1. Kapitel

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- Holly's POV -

Emma und ich waren gerade erst in Tacoma angekommen. Unsere Koffer hatten wir im Zug direkt bei uns verstaut gehabt, weswegen wir sie zum Glück nicht ewig lange suchen mussten. Wir waren zusammen noch schnell, in der Zeit in der wir auf unser Taxi warten mussten, etwas essen und dann direkt zum Ausgang gegangen.

Endlich im Auto angekommen, gab der Fahrer, die von uns angegebenen Daten, in sein Navi ein und startete die Fahrt. Davor hatte er uns noch gesagt, dass wir in etwa 30 Minuten bei der Montana Ave ankommen würden.

Als wir vor der Wohnungsanlage zum Stehen kamen, kamen Emma und ich gar nicht mehr aus dem Staunen hinaus. Es sah wunderschön und gepflegt aus. Die Gebäude ragten aus der Erde empor und waren um die 20 - 25 Stockwerke hoch. Für einige hörte sich das vielleicht nach nicht gerade viel an, doch wir waren da etwas ganz anderes gewöhnt.

Schnell bezahlten wir noch den Taxifahrer, schnappten uns unser Gepäck und liefen die Stufen zum Eingangsbereich hoch. Im Inneren angekommen, waren wir sofort von hellem Licht und somit einer angenehmen Atmosphäre umgeben. Strahlend schritten wir unseren Weg zur Rezeption hinfort.

„Hallo, ich bin Holly Robinson und das ist Emma Whitman. Wir haben ja wegen der Wohnung angerufen und schon einiges vereinbart", meinte ich freundlich und schenkte der älteren Dame ein kleines Lächeln, welches sie aber nicht erwiderte.

Sie nickte kurz und sah uns skeptisch an. „Die Schlüssel bekommt ihr sofort", meinte sie anschließend und drehte sich um, um zwei Schlüssel mit Anhängern von der Wand hinter sich zu nehmen und auf den Tresen zu legen.

„Euer Apartment hat, wie ihr denke ich wisst, die Nummer 82 und befindet sich im 10. Stockwerk."

„Vielen Dank."

Es war eine waghalsige Sache auf diese Tour in ein Apartement zu ziehen. Jedoch hatten Emma und ich keine andere Möglichkeit gehabt. Und natürlich hatten wir trotzdem gewisse Vorkehrungen getroffen. Denn nur vor ein paar Wochen waren Jess und Matt, zwei gute Freunde von Emma und mir, in der Gegend unterwegs gewesen und hatte sich schon mal die Wohnung angesehen. Matt hatte auch ein paar Bilder gemacht, damit wir genau über Ausstattung und mögliche Schäden bescheid wussten. Zum Glück konnten er und auch wir später, anhand der Besichtigung bzw. der Bilder von ihm, feststellen dass sich die Wohnung in einem einwandfreien Zustand befand.

Und ohne lange zu grübeln hatten wir uns dann für sie entschieden. Emma und ich brauchten dringend eine Bleibe und hatten nicht viel Zeit, weil wir endlich von unseren Eltern loskommen wollten, also war uns nichts anderes übrig geblieben.

Schnell packten wir wieder unser Hab und Gut und machten uns mit schnellen Schritten auf zum Lift, der sich direkt neben der Rezeption befand.

Im 10. Stock angekommen, gingen wir mit großen Schritten den Flur entlang, bis wir anschließend bei der letzten Tür rechts ankamen. Im oberen Teil der Tür befand sich die Zahl 82, weswegen wir uns einen Blick zu warfen. Emma musste es ähnlich wie mir ergehen. Immerhin war das nicht nur für mich ein Neuanfang, denn auch sie hatte Familie und gewohnte Umgebung zurück gelassen.

Mit zittrigen Händen versuchte Emma die Tür aufzusperren. Es gelang ihr aber nach ein paar Versuchen noch immer nicht, weswegen ich die Initiative ergriff und schnell aufschloss. Anschließend öffnete ich ebenso schnell die Tür und betrat mit Emma im Schlepptau das Vorzimmer. Auf der rechten Seite befanden sich Hacken an der Wand und auch ein großer Spiegel. Von unseren Jacken und Schuhen hatten wir uns binnen kurzer Zeit auch schon entledigt.

Langsam und leise gingen wir, ohne auch nur ein Wort zu sagen, den Flur weiter entlang und begannen uns die restlichen Räume anzusehen.

Am Schluss hatten Emma und ich recht schnell vereinbart wer welches Zimmer bekam. Sie hatte sich für das am Ende der Flures auf der linken Seite entschieden. Während ich vollkommen einverstanden war, das auf der rechten Seite, genau gegenüber zu beziehen.

„Wie wäre es, wenn ich uns noch schnell etwas zu essen besorge?", fragte mich Emma, als sie sich neben mir auf die Couch fallen ließ.

„Was hältst du davon, wenn ich mitkomme?", entgegnete ich lächelnd und stand auf, bevor sie auch noch antworten konnte.

„Warum eigentlich nicht..?", murmelte sie - fast schon zu sich selbst - und stand ebenfalls auf. 

Schnell schlüpften wir wieder in Schuhe und schnappten uns unsere warmen Jacken.

****

An der Rezeption hatten wir noch nach dem nächsten Supermarkt gefragt und auch endlich den Namen, der mürrischen Frau herausgefunden. Mrs. Hawkins. Hoffentlich erscheint sie Emma und mir nur so.. unfreundlich? Das war noch gelindert ausgedrückt.

Jedenfalls hofften wir noch inständig, dass sie sich zum Besseren ändern würde.

Nur zwei Häuserblocks weiter, hatten wir auch schon den kleinen Supermarkt entdeckt. Im Inneren angekommen, hatten wir schnell alle nötigen Lebensmittel in unseren Einkaufskorb gelegt und auch noch Getränke und Eis besorgt.

An der Kasse hatten wir noch schnell gezahlt und uns danach auf den Weg nach Hause gemacht.

***

Wieder im Apartment angekommen, hatten wir es uns vor dem Fernseher gemütlich gemacht. 

„Morgen können wir dann zu dem Café schauen, das uns mal zur Probezeit einstellen will", stellte Emma nüchtern fest und spielte sich mit ihren Händen.

Denn schon Wochen vor unserem Aufbruch, hatte Emma begonnen Zeitungsanzeigen durch zusehen. Und der kleine Aufruf eines Cafébesitzers,  der auf der Suche nach Mitarbeitern war, war ihr sofort ins Auge gesprungen.

„Ich habe angst", entgegnete ich darauf hin gespielt stark und blinzelte ein paar Mal schneller, um keine Emotionen zu zeigen. Ich wollte Emma nicht noch mehr mit Panik versetzten. Ihr erging es wahrscheinlich genauso wie mir. Immerhin hatten wir alles zurück gelassen, waren jedoch beide bereit für einen guten Neuanfang. Denn deswegen sind wir hier her gekommen. Um alles schlechte hinter uns zu lassen und unser eigenes Leben, als junge Erwachsene, zu beginnen.

Als wir fertig gegessen hatten, stellten wir unsere Teller auf dem gläsernen Tisch ab. Zögernd nahm Emma meine Hand in ihre und lehnte sich mit ihrer Schulter an meiner an. „Das wird schon."

Ich nickte nur leicht und legte einen Arm um sie. 

„Es gibt zwei Dinge vor denen ich in der Zukunft angst haben werde", meinte Emma nachdem wir einige Zeit in dieser Position verharrt waren.

„Und die wären?", entgegnete ich leise, als ich merkte, dass sie auf ein Zeichen von mir gewartet hatte.

„Die eine Sache ist die mit Geld und Job. Ich hab keine Lust wieder bei meinen Eltern angekrochen zu kommen..", sagte sie und schnaufte wütend auf, bevor sie weitersprach:„Und die andere Sache ist die, mich nie zu verlieben. Was ist wenn mein Seelenverwandter noch in Nevada oder sogar Clombus herum irrt? Dann können wir beide nie ganz glücklich sein."

Verdattert starrte ich sie mit offenem Mund an, bevor ich antwortete: „Nicht dein Ernst.. Jetzt kommst du schon wieder damit?"

Zaghaft richtete sie sich auf, streckte sich und meinte dann mürrisch: „Warte nur ab.. irgendwann wirst du das alles am eigenen Leib erfahren.." 

Und noch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie nochmal wissend gegrinst und den Raum verlassen.

Wenn ich zu diesem Zeitpunkt nur schon gewusst hätte, was sich hinter Emmas Theorie verbirgt - dann hätte ich ihr früher Glauben geschenkt.

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Melli 

Melli ♡

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Lost **Coming Soon**Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt