Kapitel 17 - Kennenlernen

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Tini

„Und du meinst, sie mögen mich?“ fragte Jorge unsicher und wirkte extrem nervös. Heute sollte er endlich offiziell meine Eltern kennenlernen. „Ganz sicher. Also zumindest meine Mutter. Bei meinem Vater wäre ich mir da nicht so sicher.“ Das war zwar die Wahrheit, aber ich ließ es als Witz klingen, damit er sich keine Sorgen machte. Ich wollte ihn einfach beruhigen. Meine Mutter war jetzt schon hin und weg von ihm, mein Vater hingegen noch skeptisch – obwohl keiner von den beiden ihn persönlich kannte. Hätte mich auch gewundert, wenn sie sich deswegen einig gewesen wären. Selbst bei meinen Freunden war das so. Die einen fand meine Mutter super, wogegen mein Vater nicht besonders viel mit ihnen zu tun hatte und in die anderen war mein Vater direkt vernarrt, aber meine Mutter eher abweisend. Ich hoffte nur, dass das nicht eines dieser superpeinlichen, strengen und stillen ‚Vorstellungsgesprächen‘ war.

„Weißt du was? Ich könnte mir nicht vorstellen, dass dich jemand einfach nicht mögen kann.“ „Das sagst du. Du bist mir für so eine Aussage nicht objektiv genug.“ Widersprach er, allerdings nicht mehr allzu aufgeregt. „Ich bin objektiv. Sag mir eine Eigenschaft an dir, die ihnen nicht gefallen könnten.“ „Keine Ahnung. Sie könnten auch alles Gute schlecht sehen. Ansichtssache.“ Jetzt drehte er völlig durch. Ich stellte mir vor ihn, legte meine Hände an seine Wange und sah ihm tief in die Augen. „Jorge, meine Eltern sind Keine Monster, sondern ziemlich nett. Und auch, wenn dich einer von den beiden nicht ausstehen kann – was ich bezweifle – dann ändert das nichts daran, dass ich dich von ganzem Herzen liebe. Ist dir DAS genug?“ Er nickte und küsste mich. „Also dann.“

Kaum hatten wir geklingelt, schon öffnete meine Mutter übermütig und empfing Jorge so herzlich, dass er seinen Mut zurückgewann. Meine Mutter hatte er definitiv sofort auf seine Seite gezogen, was sich auch nicht änderte. Mein Vater allerdings kam schon mit einem prüfenden Blick auf Jorge zu. „Du bist also der, der meiner Tochter das Herz gestohlen hat?“ fragte er fast bedrohlich. Das tat er mit Absicht. Nachher würde ich mit ihm ein Hühnchen rupfen. Doch Jorge ließ sich von ihm nicht einschüchtern. „Nun ja, das hatte ich zuvor auch gedacht, aber sie hatte beteuert, dass es freiwillig war.“ Erwiderte er und entlockte meinem Vater ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Ich nickte zur Bekräftigung. So konnte der Abend ruhig weitergehen….

Und zum Glück war es auch so. Nein, es wurde sogar besser. Nach nur wenigen Minuten hatte Jorge meinen Vater dazu gebracht, ich zu mögen und es wurde locker und lustig. Als Jorge mit meiner Mutter in die Küche ging, um von ihr das Rezept erklärt zu bekommen, bestätigte mir mein Vater meine Beobachtungen. „Netter Junge, wirklich sympathisch. Ihr seid wirklich ein schönes Paar.“ Auch meine Mutter war hingerissen von ihm. „Sympathischer, junger Mann. Und so gutaussehend.“ Flüsterte sie mir schon nach kurzer Zeit zu und brachte mich zum Kichern. Ich konnte stolz auf Jorge sein. Er war immerhin der erste, bei dem sich meine Eltern einig waren.

Jorge

Ich hoffte, dass ich mit meiner Ansicht nicht falsch lag, aber ich glaubte, dass sie mich mochten. Tinis Mutter war es anzusehen, aber auch ihr Vater schien nicht abgeneigt von mir zu sein. Die beiden waren sowieso beide toll. Tini hatte wirklich unglaublich nette Eltern. Das hatte Tini zwar auch von meinen behauptet, aber ihre waren definitiv unterhaltsamer.

Als wir wieder zuhause ankamen, war ich froh, dass der Abend harmonischer vergangen ist, als ich erhofft hatte und schmiss mich aufs Bett. „Sie mochten mich, oder?“ fragte ich Tini und sie lachte. „Sie vergöttern dich. Meine Mutter würde am liebsten mit mir tauschen – übertrieben gesagt – und mein Vater hat dir angeboten, mit ihm einmal zu grillen. In seiner Sprache heißt das so viel wie: Du bist ein ehrwürdiger Heiratskandidat.“ Sie warf sich neben mich aufs Bett. „War das jetzt eine versteckte Botschaft?“ Ich war nicht idiotisch, ich verstand einen Wink mit dem Zaunpfahl. „Was?“ sie klang ehrlich irritiert. „Heißt das, ich soll dich heiraten?“ Sie schüttelte lachend den Kopf. „Das hatte ich jetzt nicht gemeint. Außerdem sind wir zu jung. Ich zumindest.“ Antwortete sie. „Ja, gib’s mir.“ Tat ich gespielt gekränkt. Ich wusste, dass sie noch ein geringeres Problem damit hatte, dass ich fünf Jahre älter war als sie. „Aber vielleicht mal später…?“ Ihre Augen blitzten und sie lächelte.

Another Jortini Story ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt