Neue Sendung 13

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"Lange bevor wir sie sahen nahmen wir ihren schrecklichen Gestank wahr. Erst nachdem wir dem Gang eine quälend lange Zeit gefolgt waren konnten wir ihr Lager betreten. Da lag sie, die Bestie. Eine gigantische Echse von gut dreihundert Fuß Länge. In mächtige, stählerne Ketten geschlagen, die den Anschein hatten, keine Kraft der Welt vermöge sie zu brechen. Doch das erstaunlichste war die schiere Menge von Kot, die sich im Raum angesammelt hatte. Das Untier musste schon seit Jahrhunderten dort liegen. Der Geruch war erbärmlich. Offenbar hatte der Drachen uns beim Eintreten gehört. Langsam lies er seinen Blick über unsre kleine Gruppe schweifen. Dann schien es, als würde er den Kopf heben wollen. Die Ketten spannten sich mit schrecklichem Donnern und hielten ihn am Boden fest. Dann begann er zu sprechen. Ich kann nicht beschreiben, wie einschüchternd und erhaben seine Stimme war, trotzdem er sein gefräßig riesenhaftes Maul kaum öffnen konnte durch die Ketten. "Tretet ein, Sterbliche. Ich habe keinen Zweifel daran, dass ihr nach meinem legendären Schatz trachtet." Die tiefen Geräusche der titanischen Kettenglieder ließen die Worte noch dramatischer wirken. "Ihr seid zu spät, viel zu spät. Es ist längst nichts mehr übrig." Doch, wie jedes Kind weiß, ist einem Drachen nicht zu trauen - besonders dann, wenn er aus einer solch aussichtslosen Situation zu dir spricht. Drum schritt Hildegard tapfer zum äußersten Rand der Grube, in der der Wyrm gefangen lag, und blickte ihm fest ins Auge. "Ihr glaubt mir nicht, wie ?",  fragte der Drache mit einem Anflug von Hähme. "Sucht euch durch meinen ganzen Hort; Ihr werdet nichts finden als den Dreck, den Ihr verdient." "Wer hat deinen Schatz ?", sprach Hildegard "Und hat dich in deine Ketten geschlagen ?" "Das war ich selbst." Der Drache grinste. "Das kommt Euch nicht in Euren kümmerlichen Sinn, dass ich mir selbst antue, wozu keiner von Euch im Stande ist zu machen ? Und mein Gold  - das habe ich schon vor vielen Jahrzehnten weggegeben. Ich gab es dem nächstbesten Narren auf der Straße, ehe ich mich niederließ." Hildegards heiliger Andergaster schnellte hervor und lies seine Klingenspitze zwischen den Augen des Drachen nieder. Der lachte nur. "Was glaubt ihr, wie viele vor Euch hier waren ? Ihr Menschen wollt alle das Selbe, und es ist widerwärtig: Ihr seid noch gieriger nach Reichtum als  Unsereins." Hildegart aber starrte nur zurück und  drückte die Klinge fester gegen die Stirn des Ungeheuers. "Ihr seid so einfältig, Ihr wisst nicht wie euch geschieht vor Sucht nach Reichtum. Schaut wie kindisch ihr Euch benehmt ! Ihr seht nicht, wie schnell ich euch zum Abschaum gemacht habe - das Monster seid nun Ihr. Ich selbst habe mich schon lange vom Morden und Rauben abgekehrt, habe mich selbst zu einem Gefangenen gemacht, im Glaube die Welt so besser zu machen." Der Drache schnaubte eine Wolke aus Rauch aus seinen Nüstern. "Doch was nützt's, kommt doch gleich ein Andrer um das fortzuführen was ich niederlegte... Tötet mich und nehmt mir die Bürde. Die Bosheit sei mein Erbe an Euch, die Ihr mich tötet : einen wehrlosen Wurm !" Der Drache stellte seine Flügel auf, dass die Ketten nur so schepperten. Trotz der dicken Kruste an Unrat war er noch immer ein Imposanter Anblick. All unsere Augen wanderten hinüber zu Hildegard. Der blickte missmutig und nahm schließlich die Klinge von der Stirn des Drachen, der sein massives Gebiss zu einem noch triumphierenderen Grinsen entblößt hatte. "Na das war ja klar. Dann geht, denn hier ist eures Bleibens nicht." Noch wärend wir beschämt durch den Tunnel nach draußen schritten hörten wir ihn hinter uns rufen "Ihr wart nicht die ersten und werdet bei Gott auch nicht die letzten Tölpel gewesen sein, die hier nach Ruhm und  Reichtum suchten !""

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