✔Kapitel zwei✔

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Sherlock sah mich ausdruckslos an, während John ein bisschen blasser um der Nase herum wurde.

„M-Moriarty. Sie heißen Moriarty", fragte Watson geschockt. Ich nickte leicht mit dem Kopf und sah die beiden aufmerksam an. „Hätte ich nur nicht so schnell flüchten müssen! Dann hätte ich mir eine Pistole mitbringen können und wäre jetzt nicht in dieser Situation, sondern hätte mich selbst um den Killer gekümmert", dachte ich. Zwar war ich nicht unbedingt die beste Schützin, weshalb sich Jim oft über mich lustig gemacht hatte, aber dennoch traf ich fast zu fünfundsiebzig Prozent.

„Sie sind also wirklich eine Moriarty? Jünger oder älter, als ihr Bruder-"", fragte nun Mr. Holmes, wobei Watson ihn unterbrach. „Sherlock! So etwas fragt man eine Lady nicht", zischte Watson ihm leise zu, doch ich verstand es trotzdem und ein leichtes schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht.

„Schon gut, Mr. Watson. Ich bin jünger, als Jim. Nun um wieder aufs Thema zurückzukommen: Ich habe meine wahre Identität preisgegeben. Nehmen Sie meinen Fall an oder soll ich wieder gehen?", langsam keimte Nervosität in mir auf. Ich wusste nicht, was ich ohne die beiden machen würde. Mich einfach umbringen kam nicht infrage!

„Ihr Fall klingt interessant und ich habe noch nie mit einer Moriarty zusammen gearbeitet. Also ja, wir nehmen Ihren Fall an", antwortete Mr. Holmes. „Gut, dann sollten Sie vielleicht wissen, dass ich auf einen Maskenball eingeladen wurde. Ich vermute dieser findet statt, um mich unbemerkt zu töten. Vielleicht können wir dort den Auftraggeber der Killer aus machen?", nickend stand Sherlock von seinem Sessel auf und sah aus dem Fenster. „Wurden Sie verfolgt?" „Ich denke schon", antwortete ich und lehnte mich müde im Stuhl zurück. Es war zwar erst später Nachmittag, doch langsam hatte ich kein Adrenalin mehr in den Adern und die Müdigkeit machte sich in mir breit.

„Sie sollten die nächste Zeit über hier wohnen. Es wäre sicherer für Sie", schluckend sah ich den Detektiv an. Ich hatte mit allem gerechnet, doch niemals damit hier zu wohnen. „Ich weiß nicht so recht", murmelte ich. „Ist natürlich Ihre Entscheidung, aber ich kann nicht garantieren, dass Sie die nächste Nacht überstehen, wenn Sie nicht hier wohnen", im Inneren gab ich ihm recht, auch wenn ich eigentlich nicht hier bleiben wollte, da mich mein Stolz teilweise daran hinderte. Doch meine Angst besiegte diesen schließlich.

„Nun gut. Ich bleibe hier, aber wo soll ich bitte schlafen?", fragte ich und sah Sherlock ernst an. „In Johns ehemaligem Zimmer. Er lebt mit seiner Tochter noch in seinem Haus und zieht bald nach unten in die Wohnung. Diese wird gerade frisch renoviert, also ist es frei", antwortete er emotionslos und nahm sich seine Geige in die Hand und begann zu spielen. Zustimmend nickte ich, „Komm ich zeige Ihnen Ihr neues Zimmer", schlug John vor und stand auf. Zustimmend nickte ich und ging ihm hinterher. Sein ehemaliges Zimmer war eine Etage weiter oben.

„Sie können Anna zu mir sagen und mich duzen, wenn Sie möchten", durchbrach ich die Stille, während wir die Treppe nach oben liefen. „Dann solltest du John zu mir sagen", schlug er lächelnd vor. Zustimmend nickte ich und lächelte leicht. Oben angekommen gingen wir in das Zimmer. Es besaß ein großes Bett mit Nachttisch und einen Schrank. Es war alles in Buchenholz gehalten. Ich mochte diese Einrichtung irgendwie, auch wenn sie nicht ganz meinem normalen Mobiliar entsprach. Ich bedankte mich bei John, der daraufhin ging.

Langsam ging ich zu dem Bett, das einen roten Bettbezug hatte und setzte mich auf dieses. Es gab noch eine weitere Tür im Zimmer. Diese führte in ein Bad, wie ich herausfand, nach dem ich nach gesehen hatte.

Ich schminkte mich schnell ab und zog mir die Bluse, den Rock und die Schuhe aus und legte mich anschließend in das Bett. Bereits nach kurzer Zeit schlief ich ein.

Am nächsten Morgen weckten mich die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster hereinschienen. Ich hatte wohl vergessen die Gardine vor das Fenster zu schieben. Also stand ich bereits nach kurzer Zeit auf und ging in das anliegende Bad. Dort ging ich erst einmal duschen und Zähne putzen. Als ich damit fertig war zog ich mir die Sachen von gestern an und ließ meine Platin blonden Haare offen über meine Schultern hängen. Schminken tat ich mich auch wie gestern. Zum Glück hatte ich in meiner Tasche immer Make-Up und Abschminkzeug dabei. Nur an Klamotten mangelte es mir. Ich musste so bald wie möglich wieder zu einem meiner Lieblingsgeschäften.

Nachdem ich mich noch einmal im Spiegel betrachtet hatte und mich zufrieden ansah, ging ich nach unten in das Wohnzimmer. Auf seinem Sessel saß bereits Sherlock. Er ignorierte mich oder nahm mich vielleicht auch gar nicht wahr als ich das Wohnzimmer betrat und in die Küche ging, um mir einen Tee zu machen. Nachdem ich mir einen Teebeutel mit heißem Wasser zusammen in meine Tasse gegeben hatte, stellte ich diese zurück auf den Tisch und ging zurück ins Wohnzimmer. Dort setzte ich mich auf den Sessel von John und sah Sherlock aufmerksam an. Der Maskenball war bereits morgen und wir mussten noch klären, ob wir hingehen würden oder eher nicht.

Ich räusperte mich und Sherlock blickte augenblicklich zu mir. „Wie lange sitzen Sie bereits dort?", fragte er verwirrt. Schmunzelnd antwortete ich, „Noch nicht sehr lange." Er nickte nur.

„Sie wollen mit mir über den Maskenball reden, richtig?", fragte er emotionslos wie immer. Ich nickte zustimmend und begann zu sprechen: „Natürlich, ich wollte wissen, ob wir dort hingehen, um denjenigen der möchte, dass ich umgebracht werde, zu überführen und um diesen dann eine Falle zu stellen", erklärte ich und Sherlock sah mich aufmerksam dabei an. Während ich redete, hatte er seine Fingerspitzen erneut aneinander gelegt. Es schien eine Art tick von ihm zu sein, wenn er sich auf etwas konzentrierte.

„Also was denken Sie?", fragte ich. „Wann ist der Maskenball?", entgegenete er. „Morgen", er nickte und stand von seinem Sessel auf und ging in die Küche. „Ich glaube, Ihr Tee ist fertig", sagte er und gab mir meinen Tee ohne Teebeutel. Dankend nahm ich ihn an und trank einen Schluck. „Wir sollten heute einkaufen gehen. Ich denke Sie werden ein Kleid brauchen und weitere Klamotten, wenn Sie hier leben", zustimmend nickte ich und nahm noch einen Schluck von meinem Tee. „Gut, wir sollten sofort aufbrechen." Sherlock band sich bereits seinen Schal um und zog seinen langen Mantel an. In großen Schlücken trank ich meinen Tee aus und stand danach schnell auf. Die Tasse stellte ich auf den Beistelltisch neben Johns Sessel. Ich zog mir mein Jackett über die Bluse und ging zusammen mit Sherlock hinunter.

Unten angekommen rief er per Handzeichen ein Taxi in welches wir gemeinsam einstiegen. „Wo soll es hingehen?", fragte uns der Taxifahrer freundlich. Bevor Sherlock auch nur die Chance hatte, etwas zu sagen antwortete ich. „Zum Harrods bitte", ohne weitere Kommentare fuhr der Fahrer los. „Sie brauchen ein Kleid für einen Maskenball und eine Maske. Das wissen Sie?", fragte der selbst ernannte Consulting Detektiv verwirrt. Ich nickte und sah weiterhin aus dem Fenster. „Wir müssen Ihnen auch noch einen Anzug besorgen", antwortete ich lediglich und schenkte ihm dann keine weitere Beachtung. Na das konnte ja etwas werden! Shoppen mit Sherlock Holmes.

Anna Moriarty |✔Überarbeitet✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt