,,Mr.Evans?" Ihre Stimmer hörte sich so an, als wäre sie weit weg. Irgendwie fühlte sich alles komisch an. Als wäre ich in einer Blase gefangen und sie würde jeden Moment platzen und mich von hier befreien. Alles war absurd. Bonnies Verschwinden, Audens Lügen, einfach alles.
,,Mr.Evans?", sagte die Kommissarin noch einmal. Ich sah ihr in die bernsteinfarbenen Augen, erkannte Mitgefühl und Freundlichkeit. ,,Mr. Evans, ich habe, das Gefühl, dass jemand versucht Ihnen was anzuhängen und nicht nur Ihnen, sondern auch Bonnie."
Sie machte eine Pause. Wahrscheinlich um sicher zu gehen, dass ich ihr folgte. Ich wollte etwas sagen, aber ich konnte einfach nichts sagen. Zu sehr schmerzte die Situation von gerade eben und drückte gegen meinen Magen.
,,Sie müssen uns helfen. Nur, wenn Sie uns helfen, können wir Bonnie vielleicht finden. Wir müssen zusammenarbeiten und das funktioniert nur, wenn Sie mir vertrauen."
Diesmal nickte ich. Es brauchte viel Kraft für so eine kleine Bewegung, aber ihr Name schenkte mir ein wenig Kraft.
,,Gibt es irgendwas, was Sie uns sagen können bezüglich ihres Verschwindens? Jemanden ungewöhnliches mit dem sich Bonnie abgegeben hat oder etwas was sie anders gemacht hat als sonst. Jedes kleine unbedeutende Detail, kann von großer Bedeutung für uns sein, Mr. Evans."
Unruhig saß ich auf den Stuhl und drückte meine Finger gegen die kastanienbraune Stuhllehne. Ich drückte so fest, dass sich zwischen meinen Fingern und der Stuhllehne Schweiß bildetet und die Stelle rutschig werden ließ.
Ich schob den Stuhl nach hinten. ,,Ich muss noch irgendwo hin. Sollte ich was neues Wissen, komme ich sofort hier her."
4 Stunden vor dem Eintreffen
Ich starrte die Decke an und zählte Schafe. Auden war schon lange eingeschlafen. Ihn schien die ganze Sache nicht so mitzunehmen, wie sie es bei mir tat. Oder aber er verarbeitete sie auf seine Weise.
Sein leises Schnarchen füllte den Raum. Es war kein nerviges oder unangenehmes Schnarchen, sondern eher ein lautes ein und ausatmen. Ich war schon daran gewöhnt, so oft schlief ich bei ihm.
Meine Gedanken kreisten schnell wieder zu Laury und Luis zurück. Ob Bonnie mir sowas antuen würde? Schnell schüttelte ich den Kopf, in Hoffnung die Gedanken mit weg schütteln zu können.
Ich nahm mir mein Handy in der Hand und schaltete es an. Das grelle Licht brennte in meinen Augen, aber das hielt mich nicht davon ab meine Galerie durch zu tasten. Dort waren haufenweise Bilder von ihr, die sie selbst geschossen hat. Das tat sie immer, wenn sie mein Handy in der Hand bekommen hat. Ich sah mir weitere Bilder an und fand Bilder, auf denen ich schlief. In ein paar Videos kraulte sie mir meine Haare oder meinen Rücken. Ich musste augenblicklich über diese Angewohnheiten grinsen.
Ich wollte ihr schreiben, doch würde sie es bestimmt sowieso nicht jetzt sehen. Sie war bestimmt tief am Schlafen, eingekuschelt in den vielen Kissen und ein paar Decken. Vielleicht in einer meiner Oberteile, die ich vermisste.
Wenn sie schlief, dann konnte sie keiner mehr wecken. Ich wusste damals war es nicht so, aber in letzter Zeit klingelte ich öfters bei ihr und rief sie an und sie bemerkte es nicht. Ich konnte darüber nur amüsiert den Kopf schütteln.
Trotzdem ging ich auf unseren Chat. Ihr Profilbild war süß. Ein Bild von ihre und den Nachbarshund auf eine kastanienbraune Stuhllehne angelehnt. Sie selbst durfte keinen Hund haben. Ich scrollte hoch, las mir ein paar Nachrichten durch. Ihre frechen Antworten und meine sarkastischen Bemerkungen brachte mich zum Lachen, aber ich musste ruhig bleiben, da Auden noch schlief.
Ich schalte mein Handy auf laut. Wer weiß, vielleicht war sie auch noch wach und würde mich anrufen.
Grinsend legte ich das basaltgraue Handy auf einer der Nachttische und kuschelte mich enger in die Decke ein. Ein wenig schlafen sollte ich, wenn ich morgen den Tag mit ihr verbringen wollte. Und ich brauchte Kraft, wenn ich sie aus dem Bett zerren muss, wie ich derzeit öfters machen muss.
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Ein weitere Teil von ACOL ist raus und ich wünsche euch viel Spaß beim lesen. Genießt es!
Eure Rose

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A couple of lies - Niemand ist der, der er zu sein scheint
Mystery / ThrillerBonnie und Darcy. So war das schon immer. Ein eingespieltes Team. Bis Bonnie aus Darcys Leben verschwindet. Nicht mit 164 Kugeln in einem Ford V8 oder einem Clyde. Nur mit einem blutbefleckten und unvollendeten Brief und einem tief klaffendes Loch...