Deal

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Aus ihm sprach die totale Anspannung. Nervös bewegte er seine metallischen Finger auf und ab und wartete, bis die Schritte näher kamen. Als sie auf seiner Höhe war, schoss er hervor und drückte sie mit der Hand am Hals gegen die nächste Wand.
Er sah den Schock in ihren Augen und wie sie panisch sein Handgelenk umfasste und alles versuchte, um den Griff zu lösen.

"Was willst du, mich umbringen?", blaffte sie ihren Angreifer an, als sie sich von dem Schock erholt hatte.
Der Typ kam einfach so aus der Ecke auf sie zu gesprungen und ging ihr gleich an die Kehle, wie ein wildes Tier.
Es wunderte sie etwas, dass er so viel Kraft in seiner Hand hatte und als sie versuchte den Griff etwas zu lösen, überkam sie ein komisches Gefühl.
Seine Hand, die er in einem Handschuh versteckt hatte, fühlte sich nicht wie eine menschliche Hand an, dafür war sie viel zu hart.
Es war nicht so, als wenn sie keine Angst hätte, die sie gut unter ihrer Aufmüpfigkeit versteckte, aber als ihr bewusst wurde, dass eine Art Cyborg vor ihr stand, gefror ihr das Blut in den Adern.
Viola versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen und krampfhaft an etwas anderes zu denken, als die mutmaßliche Cyborghand, die an ihrer Kehle lag.
Sie brauchte jetzt einen kühlen Kopf, angesichts dessen, dass der Tod an die Tür klopfte.

Bucky war etwas verwirrt, als die junge Frau ihn gleich fragte, was er vor hatte. Normalerweise flehten seine Opfer darum, nicht zu sterben.
Sein Griff verstärkte sich und sie fing an zu röcheln.
Sie griff nach seinem Daumen und versuchte ihn von ihrem Hals zu entfernen, allerdings hatte sie keine Chance.
Mit einem eiskalten Blick musterte er sie.
Ihr Gesicht war fahl und die Augen aufgerissen.
Sein Tunnelblick verschwand augenblicklich und ihm wurde bewusst, was passierte.
Was tat er hier eigentlich? Er wollte doch keine Menschen mehr verletzen und jetzt tat er es schon wieder.
So viel zum Thema, er wollte sich ändern.
Bucky bemerkte, wie sie ihn plötzlich anfunkelte.
Er presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. Das Verhalten, welches sie zeigte, kannte er nicht. Noch nie war ihm jemand so begegnet.

"Du könntest mich töten, jedoch fehlt dir die Willenskraft.", krächzte Viola atemlos und sah ihn herausfordernd an. Auch wenn der Kerl vor ihr aussah wie eine Killermaschine, so fehlte ihm der Biss dafür.
Die plötzliche Verwirrung und aufkommenden Zweifel in seinem Blick hatten ihn verraten. Und tatsächlich löste sich sein Griff abrupt und Viola rutschte luftschnappend mit dem Rücken die Wand runter. Sie hustete und schloss kurz die Augen.
Als sie hoch sah, stand er immer noch da, unverändert und starrte sie verwirrt an.
Die junge Frau musterte ihn neugierig.
Er hatte ein ungepflegtes Erscheinungsbild. Einen Dreitagebart und strähnige braune Haare, die ihm bis auf die Schulter hingen. Seine braune Sweatjacke war fleckig und seine Jeans hatte ein Loch im Knie.
Seine Körperhaltung ließ sie die Stirn runzeln. Zum einen war er in hab acht Stellung, allerdings hielt er seinen rechten Arm in einer Schonhaltung.
"Was ist mit deinem Arm?", mit dem Finger deutete sie auf seinen rechten Arm, den er dicht am Körper hielt und die ganze Zeit nicht bewegt hatte.

Misstrauisch blickte er auf sie herab, beobachtete jede ihrer Bewegungen. Als sie auf ihn zeigte spannte sich sein ganzer Körper an, bereit sich zu wehren. Auf ihre Frage reagierte er jedoch nicht.
"Verstehst du mich nicht?", fragte sie weiter.
Unmerklich nickte er, er verstand sie bestens.
"Dachte ich mir."
"Wer hat dich geschickt?", fragte Bucky misstrauisch und drehte sich mit seiner linken Seite zu ihr, um sich zu schützen. Sie hatte seine Schwäche erkannt.
"Niemand. Ich bin genauso auf der Flucht, wie du es zu sein scheinst.", sie nickte auf seine Kleidung.
Er sah sie weiterhin skeptisch an, woher wusste er, dass es kein Trick war? Reden konnten die Menschen ja viel.

"Ich bin nur zurück in die Bruchbude gekommen, weil ich meine Waffe verloren habe. Die brauche ich nämlich für mein Vorhaben.", erklärte Viola und beobachtete seine Reaktion.
Er war schwer zu lesen, zeigte kaum Emotionen außer Misstrauen, Verwirrung und wenn sie sich nicht täuschte musste das alles aus einer tiefen Angst heraus kommen.
Ihm war bestimmt irgendwas einschneidendes wiederfahren.
"Und ich glaube, dass du sie genommen hast."
Wieder keine Reaktion. Langsam ging ihr das Schweigen auf den Senkel. Dann kam ihr eine Idee.
Viola drückte sich an der Wand hoch zum Stehen und bekam gleich wieder eine aggressive Haltung entgegen. Nicht in dem Sinne aggressiv, dass er sich gerne Schlagen würde, sondern eher wie ein bedrohtes Tier, dass sich nur verteidigen will.
"Easy Großer.", sie hob vorsichtig die Hände und zeigte, dass sie keine Bedrohung darstellte.
"Machen wir einen Deal. Du gibst mir meine Waffe zurück und ich erlöse dich von deinen Schmerzen."

"Das kannst du nicht.", sagte er monoton und sah sie weiterhin misstrauisch an. Wie kam sie da rauf, ihn befreien zu können?
"Keine Ahnung, was dir vorschwebt, aber ich meinte deinen Arm. Ich gehe Mal davon aus, dass die Schulter luxiert ist. Wenn du mich lässt, renke ich sie dir wieder ein.", abwartend sah sie ihn an, während er nachdachte. Bucky brach den Blickkontakt ab und sah auf den Boden.
Er fand es ungewohnt, dass man ihm helfen wollte. Sie hätte sich auch mit Gewalt die Waffe wiederholen können, auch wenn sie wahrscheinlich kaum etwas gegen ihn ausrichten konnte.
"Und das kannst du?", mit Skepsis in den Augen sah er sie an. Es war schon nervig, den Arm nicht richtig benutzen zu können, auch wenn er sich allmählich an den Schmerz gewöhnt hatte.
"Für eine gewisse Zeit war ich Mal Ärztin.", mit einem leichten Lächeln versuchte sie ihn zu ermutigen sich helfen zu lassen. "Na komm."
Er verspannte sich sogleich wieder, als sie langsam auf ihn zu kam.

Viola war es leid zu warten und nahm die Sache selbst in die Hand. Sie hatte wichtigeres zu tun, als auf den misstrauischen Sturkopf einzureden und zwar ihren Partner rächen.
Langsam machte sie einen Schritt auf ihn zu, hatte den Blick dabei auf seine Brust gesenkt, um einen möglichen Angriff früher zu sehen.
"Du müsstest einmal deine Jacke ausziehen, damit ich besser sehen kann, wie der Oberarmkopf steht."
Argwöhnisch sah er sie an und reagierte Mal wieder nicht.
Bucky war noch immer am abwägen, warum sie es tat. Ihm helfen zu wollen. Nie hatte ihm jemand geholfen.
"Muss ich dich jetzt ausziehen?", fragte sie genervt, woraufhin er dann den Reißverschluss seiner Jacke öffnete und den verletzten Arm aus dem Ärmel zog. Der Mann, der sie vor ein paar Minuten noch fast erwürgt hätte, wich etwas zurück, als sie den Ärmel von seinem T-Shirt hoch krempeln wollte.

"Ist okay.", Viola sprach beruhigend auf ihn ein, als würde sie mit einem verängstigtem Tier reden.
Sein Puls schnellte in die Höhe und versorgte den Körper mit Adrenalin, bereit zur Flucht oder zum Angriff. Misstrauisch beobachtete er ihre Finger, die sich dem Stoff seines T-Shirts näherten.
"Alles gut.", ihr Blick war sanft und ihre Körperhaltung entspannt. Wenn ihn jemand nahe kam oder anfasste, hatte er meistens Schmerz und Gewalt erfahren. Es war komisch, als ihre Fingerspitzen ganz leicht die Haut an seiner Schulter berührten, als sie den Ärmel hoch krempelte.
Und der erwartete Schmerz aus blieb.

"Darf ich?", fragend zeigte sie auf sein Handgelenk. Sie wollte nicht noch mal riskieren mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt zu werden, wenn sie ihn ohne Vorwarnung anfassen würde. Nicht, wenn sie nicht wusste, was er durch gemacht hatte.
Er gab Mal wieder keine Reaktion von sich, sondern starrte einfach nur ihre Hand an.
Viola stand vor seiner Schulter, eine Hand am Unterarm, nahe des Ellenbogens und die andere unter seinem Ellenbogen. Unter ihren Fingern spürte sie, wie sich seine Muskeln verkrampften.
"Du musst den Arm entspannen, damit es klappt.", es dauerte einen kleinen Moment, aber dann war sein Arm locker. Vorsichtig führte sie seinen Arm vor seinen Bauch und drehte den Unterarm so weit es ging zu sich selbst. Sein Gesicht verkrampfte sich, als er die Zähne zusammen biss.
"Tief ein atmen.", er tat wie befohlen, "und ausatmen." Viola drückte kräftig gegen den Ellenbogen und mit einem lauten Knacken rutschte der Oberarm wieder in die Gelenkpfanne.
Der Mann, dessen Namen sie noch nicht Mal wusste, presste ein schmerzerfülltes Stöhnen durch die zusammengebissenen Zähne.
"Du solltest den Arm erstmal etwas schonen.", Viola ließ ihn wieder los und beobachtete ihn, wie er vorsichtig den Arm hin und her bewegte.
"So, ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten. Jetzt bist du dran.", abwartend musterte sie ihn, jedoch machte er erstmal keine Anstalten ihr die Waffe zurück zu geben.
Das Einrenken tat doch etwas mehr weh, als gedacht. Aber es war nichts gegen das, was Hydra ihm angetan hatte. Da gab es wahrscheinlich gar nichts, was bei der Agency mithalten konnte.
Mit jeder Sekunde, die er wartete, wurde ihre Mine düsterer. Letztendlich holte er die Glock hinter dem Rücken hevor und gab sie ihr. Er beobachtete sie dabei, wie sie professionell das Magazin und die Waffe prüfte und dann entladen und gesichert hinter den Rücken steckte. So wie er sie vorher getragen hatte.
Mit einem stummen Nicken verschwand sie aus der Tür.

Erst blieb Bucky etwas perplex zurück, bis ihm einfiel, dass sie wahrscheinlich sein Buch hatte. Schnell löste er sich aus seiner Starre und eilte ihr hinterher. Auf dem Flur war sie nicht mehr zu sehen. Treppenhaus oder Fahrstuhl.
Er erinnerte sich, dass sie irgendwas von Flucht erzählt hatte. Im Fahrstuhl könnte sie auf Menschen und Kameras treffen.
Die Treppenhäuser hingegen waren kaum benutzt. Er stieß die Tür auf und hörte gerade noch, wie die Tür im Erdgeschoss ins Schloss fiel. Bucky drückte sich an das schmierige Fenster und sah die Frau über den Vorhof gehen.
Er rannte die Treppen runter und stürmte aus der Tür.
"Wenn du dich beeilst, holst du sie noch ein.", ein alter Mann, der vor der Tür eine rauchte, zeigte in besagte Richtung, wo sie hin verschwunden ist. Bucky sah ihn etwas verwirrt an und ging schnellen Schrittes los.

Pünktlich zu Ostern ein neues Kapitel. Sagt mir, was ihr davon haltet :)
In dem Sinne
Frohe Ostern 🐇

Revenge is served cold Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt