COVID-20

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Ich muss zugegeben, unser von allen so verehrter Planet ist ein seltsames Konstrukt. Jahrtausende hatte die Menschheit diese Erde dominiert, sie zerstört, sie langsam ausbluten lassen. Alles, was dieser Spezies vor die Füße kam, wurde für ihre Zwecke missbraucht, ausgenutzt und dann Schritt für Schritt, Handgriff für Handgriff ausgerottet, bis immer weniger der Vielfalt des Lebens übrig war. 

Unsere Art bildete da keine Ausnahme. Seit dem Mittelalter oder vielleicht schon früher hatten sie über uns schauerliche Märchen erzählt, um Angst vor uns mordenden, blutsüchtigen Nachtmenschen zu machen. Manchmal fragte ich mich, wie man einen solchen Hass auf all das, was sich nur im Mindesten von einem selbst unterscheidet, verspüren konnte. 

Unglaublich, diese sterblichen Geschöpfe, die nach einiger Zeit ohnehin dem Tod geweiht waren. Weshalb schürten sie Panik vor uns, die sie genau das Stadium erreichen wollten, in welchem wir uns entfalteten? Wer sich vor dem Sterben fürchtet, muss schließlich davon träumen, untot zu sein.

Und nun war genau die Situation eingetreten, vor der die Erdbewohner sich schon seit geraumer Zeit fürchteten. Diejenige, über die seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden, spekuliert wurde. Tagtäglichen entwarfen die Menschen Szenarien darüber, wie sich dieses Phänomen abspielen könnte. Die Endzeit nannten sie es oder den Untergang der Welt. Mit dem Wort Welt war natürlich genauer genommen die Menschheit gemeint. 

Ich denke, dass allen in einem Mindestmaß logisch denkenden Geschöpfen bewusst sein müsste, dass dieser Planet und das Ökosystem, welches sich dort über Jahrtausende entwickelte, nicht auf die Existenz der menschlichen Bevölkerung angewiesen waren. Im Gegenzug die Leute aber schon. Genau das war immer meine Rede, wenn ich zu jedem Anbruch der Dämmerung vor den imposanten Toren unseres Parlaments mein Lager aufschlug, um mit meinen Mitstreitern unsere Meinung kund zu tun. 

Wir standen nun nur noch eine Nacht vor der alles entscheidenden Abstimmung, die wie jede Sitzung des Nachts stattfand, verborgen in dem Schwarz, das sich wie ein zartes Tuch aus Samt über die Erde zu legen pflegte und alles bedeckte, welches zu seinem Schutz nicht gesehen werden sollte. 

Leider hatten die Menschen verstanden, wie man sich Licht auch zur so späten Stunde beschaffen konnte, weswegen wir Nachtaktiven ihrer Mordlust immer mehr ausgesetzt waren. Aus diesem Grund war unser Parlament auch zum aller ersten Mal in der Geschichte der Vampire einberufen worden und tagte seitdem immer dann, wenn es wichtige Angelegenheiten zu regeln gab. In letzter Zeit kam dies durch die menschliche Bedrohung immer häufiger vor.

Doch es gab auch eine Sache, die uns in die Händegespielt hatte.