Kapitel 1 - Der Anfang

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Mich weckte ein Piepen, das immer lauter und lauter wurde aus dem Schlaf. Es war mein Wecker, der mich wie jeden Morgen um halb sieben weckte. Ich schaltete den Wecker aus und nahm mein Handy. Keine neue Nachricht, kein verpasster Anruf. Nichts. "Wow, ich bin total beliebt", flüsterte ich ironisch  vor mich hin. Ich stand auf und schaute in den Spiegel. Meine braunen, lockigen  Haare waren total verwuschelt. Ich setzte meine Brille auf, zog mir eine helle Jeans und ein weißes T-Shirt an und ging die Treppen runter in die Küche. " Guten Morgen mein Schatz", sagte meine Mutter. Sie sah total fertig aus. Meine Eltern haben sich erst vor einigen Tagen getrennt und meine Mutter kam damit nicht klar, aber sie wollte es sich nicht anmerken lassen und die Starke spielen. "Morgen.", sagte ich und schmierte mir ein Brot. "Wie geht es dir?", fragte sie mich. Ich nickte nur. "Dean? Ich habe dich etwas gefragt", sagte sie nun etwas lauter. Ich drehte mich um und schaute sie an. " Gut, danke der Nachfrage" Sie rollte die Augen. "Ich weiß, dass die Trennung von deinem Vater und mir dich fertig macht, aber du musst lernen damit klar zukommen", sagte sie mit ihrer milden Stimme. " Es macht mich nicht fertig, sondern Dich. Mein Vater ist ein Arschloch und wie er dich behandelt hat, das werde ich ihm niemals verzeihen" Meine Mutter schwieg für einen Moment. " Dean, es tut mir leid. Du hast recht, es macht mich fertig." Ich sah, wie ihr eine Träne langsam die Wange runter lief. In solchen Momenten tat sie mir leid. Mein Vater, mit dem sie 20 Jahre verheiratet war, verließ sie für eine jüngere Frau. "Hast du nicht Lust am Wochenende ein paar Freunde einzuladen? ,fragte sie mich. "Geht nicht, ich muss lernen", antwortete ich ihr. Sie wusste nicht, dass ich eigentlich kaum Freunde hatte. Mein einziger Freund war Ethan. Ich kannte ihn seit der Grundschule. "Okay", sagte sie, " hast du Lust heute Abend mit mir ins Morkey's zu gehen?" Wir sind früher jeden Freitag mit Dad ins Morkey's gegangen, bis er uns gesagt hat, dass er eine Neue hat. "Klar, wieso nicht?", antwortete ich. Eigentlich wollte ich dort nicht hin und ich wusste sie wollte es auch nicht, aber ich wollte sie nicht enttäuschen. Mom lächelte.

Auf dem Weg zur Schule trag ich mich wie jeden Morgen mit Ethan vor der Schule. " Hey Möhre, was geht ab?" , fragte er mich. Möhre war einer der Spitznamen, die Ethan mir in der fünften Klasse verpasst hat. " Hi" , begrüßte ich ihn. " Wo ist das Lächeln" , fragte er und lachte. Ich grinste. Wir gingen wie jeden Freitag in den Chemie Unterricht. Ich hasste Chemie, doch obwohl ich nicht großartig dafür lernen musste, hatte ich immer gute Noten. Meine Lehrerin Mrs Greenbird war eine ältere Frau mitte 60, doch sie sah viel älter aus. " Guten Morgen liebe Klasse " , sagte sie mit ihrer zittrigen Stimme. Ihre grauen Haare hatte sie in einen Zopf gebunden. Ihre Hände hatte sie in den Seitentaschen ihres weißen Kittels. Sie stand krumm vor der Klasse, so klein und doch kaum zu übersehen. " Heute werden Sie in Zweier-Gruppen arbeiten. Ich werde Sie in Gruppen einteilen und verteile die Arbeitsaufträge. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen", sagte sie. Jedes Mal, wenn wir mit Partnern arbeiten mussten, hoffte ich, dass ein Mädchen zu mir kommen würde und mich fragen würde, ob ich mit ihr arbeiten würde. Doch dies war nie der Fall. Ich arbeitete immer mit Ethan oder Isaac, ein Junge, dem niemand wirklich Beachtung schenkte. Bis vor einem Jahr wusste ich gar nicht, dass er existiert. " Dean , du arbeitest mit Chloe", sagte Mrs Greenbird. Chloe war eins der beliebtesten Mädchen der Schule. Sie war wunderschön und eines der Mädchen, die niemals freiwillig mit mir arbeiten würden. Ich schaute zu ihr. Ihre Clique kicherte. " Mit dem Nerd? ", fragte Chloe. " Chloe, bitte benimm dich", sagte Mrs Greenbird. Chloe rollte die Augen. Genervt sprang sie vom Hocker und maschierte mit lauten Schritten zu mir. Ich starrte sie an. " Was guckst du so blöd, Möhre?", fragte sie genervt und setzte sich auf den Hocker. Sie hat mich Möhre genannt. Sie kannte meinen Spitznamen. Ihre Freundinnen fingen an zu lachen so wie der Rest der Klasse. Plötzlich wurde mir ganz warm und meine Wangen liefen rot an. " Ruhe !", rief Mrs Greenbird in die Klasse. Die Klasse wurde ruhig, doch alle starrten mich an.    Chloe und ich arbeiteten am Thema Atombau. " Dann fang mal an", sagte Chloe und betrachtete sich dabei in ihrem pinken Handspiegel. Ich stöhnte und fing an das Schalenmodell auf ein Blatt zu zeichnen. Chloe interessierte sich weder für mich, noch für die Aufgabe. Sie betrachtete sich bloß im Spiegel, zog ihren Lippenstift nach und richtete ihre perfekt gestylten Haare.

Nach der Schule ging ich mit Ethan nach Hause. Ich war immernoch genervt von Chloe. " Reg dich ab, so werde ich auch dauernd von hübschen Mädchen behandelt", sagte Ethan. " Ich will aber nicht so behandelt werden" " Ich will ernst genommen und beachtet werden", sagte ich. Ethan schaute mich an. " Vielleicht sollten wir beide einfach schwul werden", sagte er und lachte. "Siehst du, nich einmal du nimmst mich ernst" "Ja okay tut mir leid", sagte er. " Ich will nicht immer nur der Nerd sein, der den keiner beachtet. Es kommt mir vor, als wäre ich für alle Mädchen unsichtbar", erzählte ich ihm. Er nickte nur, doch obwohl er nichts sagte, wusste ich, dass er mich verstand. Er kannte mich seit Jahren und ich wusste was er dachte. Er war wie ein Bruder für mich.

NilaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt