auf den Weg zu Aarons Wohnung.Bucky hatte im vorherigen Hauseingang gewartet, als die junge Frau ihre Bleibe scheinbar erreicht hatte und konnte gerade noch so in die zufallende Tür huschen.
Im Erdgeschoss wartend horchte er, wie viele Stufen sie hoch ging, um ihr Stockwerk auszumachen.
Da es noch mitten am Tag war, versteckte er sich im Kelleraufgang und wartete auf die richtige Zeit.
Mit Stillsitzen und Warten hatte er kein Problem.
Als Winter Soldier hatte er oft im Dunkeln auf seine Mission warten müssen. Damit er sie aus dem Hinterhalt exekutieren konnte.
Bei dringenden Anliegen musste er manchmal auch am hellichten Tag zur Tat schreiten.
Es irritierte ihn, als sie keine halbe Stunde später das Haus wieder verließ.
Bucky überlegte, ob er ihr folgen oder lieber warten sollte. Er könnte sich natürlich auch schon Mal in ihrer Wohnung umsehen und gucken, ob er sein Buch finden konnte.
Er entschied sich für Letzteres und ging die Stufen abzählend nach oben.
Zwei Türen...eine konnte nur richtig sein.
Vor der Tür rechts standen zwei Paar Schuhe draußen.
Einmal Damen und einmal Herrenschuhe. Die Wohnung, die der Frau gehörte, war bestimmt eine Art Safehouse.
Etwas, von dem niemand etwas wusste. Bucky sah sich die andere Tür genauer an und entdeckte einen schwach blutigen Fingerabdruck am Türknauf und dem weißen Rahmen.
Sie war verletzt, also müsste das ihr Blut sein.
Bevor er sich an dem Türschloss zu schaffen machte, sah er sich noch einmal um, ob ihn auch niemand gleich überraschen würde.
Geräuschlos öffnete sich die Tür einen Spalt und er ging vorsichtig in die Wohnung.
Sie machte einen ordentlichen und sauberen Eindruck, aber auch so, als hätte schon länger keiner mehr dort so richtig gewohnt.
An den Wänden waren keine persönlichen Bilder und auch sonst sah das alles etwas trist aus.
Das Wohnzimmer dagegen sah schon etwas anders aus. Auf dem Esstisch lagen einige Fotos und Notizzettel. Aber auch ein Glas mit Wasser, in dem eine Pinzette und ein kleiner metallischer Gegenstand drinnen war.
Das Wasser war etwas rötlich und die blutigen Tücher verrieten ihm, dass sie sich selbst verarzten haben musste.
Er ging näher an den großen Grundrissplan an der Wand und runzelte die Stirn.
Was hatte sie nur vor? Wollte sie etwa irgendwo einsteigen?
Bucky durchsuchte noch die anderen Räume, fand allerdings keinen Hinweis, wo sein Buch sein könnte. Warum sollte sie es so gut verstecken? Es hatte doch überhaupt keinen Wert für sie.Es war komisch, ohne Aaron in seiner Wohnung zu sein. Es fühlte sich so an, als würde sie ihn hintergehen, indem sie in seinen Sachen herum schnüffelte.
Nein, das war überhaupt kein schönes Gefühl.
"Wo hast du nur dein Laptop versteckt.", nachdenkliche tippte sie sich mit dem Zeigefinger gegen die Oberlippe und überlegte, in welchen Raum sie zuerst suchen sollte.
Als erstes suchte sie das Wohnzimmer ab, schaute überall drauf und drunter, fand aber nichts.
Sogar die Sofakissen tastete sie ab. Systematisch ging sie so jeden Raum durch und endete im Schlafzimmer. Frustriert ließ Viola sich auf dem Bürostuhl vor dem schweren Holzschreibtisch fallen und zog lustlos die Schubladen nach und nach auf. Als die mittlere Schublade beim reinschieben etwas hakte, erwachte sie aus ihrer Frustration und untersuchte diese näher.
Schnell holte sie die ganzen Zettel da raus und entdeckte dann, dass die Schublade einen doppelten Boden hatte.
Und tatsächlich, als sie den Deckel hoch hob kam ein Laptop zum Vorschein.
Die ehemalige Agentin stellte den Laptop auf den Tisch und machte ihn an.
Die Eingabe eines Passwortes hielt sie von ihrem Vorhaben ab.
Sie überlegte kurz, was es sein könnte, da fiel ihr ein post-it ins Auge, welches ebenfalls in der Schublade war.
Drauf stand ihr Geburtsdatum.
Verwirrt zog sie die Stirn kraus, gab es dann aber ein und wenig später erschien der Startbildschirm."Dann lass Mal sehen, was du rausgefunden hast.", sie ging die ganzen Dateien durch, bis sie plötzlich über zwei Dateien stolperte, die ihren und Aarons Namen beinhalteten.
In der Datei stand alles über sie und ihre Aufträge.
Als hätte jemand, von jedem ihrer Aufträge, Tagebuch geführt.
Viola zog die Augenbrauen zusammen.
Ihr letzter Auftrag hatte sterben müssen, weil er sonst 'das System' in Gefahr gebracht hätte.
Er wollte auspacken.
Aber um welches System ging es? Viola schrieb sich den Namen auf und beschloss das später zu recherchieren. Sie hatte nie hinterfragt, wie sie an ihre Aufträge kamen.
Sie bekamen immer nur eine Nummer und das war's.
Leute, die eine potenzielle Bedrohung für die Menschen darstellte. Terroristen und ihres Gleichen.
Viola steckte den USB-Stick in den Laptop und zog sich die Daten rüber.
Sie war schon viel zu lange hier.
Als sie alles hatte, legte sie Aarons Sachen zurück an Ort und Stelle und hinterließ die Wohnung so, als wäre niemand hier gewesen.
"Hallo Miss.", ihr lief ein Schauer über den Rücken, als eine Stimme hinter ihr mit ihr redete, "Thomas ist nicht da, ich glaube der ist auf Geschäftsreise. Er ist schon ein paar Tage weg."
Viola drehte sich um und sah einen älteren Mann aus einer Wohnung heraus gucken.
"Ich weiß, ich habe nur seine Blumen gegossen.", sie lächelte freundlich und schloss die Tür hinter sich ab.
"Das ist lieb von Ihnen. Sie waren schon öfter hier. Ich erinnere mich an Sie."
"Thomas ist ein Freund von mir.", sie wandte sich zum Gehen und hoffte so den alten Mann vom weiterem reden abhalten zu können.
"Ich muss jetzt echt weiter. Schönen Tag noch."
Er nickte ihr zu und schloss seine Wohnungstür wieder.
Das hätte Viola gerade noch gefehlt, wenn er weiter nach Aaron gefragt hätte. Irgendwann wird ihm schon auffallen, dass er nicht wieder kam, von seiner Geschäftsreise.
Als Viola die Straße zurück ging, fiel ihr auf, dass es schon allmählich dämmerte und fragte sich, wie lange sie in der Wohnung gewesen war.Es dauerte Stunden, bis Bucky die Wohnungstür hörte. Etwas länger und er hätte die Wohnung wirklich auf den Kopf gestellt, des Buches wegen.
Als Viola zurück war, traf sie eine dunkle Wohnung an, da die Vorhänge größtenteils alle zu waren.
Sie ging am Wohnzimmer vorbei in die Küche, als sie einen dunklen Schatten am Tisch wahrnahm.
Sie tat so, als hätte sie ihn nicht bemerkt und ging am Eingang vorbei. Außer Sichtweite blieb sie stehen und zog und entsicherte ihre Waffe, um dann in den Türrahmen hervor zu schnellen.
Durch das wenige Licht konnte sie nicht sagen, wer da an ihrem Tisch saß. Ob es jemand von ihren ehemaligen Leuten war oder nicht.
"Keine Dummheiten.", sagte sie bestimmt und richtete die Waffe auf die Person. Mit der anderen Hand tastete sie an der Wand nach dem Lichtschalter.
Kurz darauf ging der Deckenstrahler an. Als sie erkannte, wer da saß, war Viola doch etwas perplex.

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Revenge is served cold
FanfictionViola gerät mit ihrem Partner in einen Hinterhalt, der von ihresgleichen gelegt wurde. Ihr Partner rettet Ihr das Leben, muss seins jedoch dafür lassen. Viola will nicht so einfach hinnehmen, was geschehen ist und schwört Rache. Und Bucky? Er wollte...