Kapitel 7: 2. Aufgabe

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Den restlichen Tag hatte ich einfach beschlossen in meinem Bett liegen zu bleiben und zu schlafen. Die Jungs weckten mich zwar zum Essen, aber ich habe kaum mit ihnen geredet und bin dann auch direkt wieder schlafen gegangen. Darum bin ich nun hellwach, als das Licht im Raum ausgeschaltet wurde und die anderen tief und fest schlafen. Mit offenen Augen liege ich in meinem Bett und starre an die Decke, während ich nur das leise, ruhige Atmen von den Jungs höre. Als ich schlief, habe ich mitbekommen, dass sie über mich redeten. Jedoch bin ich einfach liegen geblieben und versuchte ihre Stimmen auszublenden. Das ist überhaupt nicht schön zu wissen, dass die mir so misstrauen und schon am ersten Tag ihre Mäuler über mich zerreißen.

Seufzend setze ich mich im Bett auf und sehe nach rechts, um Taehyungs Silhouette im Dunkeln zu erkennen. Er redet leise im Schlaf, aber man versteht ihn durch das ganze Nuscheln nicht. Einige Minuten bleibe ich so sitzen und betrachte die Jungs, die seelenruhig schlafen, bevor ich aufstehe und vorsichtig versuche, zum Tisch zu laufen. Doch auf meinem Weg bemerke ich, dass etwas Licht aus einem Schlitz der Luke in den Raum scheint. Langsam laufe ich zur Wand hin und schaue immer wieder zu den anderen, um zu vergewissern, dass die nicht plötzlich aufwachen. Ich stelle mich vor den großen Schlitz und mir kommt sofort der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Anscheinend wischen die Jins Kotze auf. Kann ich vielleicht irgendwas durch diesen Schlitz sehen? Das probiere ich auch gleich aus, indem ich mein Gesicht ganz nah an die Wand presse und mein linkes Auge durch den engen Spalt schauen lasse. Tatsächlich erkenne ich eine Frau in dem schwarzen Raum, die gerade den Boden wischt. Hinter ihr steht eine Tür offen, die in einen Flur führt. Angestrengt versuche ich noch mehr zu sehen, aber mir legt jemand urplötzlich seine Hand auf die Schulter, sodass ich mich total erschrecke und mich ruckartig zu der Person umdrehe, während ich es mir verkneife zu schreien.

„Was machst du da?", fragt mich Jimin verschlafen und zieht seine Augenbrauen zusammen.

„Ich wollte nur schauen, was die da drin machen", sage ich ihm und kratze meinen Nacken.

„Du solltest nicht so neugierig sein. Wenn der Typ bemerkt, dass du hier rumschnüffelst, dann bekommst du wieder Stress mit ihm", meint er nur und starrt dabei den Schlitz hinter mir an.

Anscheinend packt ihn auch die Neugier, da er mich wegschiebt, um selbst durch den Schlitz zu schauen. Nach wenigen Sekunden entfernt er sich wieder von der Wand und sagt, dass nur diese Frau dort steht und ich ins Bett gehen soll. Danach dreht er sich von mir weg und läuft zu seinem Bett. Gezwungenermaßen folge ich ihm und lege mich wieder in mein Bett, jedoch starre ich die ganze Zeit über den Schlitz auf der anderen Seite des Raumes an und warte, bis auch dort das Licht ausgeschaltet wird. Vielleicht bereiten sie um diese Uhrzeit die Aufgaben vor, damit wir nichts davon mitbekommen.

„Ich liebe Chicken Wings. Fass meine Chicken Wings nicht an", höre ich plötzlich Taehyung murmeln und muss anfangen zu lachen.

Belustigt presse ich mir die Hand auf den Mund und muss direkt an Yunho denken, der auch jedes Mal im Schlaf redet. Ich vermisse diesen Idioten ein wenig. Er würde sich bestimmt super mit Taehyung verstehen. Etwas deprimiert drehe ich dem schlafenden Taehyung den Rücken zu und schließe meine Augen. Ich bin froh, wenn die zwei Wochen vorbei sind.

Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen, da ich von Taehyung wortwörtlich aus dem Bett geschmissen werde. Ich knalle auf den Boden und stöhne durch die Schmerzen, weil ich mir den Kopf gestoßen habe. Doch der Ältere lacht mich nur aus und hilft mir aufzustehen. Genervt lasse ich mich von ihm hochziehen und merke, dass die anderen schon putzmunter am Tisch sitzen und sich unterhalten. Ich verziehe mein Gesicht und werde von dem Hellbraunhaarigen auf den Stuhl zwischen Namjoon und Yoongi gedrückt.

„Vielen Dank, Nummer 6, dass Sie unser Dornröschen aufgeweckt haben"

Oh, bitte, halt doch die Fresse. Der Tag hat nicht mal angefangen und der geht mir jetzt schon auf den Sack. Die anderen Idioten lachen etwas, während ich sie gekonnt ignoriere und verschlafen über meine müden Augen reibe. Warum mussten wir uns überhaupt hier versammeln? Die hätten mich auch schlafen lassen können.

„Wir fangen heute etwas früher mit der zweiten Aufgabe an, da Sie wahrscheinlich mehrere Stunden dauern wird. Die zweite Aufgabe muss Nummer 2 absolvieren. Darum bitten wir Sie durch die Luke zu gehen, wenn sich diese öffnet"

Yoongi verdreht genervt die Augen und steht von seinem Platz auf. Ich grinse ihn schelmisch an und hoffe, dass er eine richtige scheiß Aufgabe bekommt. Die Luke öffnet sich und er verschwindet in diesem schwarzen Raum. Der Bildschirm vor uns wird eingeschaltet und geben alle einen verblüfften Ton von uns. Eine Stange hängt von der Decke runter und unter ihr ist ein großer Kasten voller Glasscherben. Neben Yoongi steht ein Glas Milch, welches er kurz betrachtet, bevor er sich auf den weißen Stuhl in der Mitte des Raumes setzt.

„Wie bei der ersten Aufgabe kriegen Sie zwei Auswahlmöglichkeiten und müssen sich für eine entscheiden. Die Auswahlmöglichkeiten wären:

Entweder machen Sie 80 Klimmzüge an der Stange, die über einen Kasten voller Glasscherben aufgehängt wurde. Falls Sie es nicht schaffen, fallen Sie in die Glasscherben...

oder

Nummer 6 muss das Glas Milch, in welches wir Abführmittel hineingemischt haben, trinken und muss für fünfzehn Minuten im schwarzen Raum verweilen"

„Das ist doch ein scheiß Witz oder? Ich habe denen erzählt, dass ich eine Laktoseintoleranz habe und die haben nichts Besseres zu tun, als ein Glas Milch mit Abführmitteln zu vermischen?!", schreit Taehyung urplötzlich los und bringt uns alle zum Aufschrecken.

Oh, Mann. Yoongi wird sich ganz sicher nicht diese 80 Klimmzüge antun, sondern lässt Taehyung die Milch trinken. Jin denkt wohl dasselbe wie ich, da er Taehyung mitleidig anschaut und ihm eine Hand auf den Rücken legt.

„Darauf habe ich überhaupt keine Lust. Soll Nummer 6 doch die Milch trinken", gibt Yoongi von sich und steht vom Stuhl auf.

„Das war eine schnelle Entscheidung. Dann können Sie den Raum verlassen. Nummer 6, stehen Sie bitte von ihrem Platz auf und betreten den schwarzen Raum"

Die Luke öffnet sich wieder und Yoongi kommt wieder herein, während Taehyung aufsteht und ihn furchtbar wütend anschaut. Doch dem Älteren interessiert es kaum, dass Tae ihm am liebsten an die Gurgel springen würde und setzt sich einfach zurück auf seinen Platz. Taehyung geht in den Raum und die Luke verschließt sich sofort hinter ihm.

„Es ist so asozial, dass Sie mich so bloßstellen wollen", faucht er den Kerl an, als er sich im Raum befindet.

„Nummer 6, fangen Sie bitte nicht wie Nummer 7 an. Sie haben sich freiwillig dazu entschlossen, hier mitzumachen", gibt der Typ auch noch genervt von sich.

Taehyung schnappt sich das Glas und starrt es für einige Sekunden an. Mein Magen dreht sich jetzt schon, wenn ich mir vorstelle, dass er sich vor uns allen in die Hose machen wird. Ich kann da wirklich nicht hinsehen. Als er das Glas an seine Lippen führt, drehe ich mich sofort weg.

„Jungs, lasst uns bitte nicht dorthin sehen. Er wird sich total dafür schämen, wenn wir das alle gesehen haben", bitte ich die anderen und habe so Mitleid mit Taehyung.

Sie sehen sich gegenseitig an, bevor sie mir zustimmen und sich ebenfalls vom Bildschirm wegdrehen. Nach wenigen Sekunden hört man auch, wie das Glas zerbricht und wie Taehyung schmerzhaft aufstöhnt. Ich kneife die Augen zusammen und halte mir die Ohren zu, weil ich das überhaupt nicht hören will. Ich weiß nicht, wieso, aber wenn ich sehe, dass jemand unangenehme oder peinliche Sachen macht, dann könnte ich mir ständig die Augen zu halten. Plötzlich schlägt mir jemand gegen den Arm. Irritiert sehe ich Namjoon an, der meine Hände von meinen Ohren entfernt.

„Sie schauen sich alle Aufgaben an, haben wir uns verstanden?"

„Das können Sie nicht von mir verlangen. Es ist schon schlimm genug, dass er sich vor uns allen...", will ich mich schon weigern, aber werde von ihm unterbrochen.

„Entweder Sie schauen dabei zu oder Sie bekommen eine Strafe!"  

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