Hasta pronto!

2. Von pädophilien Beachboys und Mega-Villas

Da mir nicht viel mehr als Dolor, das Geld (mehr oder weniger...) und etwas schmuddeliges Gewand gehörte, hatte ich meine Sachen schnell zusammen gepackt und war eigentlich jetzt schon bereit zum Losfahren. Ich hatte einfach alles eingepackt, was ich von zu Hause mitgenommen habe, da es erstens so und so nicht viel war, zweitens ich nicht wüsste wo ich es sonst hintun sollte und drittens, weil es dort ein Meer gab und ich möglicherweise nass werden würde. 45 Minuten hatte ich noch, die ich so schnell wie möglich totschlagen wollte. Ich ging erstmal mit meinem Gepäck aus der Klinik und machte mich auf dem Weg zu dem kleinen, schönen Plätzchen, das mir schon immer sehr gefallen hat und bei dem man gut nachdenken konnte. Ich spazierte den Fußgängerweg entlang und rätselte, wie es dort nur sein würde... Ich kannte keine andere Welt als diese. Ich wurde in dieser Stadt großgezogen, war hier aufgewachsen und es hat keine Chance gegeben aus diesem Loch rauszukommen. Bis jetzt zu mindest...

Ich fragte mich, wie die Landschaft dort aussehen würde. Natürlich wäre es nicht all zu viel Unterschied, da es nur eines der nächstliegenden Städte war, aber ich fragte mich, ob ihre Schwester wohl am Land lebte oder auch in einer müffelnden und terrorisierten Großstadt. Seit ich klein war wollte ich auf das Land. Man hatte dort viel Zeit zum Nachdenken, man konnte aus dem Fenster etwas grüne Landschaft erkennen und nicht nur graue Wände, man durfte diese noch nicht vergaste Lust einatmen und die Wahrscheinlichkeit von einer S-Bahn zusammengefahren zu werden sind auch deutlich geringer. Kurz gesagt, ein super Platz zum Leben. Natürlich musste man einen weiten Weg gehen, und mal wieder in ein Geschäft zu kommen, doch auch das mochte ich, denn bis man dort war, konnte man gut nachdenken. Ich würde mich sehr für Noni freuen, im Falle, dass sie ein schönes Haus und eine wundervolle Umgebung hatte. Auch rätselte ich über ihre Nachbarn... Wären sie nett? Oder wären sie auch so alte Spielverderber, die dir den Ball zerstechen wenn er einmal über die Gartenmauer fliegt? Wie würde wohl ihr Haus aussehen? Ich konnte mich daran erinnern, dass Elli gesagt hatte, sie wäre gut vermögend, und dennoch konnte ich mir das Haus nicht im Geringsten vorstellen. Wie sah ein Haus mit reichen Besitzern aus?

Vor ein paar Minuten wagte ich es gar nicht erst, im Leben davon zu träumen ein solches Haus zu sehen. Ich war bis jetzt in einem sehr armen Viertel großgezogen geworden, und kannte auch nichts anderes. Darum nahm ich mal an, ich musste mich einfach überraschen lassen... Nach gefühlten 5 Minuten wagte ich einen kurzen Blick auf die Uhr und stellte fest, dass ich mich bereits beeilen musste, um noch pünktlich vor der Bäckerei zu stehen. Manchmal verging die Zeit einfach zu langsam und man denkt: GO UHR, GOOO!, und dann kam man wieder in solchen Situationen wie diese wo man sich wundert, was man die ganze Zeit getrieben hat.

Mit schnellem Schritt kam  ich letztendlich mit Dolor neben mir; bei dem Häuschen an, bei dem bereits Elli wartete. Mit strahlendem Gesicht (wie sollte es auch anders sein?) blickte sie mir entgegen und wank mit der Hand. Auch ich ließ mich anstecken und lächelte zurück. "Hi Elli!", rief ich ihr zu und kurz darauf begrüßte sie mich auch, "Hey, alles klar? Komm, wir fahren gleich los, denn immerhin ist es jetzt schon 17 Uhr. Du kannst dich ruhig vorne hineinsetzen. Hop hop, Kleine!" Ich eilte schnell um das Auto und setzte mich vorne hinein. Dolor hüpfte auch in das Auto und setzte sich auf meine Oberschenkel. Den anderen Kram warf ich einfach auf die Rückbank, bevor wir dann losfuhren. "Wie lange fahren wir?", fragte ich Elli. "Ach, nicht so lange, ungefähr eine Stunde schätz ich mal.", gab sie mir zur Antwort. Haha, ich war bis jetzt noch nie länger als 30 Minuten in einem Auto gefahren, und das auch nur, weil ich mich verlaufen hatte und mich die Polizei nach Hause brachte. Mein Orientierungssinn war noch nie gerade der beste gewesen...

Ich genoss das Autofahren. Ich könnte mich glatt daran gewöhnen, nicht laufen zu müssen, vor allem bei so langen Strecken. Im Moment lief gerade Honestly von den Jackie Boyz im Radio... Für gewöhnlich hasste ich so Gefühlsscheiße und hörte eher Dubstep oder Hip Hop, doch dieses Lied war wirklich schön. Ich mochte es.