Kapitel 2 - Am selben Abend

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" Dean, wollen wir los?", rief meine Mutter von unten. Ich stand vorm Spiegel und knöpfte mir mein weißes Hemd zu. " Komme sofort", rief ich meiner Mutter zu. Ich schnallte meinen Gürtel enger, zog mir ein Jacket über und lief die Treppen runter. Meine Mutter wartete unten im Flur auf mich. Sie sah umwerfend aus. Ihre Haare saßen perfekt. Sie trug ein schwarzes, hautenges Kleid und High Heels. Sie strahlte. Ich habe sie seit Wochen nicht mehr so glücklich gesehen. " Und? Wie sehe ich aus?", fragte sie mich auffordernd. " Du siehst toll aus, Mom"   Sie lachte.

Im Morkey's bestellten wir uns beide Shrimps mit einer Cocktailsauce. Mom und ich redeten über alles mögliche. Wir lachten sogar zusammen. " Wie läuft es eigentlich mit den Mädchen?", fragte sie und grinste. " Es gibt momentan keine Besondere" sagte ich ihr. " Ach komm, du kannst es mir ruhig sagen, ich bin deine Mutter", sagte sie. "Nein wirklich Mom. Es gibt momentan keine" und mit dieser Antwort gab sie sich zufrieden. Sie lächelte : "Sag mir bescheid wenn es so weit ist" und ich nickte. Ich wusste, dass es nie so weit sein würde, doch ich wollte es ihr nicht beichten. Sie würde sich nur Sorgen machen.

Als wir das Morkey's verließen, bekam ich eine Nachricht von Ethan. Er wollte dass ich zu ihm komme, um eine Runde auf der Playstation zu spielen. "Mit wem schreibst du da?", fragte Mom und schielte auf mein Handy. " Mit Ethan. Er fragt ob ich vorbeikommen kann"  Mom blieb stehen und schaute mich an. Sie kam einen Schritt vor. Sie legte ihre warmen Hände auf meine Schultern und richtete den Kragen von meinem Hemd. " Klar darfst du gehen. Sag mir nur wann du nach Hause kommst", sagte sie. " Ich schreibe dir eine Nachricht, wenn ich losgehe" Sie drehte sich um und ging zum Auto. Sie drehte sich um und schaute mich an : " Steig ein, ich fahre dich zu ihm" 

Ethan öffnete mir die Tür "Hey Möhre, was geht ab? Bereit für eine Runde Call of Duty?" Ich grinste "Klar, wieso nicht?"  Wir gingen in sein Zimmer. In seinem Zimmer roch es nach Zimtplätzchen und alten Socken. Kein besonders angenehmer Geruch, aber ich war an ihn gewöhnt. Auf dem Fußboden lagen Hosen, Kissen und ein Dutzend Paar Socken. "Warum bist du eigentlich so schick angezogen?", fragte er mich. " Ich war mit meiner Mom im Morkey's" Er ignorierte meine Antwort und setze sich auf einen Sitzsack, der vor dem gigantischen Fernseher stand. "Der Controller wartet auf dich, Dean" Ich setzte mich zu ihm auf den Boden und wir beide spielten Call of Duty. Nach gefühlten 30 Minuten schaute ich auf die Uhr. Es waren zwei Stunden um. Ich spang auf und zog mir mein Jacket an. " Musst du schon gehen?", fragte Ethan. " Ja, ich muss los" Ethan begleitete mich noch zur Tür. "Tschüss, Möhre. Wir sehen uns am Montag und vergiss bloß nicht für die Mathe Klausur zu lernen", rief er mir hinterher während ich die Einfahrt runterlief. Auf dem Weg schrieb ich meiner Mutter eine Nachricht. Es war stockdunkel. Am Ende der Straße stand eine flackernde Straßenlampe.  Nur die Sterne erleuchteten die Nacht. Wir hatten Vollmond.   

"Hey", hörte ich eine helle Stimme hinter mir. Ich erschrack und drehte mich rasch um. Doch ich sah niemanden. " Ich bin hier", lachte die Stimme. Es war ein Mädchen. Sie tippte mir auf meine linke Schulter. Ich schaute sie an. Sie lachte. Sie fing einfach an zu lachen, ohne Grund. "Warum lachst du?", fragte ich sie. Ich hatte Angst. Sie setzte sich auf den kalten Bürgersteig. In ihrer Hand hatte sie eine Jack Daniels Flasche. Die Flasche war so gut wie leer.  Sie saß vor mir auf dem Boden und schaute mich an. Sie fing wieder an zu lachen. "Tut mir leid, aber ich muss los", sagte ich ihr. Doch sie hielt mein Bein fest. "Lass mich los!", schrie ich. Sie lachte wieder. "Ich bin so besoffen", lallte sie. Ihre Sprache klang verwaschen und sehr undeutlich.   "Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte ich sie. "Nach Hause", sagte sie. Ich fragte sie, wo sie wohnte, doch sie fing nur an zu lachen. Ich konnte sie in diesem Zustand nicht alleine lassen. " Ich nehm dich mit zu mir", sagte ich ihr. Ich wusste, dass meine Mom die Idee ein fremdes, betrunkenes Mädchen mit nach Hause zu nehmen nicht gut finden würde, aber ich konnte sie einfach nicht alleine lassen.   Ich half ihr hoch und stützte sie beim Laufen. Sie lallte und lachte vor sich hin, aber ich verstand nicht, was sie sagte. In unserer EInfahrt fing sie plötzlich an zu würgen. "Nein bitte nicht", dachte ich mir. In diesem Moment schoss eine Kotz-Fontäne aus ihrem Mund. Ein widerlicher Anblick. Ihr  Erbrochenes traf mein weißes Hemd. Nichtsdestotrotz trug ich sie bis vor meine Haustür. Mom öffnete die Tür und guckte mich und die Fremde entsetzt an. "Dean, wer ist das?" "Ich weiß es nicht Mom. Sie lag total betrunken auf der Straße. Ich konnte sie nicht alleine dort liegen lassen. Ich musste ihr helfen."  Mom betrachtete mein bekotztes Hemd. " Das wäscht du aber selber", sagte sie genervt. "Gut, bring sie rein " Ich stützte das Mädchen bis ins Gästezimmer. Dort legte ich sie aufs Bett und sie schlief sofort ein. Ich schaute sie an. Sie war wunderschön, obwohl sie betrunken und bekotzt war. Sie war das erste Mädchen, das ich mit nach Hause gebracht habe.  Ich ging aus dem Zimmer und schloss die Tür. Mom wartete schon in meinem Zimmer auf mich.   "Was fällt dir eigentlich ein?", sagte sie wütend. " Du bringst doch auch keine Penner mit nach Hause, warum dann ein besoffenes Mädchen? Vielleicht ist sie eine Diebin oder eine Drogendealerin. Du kennst sie doch gar nicht", fuhr sie fort. Sie wirbelte mit ihren Händen wild vor der Brust rum. " Es tut mir leid Mom, aber ich musste ihr einfach helfen." Mom wurde rot vor Wut und verließ mein Zimmer. Ich öffnete mein Fenster, zog mir mein bekotztes Hemd aus und hing es auf den Fensterrahmen. Die kühle Luft brach in mein Zimmer. Ich zog mir meine Hose aus und legte mich ins Bett. Morgen würde ich erfahren, wer das Mädchen wirklich ist.   Ich setzte meine Brille ab und schloss die Augen.

Ich schlief ein.

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Ich hoffe die beiden Teile haben euch bis jetzt gefallen :) Ich würde mich sehr  über Feedback freuen.

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