Kapitel 2: Die Putnams

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Ich bin ziemlich aufgeregt, als ich mich in den Bus quetsche, der aufs Land fährt. Es dauert in etwa anderthalb Stunden, bis eigentlich nur noch Grün zu sehen ist. Es dämmert schon und Nebel liegt auf den Feldern. Chris ist Tierarzt. Verständlich, er hatte Tiere schon immer geliebt.

Ich hüpfe ziemlich motiviert aus dem Bus und mache mich auf den Weg zu dem Haus der Putnams. Es ist gelb gestrichen und hat große Blumenkästen an allen Fenstern, kunterbunt bepflanzt. Der Garten strahlt auch in vielen Farben und in der Mitte ist ein kleiner Teich mit einer Bank. Auf dem nicht besonders klaren Wasser schwimmen blühende Seerosen, und ich höre wie die Frösche quaken und die Grillen zirpen.

Normalerweise fände ich es hier wahnsinnig schön, aber die Tatsache das Chris, oder meinetwegen auch Lauren hier gärtnern, macht mich wütend.

Ich stapfe zu dem Haus und werfe einen Blick hinein. Das perfekte Familienleben, so wie ich es gerne erlebt hätte.

Lauren steht in der Küche und rührt in einem Topf, während Chris Nelly auf dem Schoß hat, und zuhört, wie Meryl mit ihren kleinen Händen auf dem Klavier herum patscht. Das Haus ist wunderschön eingerichtet und wohnlich dekoriert.

Ziemlich kalt hier draußen.

Ohne zu zögern quetsche ich mich durch ein offenes Fenster und lande in einem kleineren Bad, wahrscheinlich für Gäste. Vorsichtig drücke ich die Türklinke herunter, und mein Herz klopft, als ich den Flur betrete. Es flackern gemütlich die Flammen von Orangen-Duftkerzen, als ich alles wieder spüre.
Die Schmerzen, die meinen Körper durchfahren und die wahnsinnige Qual, als ich mich selbst brennen sehe, während ich nach Luft ringe.

Ich gehe auf die Kerzen zu und fasse sie mit zitternden Händen an. Dann tue ich es einfach. Ich werfe die Kerzen um, und sehe wie die teuere Kommode anfängt, schwarz zu werden. Plötzlich geht der Rauchmelder an, und wenn ich noch wirkliche Ohren hätte, wäre mir mein Trommelfell geplatzt.

Dann geht alles ganz schnell. Lauren und Chris haben einen Feuerlöscher zur Hand und besiegen in kürzester Zeit die Flammen. Jedoch sehe ich, wie vor allem Lauren noch die Angst ins Gesicht geschrieben ist.

"Die Kommode kann gleich auf den Sperrmüll", lache ich. "Wie bitte?", fragt Chris und blickt Lauren an. "Ich habe nichts gesagt", wispert sie.
Ich glaube das nicht. Das kann nicht sein. Er kann mich nicht gehört haben, das kann niemand.

Rache kann tödlich seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt