10| Indigofarbene Fadenvorhänge

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Dieses Viertel war das schlimmste unserer Stadt. Es war, wie die Caracas in unserer Welt. Ein paar Obdachlose standen neben brennenden Mülleimern und versuchten sich aufzuwärmen. Die dunklen Hausschluchten waren nachts beängstigender, jedoch waren sie schon am Tageslicht bedrohlich genug, um sie zu vermeiden. 

In einer Ecke einer Gasse sah man ein bekanntes grüne Licht. In den Schaufenstern waren neu Produkte aufgestellt. Ein paar gegen Rückenschmerzen, die rein pflanzlich waren, andere versprachen schönere Haut im Preis von sechs Ben & Jerrys. Ich schüttelte den Kopf darüber. Tatsächlich erschien eine ältere Frau mit genau diesem Produkt in der Hand. Ich überlegte kurz ihr zu sagen, dass das nur Bluff ist, aber ich entschied mich dagegen. Ich habe gerade besseres zu tun.

Ich sah auf mein Handy. Ich hatte Hoffnung, dass Auden mich zurück anruft, nachdem ich ihn ganze sieben Male angerufen habe, aber weit verfehlt. Er war nicht zuhause hatte mir seine Mutter gesagt, als ich dort war. Er sei schon vor Stunden aus dem Haus raus ohne zu sagen wohin. Das war sehr untypisch für Auden, vor allem, weil sie morgen wegziehen. 

Seufzend betrat die Apotheke. Im Raum herrschte ein stechender Duft nach Desinfektionsmitteln und Eukalyptusblättern. Ich rümpfte die Nase und sah mich nach einem Angestellten um, aber keiner war zu sehen. Warum hier noch nichts gestohlen wurde, wunderte mich.

Ich lehnte mich an der Theke und sah mir den Raum genauer an. Keine Überwachungskameras, keine Alarmanlagen. Entweder waren sie gut versteckt oder jemand passte hier auf den Laden auf. 

Bevor ich mich noch genauer umsehen konnte erschien eine Frau mittleres Alters hinter indigofarbene Fadenvorhänge . Sie hatte blondes kurzes Haar, sah noch ziemlich frisch aus und zierlich, aber ihre fahle Haut verriet, dass sie viel arbeitet. Ihre Augen zogen aber meine ganze Aufmerksamkeit. Zum einen, weil ich den ganzen Stress in ihren Augen sehen konnte, zum anderen, weil sie so grün waren. Solche grünen Augen, hatte nur einer, den ich kannte. ,,Hallo, wie kann ich ihnen helfen?", sagte sie freundlich und lächelte mich an. 

Ich versuchte zurück zulächeln, aber mein Gesicht wirkte steif. ,,Ich suche Luis. Er ist ein Klassenkamerad von mir." 

Sie musterte mich kurz. ,,Natürlich. Ich rufe ihn runter." 

Sie ging mit ihren kurzen Beinen zum Hinterraum und schrie kurz seinen Namen. Danach sagte sie noch was spanisches hinterher. Kurzdarauf konnte man laute Schritte vernehmen, die mindestens von zwei Personen kommen mussten. 

Luis stieß die indigofarbene Vorhänge zur Seite. Die kleinen Steinen darauf stießen zusammen und klierrten eine Melodie. Als er mich erblickte streckte er seine Hände aus, um mich am Kragen zu packen, doch ich wisch aus und pinnte seine Hände fest gegen die Theke. Seine Mutter erschrack sich ein wenig bei dem Krach, den wir erzeugten, doch sie hielt sich daraus. 

Luis war stark, dass will ich nicht bestreitten, aber das Adrenalin in mir gab mir genug Kraft, um ihn mit Leichtigkeit festzuhalten. ,,Ich habe nur eine Frage, Luis." 

Doch er hörte mir schon lange nicht mehr zu. Stattdessen fing an zu schreien und versuchte sich loszureissen, doch ich hielt ihn weiterhin eisern fest. ,,Du bist daran Schuld, du Bastard! Warum hast du sie nicht beschützt? Wärst du nicht so dickköpfig gewesen, hätte ich sie beschützten können!", schrie er mich an. 

,,Vor wem wolltest du sie beschützen?", versuchte ich aus einem Geschrei schlau zu werden. 

,,Vor wem den wohl, du dämlicher Idiot! Vor den, der  sie mitgenommen hat, aber natürlich weißt du nichts davon, weil sie es dir nicht sagen konnte. Wenn ihr was zugestoßen ist, dann zerfetzt ich dich in tausend Teile, das kannst du mir glauben, du elender Hund!"

Während er das sagte, spukte er mir ins Gesicht. ,,Warum wollte sie deine Nummer", versuchte ich weiterhin ruhig. Er atmete ein paar Male tief durch und entspannte sich ein wenig. Ich wurde aber nur  noch angespannter. Mein Kiefer mahlte und diesmal hatte ich keine Sauerringe, die versuchten, dass zu verbergen. 

,,Sie hat um Rat gebeten und hat sich mit mir Nachts getroffen. Sie hatte ein Problem und ich habe ihr versucht zu helfen, aber letzten Endes habe ich ihr geraten sich fern zu halten", sagte er. Er war immer noch aufgeregt, schien sich aber langsam zu beruhigen. Er hat gemerkt, dass sein Wehren aussichtslos ist. 

,,Was für ein Problem?" Er sah mich niedergeschlagen an, fast schon flehend ihn loszulassen. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. ,,Luis, wenn dir was an sie liegt, dann sag mir jetzt was du darüber weißt." 

Er sah so aus, als würde er mit sich kämpfen, ob er es mir sagen sollte, oder nicht. Die Entscheidung wurde ihm jedoch abgenommen. ,,Luís Manolo Tibón Flores, es reicht!" 

Er sah mich an und lockerte meinen Griff. ,,Es tut mir leid, Darcy, aber ich kann dir nicht mehr helfen." Seine Mutte funkelte uns beide böse an. Ich glaube nicht, dass es an unseren Streit lag, sondern viel mehr das, was mir Luis gerade sagen wollte. 

Ein wenig geschockt und verletzt sah ich ihn an. Er wollte gerade durch den indigofarbenen Vorhang verschwinden, als ich ihn noch aufhielt. ,,Eine letzte Frage noch!" 

Er drehte sich zu mir, sah mich abwartend an. ,,Kennst du eine Person Namens Dakota?"

Er sagte nicht, drehte sich um und verschwand hinter dem Fadenvorhang. Als ich gerade dabei war zu gehen, hörte ich ihn sagen: ,,Dakota, da draußen steht jemand für dich." 

3 Stunden vor dem Eintreffen 

Ich wurde von einem ständigen Klingeln aus den Schlaf gerissen. Ich stellte mich auf das Bette und baruchte ien paar Sekunden, um festzustellen, dass ich nicht in meinem Zimmer war, sondern in das von Auden. Auden war immer noch am Schlafen, aber er musste kurz wach gewesen sein, denn er hatte kein Oberteil mehr an und die Tür zu seinem Zimmer war nun ein spaltbreit offen. 

Ich bemerkte erst jetzt, dass ich schwitze. Es war fürchterlich warm im Zimmer. Ich tappste zur Küche und nahm mir ein Glass voll mit Wassere. Langsam verschwand der Alkohol aus meinem Blut und leichte Kopfschmerzen machten sich bemerkbar. Dabei habe ich noch nicht mal viel getrunken, aber in letzer Zeit habe ich zu selten einen Schluck von diesem Gift zu mir genommen.

Mit wenigen Schlücken trank ich das Wasser oben im Zimmer und beereute sofort nicht die ganze Flasche mitgenommen zu haben. Als ich aufstehen wollte, um mir nachzufüllen, hörte ich das nervige Klingeln wieder. 

Es kam aus meiner Seite des Bettes, war aber nicht mein Handy. Ich suchte kurz unter dem Bett und fand Audens Handy. Es muss wohl runtergefallen sein, als wir schliefen. Ich schaltete den Display an und stellte die Helligkeit runter. Meine Augen brannten trotzdem, aber nicht so stark, wie davor.

Jemand hat Auden mehrere Textnachrichten und ein paar Bilder geschickt. Die Nummer war unbekannt, aber ich erkannte dank der Bilder um wem es sich handelt. 

Diese Hand in der ein paar Ringe angesteckt waren und dieser Fadenvorhang mit der bläulichen Farbe würde ich überall erkennen. 

,,Hier sind deine Pakete. Ich konnte sie nicht vorher schicken, weil ich beschäftigt war. Hol sie bald ab", schrieb Luis unter einer dieser Bilder. Ich war viel zu müde, um mir das Bild noch mal genauer an zusehen. 

Ich würde morgen Auden darauf ansprechen. Er bestellte ganz schön viele Pakete von unterschiedlichen Menschen. Das war mehr als nur merkwürdig. Ich schlief ein und träumte von indigofarbenden Fadenvorhängen und ...

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Sorry, dass es solange gedauert, hat, aber hier ist der zehnte Teil, von dieser Geschichte. Schreibt mir, wie es euch gefallen hat. 

Eure Rose 

A couple of lies - Niemand ist der, der er zu sein scheintWo Geschichten leben. Entdecke jetzt