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Dieses mal kam ich nicht fast zu spät, sondern war wirklich zu spät. Ich hatte Glück den Freitag als zu-spät-komm-Tag getroffen zu haben. Da hatten wir in der ersten Stunde immer Deutsch und unser Lehrer kam selber immer etwas zu spät. Genau in dem Moment, in dem ich noch schnell auf meinen Platz gehuscht bin, kam er rein, mit einem Stapel von Blättern. Er teilte jedem mindestens fünf aus. Wir sollten auf alle unsere Namen schreiben und dann erklärte er uns alles, aber ich hörte nur die Hälfte, weil Lea mich mit ihrem Bleistift anstupste -mit der Radiergummiseite. Ich sah zu ihr und folgte ihrem Blick über den Stift bis zu ihrem Schatzie. Ich musste lachen und alle drehten sich um. Ich tat schnell so als wäre ich es nicht gewesen und als würde ich mega in die Blätter vertieft sein, indem ich meinen Kopf näher dran hielt. "Gibt es eine Frage, Mara?"

"Was? Ich? Oh nein, absolut nicht. Ich habe mich nur etwas verschluckt und musste husten, was sich etwas nach lachen angehört haben muss." Ich demonstrierte es ihm nochmal, in dem ich in meine Faust hustete und dabei ein paar Lachgeräusche von mir gab. Dann sahen alle weg und er erklärte weiter. Ich sah wieder zur Seite. Lea ihre Hoffnungen sind scheinbar in Erfüllung gegangen. Tim hatte eine seltsam freiere Stelle auf seinem Kopf, als darum. Es sah furchtbar aus und ich musste mir ein weiteres Lachen wirklich sehr verkneifen. Scheinbar nicht nur ich. Als ich zur Seite sah, versuchte Lea alles um nicht los zu lachen. Sie hielt sich ihre Hände vor ihren Mund und steckte sich dann sogar ihre Faust rein, was nicht so funktionierte, wie sie es wollte, weswegen sie sich einfach nur rein biss. Das war der Grund, weswegen ich nicht wusste, was ich lustiger finden sollte. Tim seinen Haarschnitt (Haar-halb-vor-Halbklatzen-Haarschnitt hätte zwar besser gepasst, wäre aber zu lang gewesen) oder Lea ihre Faust-Mund-Zähne-verzogenes-Gesicht-Vorführung, was mega lustig aussah alleine schon wegen ihrem Gesichtsausdruck. Es war beides einfach so witzig, dass ich selber schon mit allen Mitteln versuchte mir ein Lachen zu verkneifen. Mir gelang das leider nicht so gut, weswegen ich schon halb auf dem Boden lag und ein Prusten von mir gab. "Was ist denn jetzt schon wieder?"

"Ich glaube mir geht es gerade nicht sogut.", sagte ich mit einer Stimme, die sich schrecklich lustig angehört haben musste, weil ich mir einfach so stark das Lachen verkneifen musste. Meine Augen mussten auch etwas hervor geguckt haben und mir kamen sogar schon leicht Tränen, während ich mir meine Hände vor meinen Mund hielt. Er muss geglaubt haben, dass ich gleich kotzen würde, denn er hat Lea gebeten mich auf die Liege zu legen, die für Kranke war und im Untergeschoss lag. Als wir da ankamen, mussten wir beide richtig dolle lachen. "Zu gut!", sagte Lea und versuchte sich wieder zu beruhigen. "Mehr als gut!" Ich hörte mich noch schlimmer als sie an, Falls das überhaupt möglich war.



In der Pause kam Tim zu uns. Wir versuchten ernst zu bleiben, was ziemlich schwer war. "Das ist deine Schuld."

"Was meinst du?", war das Einzige, was Lea sagte. "Das mit meinen Haaren." Er deutete auf seine kahle Stelle. Nun mussten wir beide doch lachen. Ich fiel sogar auf den Boden. Mir kamen die Tränen und ich musste mir den Bauch halten. Ich kullerte auf dem Boden rum und bekam mich nicht mehr ein. Was Lea dann antwortete machte es nicht gerade besser. "Du meinst wohl, mit deinen nicht vorhandenen Haaren."

"Du!", war das Einzige, was er dazu sagen konnte. "Deine eigene Schuld." Dann ging er wieder zu ihr. Sie wollte sich gerade umdrehen und gehen, als er seine Arme um sie schlang. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Er hatte seine Arme um ihre dünnen Schulzern geschlungen. Sie hatte wirklich sehr dünne, weswegen es sehr komisch aussah, weil seine Arme etwas dicker waren. Er sagte irgendwas zu ihr. Ich hatte in der Zeit mit lachen aufgehört und sah den beiden zu mit einem offenen Mund und großen Augen. Mein Blick sah aus, als würde ich auf etwas warten. Er sagte etwas zu ihr, was nur die beiden verstanden haben. Sie wurde verlegen. Ich habe sie noch nie verlegen gesehen. Noch nicht einmal, als wir den Zaun ihres Nachbarn eingerissen haben. Es lag zwar daran, dass ihr Bruder ein Feuerzeug gefunden hatte und ihn anzünden wollte, weswegen wir auf ihn zu gerannt sind und dabei dadurch gebrettert sind, aber er war trotzdem mega sauer auf uns. Sie sagte aber nur: "Dann hätten sie ihren Zaun Fester bauen sollen." Meine Augen wurden dabei noch größer und mein Mund öffnete sich noch weiter bei diesem Anblick. Daraufhin befreite sie sich aus seinen Armen und zog mich vom Boden. Wir waren hinter einer Wand verschwunden und ich begann sie mit Fragen zu bombardieren. "Was hat er gesagt?"

"Ich will nicht darüber reden."

"Hat er dir seine Liebe gestanden?" Sie drehte ihren Kopf weg, als sie rot in ihrem Gesicht, bei dieser Frage, wurde. "Oh, habe ich etwa recht?"

"Nein, hat er nicht. Also nicht so wirklich."

"Was meinst du damit?"

"Er hat gewollt, dass ich mit ihm nach der Schule vorne am Tor rede."

"Heißt das ich kann belauschen?"

"Ja, aber nur, wenn er dich nicht sieht."

"Natürlich wird er mich nicht sehen." Daraufhin mussten wir lachen.



Ich hatte mich hinter einem der Büsche versteckt, die vor dem Zaun wuchsen, damit niemand reinschauen konnte. Ich konnte sie sehen mit dem Rücken zu mir gewandt. Ich sah Tim. Er ging gerade auf sie zu. Sie schien ihn zu bemerken, denn sie drehte sich um. Sie sprachen, aber ich konnte sie nicht verstehen, also ging ich näher zu ihnen. "Wir sollten damit aufhören."

"Womit?"

"Unsere Streiche gegeneinander. Wir sind nicht mehr in der sechsten. Ich glaube da brauchen wir uns keine..." Sie unterbrach ihn sofort. Ihr Gesicht sagte alles. "Du. Das hast du immer gemacht, also warum heißt das jetzt wir, wenn DU immer diese Streiche gespielt hast?"

"Ich meinte ja nur, dass wir es lassen sollten."

"Warum denn immer noch wir? Du alleine warst das. Nicht ich."

"Du bist so anstrengend..."

"Anstrengend? Ich? Weißt du was? Sowas muss ich mir nicht geben." Sie wollte gehen, aber er hielt sie fest. "Nein, warte. Ich wollte nur... ich ... tut mir leid ... du bist nicht nur anstrengend, sondern auch hübsch." Er sah verlegen aus. Sie küsste ihn auf seine Wange und mein inneres Fangirl kam raus. Ich musste quitschen, was er zum Glück nicht hörte. Sie befreite sich von seinen Händen und ging. Ich sprang ihr hinterher. "Das war ja so süß." Sie lachte. "Jaja. Lass uns lieber fertig machen, damit wir in den Wald gehen und Zelten können."

"Natürlich."

"Na dann beeilen wir uns mal wieder."

"Aber dass wir auch ja nix vergessen.", sagte ich mit meinem Kopf in die Höhe gestreckt mit einer strengen Stimme, weil das unsere Klassenlehrerin immer tat und sagte, wenn wir einen Ausflug oder so was hatten. Daraufhin mussten wir beide lachen.

Bis zum Tag, an dem ich es filmteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt