Kapitel 14: Nächtliches Treffen

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Der Rest der Woche verlief eigentlich ziemlich normal, wir lasen immer noch die Bücher im Geheimraum und ich fand heraus, dass Liam sich nichts gestaucht hatte. Seinem Fuß ging es super, er durfte nur 1 Tag nicht gehen. Was für eine Heulsuse. Am Freitag rief Frau Miller mich dann zu sich. ,,Also Amelie, alles ist geklärt. Du, Liam, Zane, Miranda und Clara, ihr werdet deine Familie suchen. Wenn etwas passiert fliegt Miranda nach Hause und holt hier Hilfe. Liam, Zane und Clara sind gute Kämpfer, falls etwas passiert. Ihr beginnt eure Reise Samstagmorgen", erklärte sie mir und ich freute mich, dass Miranda und Zane dabei waren. Auf Liam und Clara hätte ich am liebsten verzichtet, doch das konnte ich nicht mehr ändern. Ich war einfach nur froh, dass ich meine Familie suchen durfte und beschwerte mich daher nicht. Schnell lief ich auf mein Zimmer und packte alles, was ich benötigte ein. Auch Ruby war im Zimmer und sah mich neidisch an. ,,Ich wünschte ich dürfte mit nach neuen Wandlern suchen, dass wird bestimmt toll", sagte sie gerade. ,,Vielleicht beim nächsten Mal?", versuchte ich sie auf zu muntern, obwohl ich sie überhaupt nicht gerne anlog. Als ich fertig mit packen war, kam Ruby gerade vom Abendessen wieder und drückte mir ein bisschen Baguette in die Hand. ,,Hier, dass konnte ich für dich mitnehmen." ,,Danke, du bist die Beste!", rief ich und aß schnell auf. Den Rest des Abends las ich eines der Bücher, welche ich mitgebracht hatte und legte mich dann schlafen. Auch Ruby machte sich fertig und schlief sehr schnell ein. Plötzlich fiel mir ein, dass mich Zac Anderson ja heute am Waldrand treffen wollte. Also zog ich mich leise wieder an und kletterte aus dem Fenster. Am Waldrand war niemand, also setzte ich mich und wartete.

Gerade als ich wieder gehen wollte kam ein Schatten aus den Wald. Es war Zac Anderson. ,,Ah, wie ich sehe bist du gekommen", begann er sofort ein Gespräch. ,,Ja, ich wollte wissen, was sie von mir wollen", erwiderte ich. ,,Ich möchte mich gerne mit dir unterhalten. Du fragst dich jetzt sicher worüber, nicht wahr?", fragte Herr Anderson geheimnisvoll. ,,Ja, da haben sie recht." ,,Okay, ich will dich nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe letzte Woche alles in der Kantine mitbekommen und ich finde es bemerkenswert, dass du dich einem Wolfsrudel entgegenstellst, ohne dich verwandeln zu können. Du bist sehr stark und mutig, dass gefällt mir", erklärte Herr Anderson und ich war verwundert. ,,Nur um mir das zu sagen wollten sie sich mit mir treffen? Und überhaupt, ich bin nicht stark." ,,Nein, aber nicht doch. Ich meine nicht stark im Sinne von deiner Menschenform, auch wenn du da trotzdem sehr stark bist. Ich meine deine Tiergestalt. Sie ist sehr stark und präsent, sodass ich sie sofort als du die Kantine betreten hast gespürt habe. Deine Ausstrahlung ist sogar stärker als die der Lehrer und die sind schon kräftig. Es verwundert mich, dass sonst niemand sie spürt. Würden sie sie spüren, dann würden sie auf dich so wie auf mich reagieren, wenn du es wollen würdest. Jedenfalls, um auf den Punkt zu kommen, ich möchte dich trainieren, aber das geht erst, wenn du dich verwandeln kannst. Hier ist meine E-Mail, schreib mir wenn du deine Verwandlung meisterst. Ich glaube ja, dass du ein Raubtier bist", deckte Herr Anderson den Grund des Treffens auf. ,,Ich glaube, dass sie sich da irren, ich werde so stark wie alle sein. Vielleicht bin ich ja sogar ein Beutetier, aber auf jeden Fall bin ich nicht stärker, als Frau Miller zum Beispiel", sagte ich überzeugt und Herr Anderson lachte. ,,Schreib mir trotzdem, ich würde dich gerne trainieren, dann wirst du es schon sehen." ,,Na gut, wenn sie darauf bestehen. Aber jetzt bin ich sowieso eine Zeit lang nicht im Internat", fiel mir wieder ein. ,,Warum denn das?", fragte Herr Anderson überrascht. ,,Nun ja, eigentlich soll ich es niemandem erzählen, aber ich schätze, dass ich ihnen vertrauen kann", fing ich an. ,,Du musst es mir nicht erzählen, es geht mich ja auch eigentlich nichts an", unterbrach er mich. ,,Nein, ich erzähle es ihnen. Ich suche nach meiner wahren Familie. Letztens hat mich mein Bruder im Traum kontaktiert und mich um Hilfe gebeten. Er sagte ich solle Richtung Westen gehen und... Warte! Meine Familie sind Wölfe, bin ich dann nicht auch einer?" ,,Ja, dass ist sehr wahrscheinlich und bestätigt meine Vermutung, dass du ein Raubtier bist", rief Herr Anderson begeistert. ,,Jedenfalls viel Erfolg bei deiner Suche, aber ich habe eine Vermutung, wo dein Bruder ist", sagte er nun wieder komplett ernst. ,,Wirklich, wo könnte meine Familie sein?", schrie ich leise auf. ,,Es gibt eine Organisation der Menschen, die Wandler gefangen nehmen und an ihnen experimentieren. Ich war mal dort, konnte aber zum Glück entkommen. Es ist ein Labor im Nebelfallgebirge, aber es ist schon viele Jahre her, dass ich dort war", erzählte mir Herr Anderson und er tat mir sofort leid. Wie konnte man jemandem so etwas antun? ,,Das tut mir leid", sagte ich betroffen. ,,Mach dir keine Sorgen, mir ist damals nichts passiert, aber vielleicht ist dein Bruder dort?", beruhigte er mich. ,,Ja, ich werde dort mit meiner Gruppe definitiv nach schauen." ,,Macht das, aber seid vorsichtig, besonders du." Herr Anderson sah mich eindringlich an und ich wusste, dass er wusste, ich würde alles für meine Familie geben, auch mein Leben. ,,Was ist eigentlich ihre Tiergestalt?", versuchte ich das Thema zu wechseln und seufzte erleichtert, als Herr Anderson darauf ein ging. ,,Am Besten zeige ich es dir einfach", sagte er gerade und schon stand ein großer, sehr kräftiger Löwe vor mir. Er war gewaltig und ich wusste, dass gegen ihn kaum wer eine Chance hatte. ,,Ist das der Grund warum alle Angst haben, wenn sie in der Nähe sind?", fragte ich überwältigt. 'Ja, nur du hast keine Angst, da du selbst auch eine sehr starke Präsenz hast.' Ich schaute mir den Löwen etwas genauer an und sah viele kleine Narben, die seinen Körper zierten. ,,Sind das Kampfnarben?", fragte ich schockiert. 'Ja, das sind es. Ich musste leider schon oft kämpfen. Jetzt muss ich aber los. Vergiss nicht mir deine Fortschritte zu schreiben, bis bald Amelie.' ,,Bis bald", rief ich dem Löwen noch hinterher, da war er auch schon verschwunden.

Schnell lief ich in die Bibliothek und holte mir eine Karte. Ich nahm sie mit in mein Zimmer und markierte den Weg zum Nebelfallgebirge. Mittlerweile war ich mir fast schon sicher, dass diese Organisation meinen Bruder und meine Eltern hatte.

WolfsamulettWo Geschichten leben. Entdecke jetzt