Der dünner kleiner Schal

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Ich betrete den Schulhof und meine Augen suchen nach Angela. Wo steckt sie nur? Sie sagte sie wäre hier aber sie ist nirgends zu finden.

Als ich wieder die Tür öffne und wieder rein will, stoße ich plötzlich auf Dustin. Anscheinend wollte er hier in den Hof. Ohne zu ihm rauf zu schauen, gehe einen Schritt zurück, dann schaue ich ihn an.

„Hey", kommt von ihm.

„Auch Hey!"

Er schließt die Tür welches noch offen war.
„Und hast du gestern mit deinen Eltern geredet?", fragt er besorgt.

„Ja, wir haben schon alles geklärt. Du hattest recht, es gab einen Grund. Meine leibliche Mutter war wegen gesundheitlichen Gründen nicht im Stande mich groß zu ziehen und hat mich ihrer Freundin also meine Mutter, zur Adoption frei gegeben. Nur Linda wusste davon...", erkläre ich und schaue nachdenklich an ihm vorbei zur Tür.

„Ich verstehe. Aber sei nicht traurig, Insantana", sagt er grinsend.

Doch jetzt schaue ich ihn in die Augen.

„Isabella klang aus deinem Mund sowieso komisch, aber Insantana ist noch schrecklicher", sage ich grinsend.

Er kommt einen Schritt näher. „Wie wäre es mit Inaya?", fragt er.

Während ich kurz überlege blicke ich runter und entdecke auf seinem Handgelenk, meinen kleinen dünnen Schal, die er gestern mitgenommen hatte. Er hat sie um den Handgelenk gebunden.

„Ich will meinen Schal zurück!", sage ich ernst.
Er greift in seine Jackentasche und holt ein kleines Säckchen raus.

„Hier!", streckt er die Tüte zu mir. Fragend greife ich danach, blicke rein und hole einen anderen Schal raus. Da ist auch ein Etikett drauf.

„Wieso kaufst du neues, wenn du mir meins zurück geben kannst? Wozu brauchst du das überhaupt?", frage ich.

Er kommt mir einen weiteren Schritt näher, nähert sein Gesicht zu meinem Ohr und flüstert: „Damit ich dein Geruch mit mir tragen kann."
Ich spüre seinen warmen Atem seitlich an meinem Hals. Ich bekomme einen leichten Gänsehaut. Seine Lippen berühren sanft meine Wange und ich halte kurz inne.

Er schaut mir in die Augen und unsere Nasenspitzen berühren sich fast. Nach diesen intensiven Augenkontakt, geht er einen Schritt von mir zurück und geht ohne ein weiteres Wort ins Gebäude.

Ich bleibe noch wie angewurzelt hier stehen. Ich fühle wie meine Wangen brennen. Was ist nur los mit mir? Ich hebe meine Hand und starre diesen neuen Schal an.
Und was für Mist er mit: ‚Damit ich dein Geruch mit mir tragen kann'- sagt. Wer weiß wie er mit Angela umgeht, vielleicht spielt er mit ihr genau wie er mit mir versucht zu spielen.

Er hat schon viele Mädchen mit seinen schönen Worten um den Finger gewickelt.
Nein, mit mir nicht, und wenn er wieder so nahe kommt, dann haue ich ihn nächstes Mal in die fresse.

Wieso bin ich gerade überhaupt so wütend?

Nach zwei Unterrichtsstunden gehe ich den Flur entlang, um zu meinem Spind zu gelangen. Gerade vor mir sehe ich wieder Dustin mit seinen Kumpeln, sie wollen wie es aussieht in die andere Richtung gehen und gehen so an mir vorbei. In dem Moment, wo Dustin an mir vorbei geht, schauen wir uns in die Augen. Er hebt dabei seine Hand zu seinem Gesicht und gibt grinsend einen Kuss auf den Schal, was bei seinem Handgelenk gebunden ist.

Er macht absichtlich diese Anspielungen...
Nachdem er schon vorbei gegangen ist, blickt er zurück, genau wie ich es auch tue. Und in dem Moment, zeige ich ihm grinsend den Mittelfinger. Vielleicht checkt er, dass ich seine Anspielungen lächerlich finde.

Wie seine genaue Reaktion war, hab ich nicht gesehen, den ich habe mich gleich zu meinem Spind gewandt.

...

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