Kapitel 3 - Samstag

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''Wach auf mein Schatz'', flüsterte mir eine sanfte Stimme ins Ohr. Ich öffnete meine Augen. Es war Mom. Sie saß auf meinem Bett und streichelte vorsichtig mein Gesicht. Ihre Hände waren warm. "Morgen Mom" Sie lächelte mich an. "Warum weckst du mich auf?" , fragte ich sie. Sie drehte sich um und schaute zur Tür. Die Tür war zu. "Das Mädchen ist noch am Schlafen. Soll ich euch was zum Frühstück vorbereiten?" Ich brauchte einige Sekunden um zu realisieren, dass das Mädchen wirklich bei mir zu Hause war. Es war kein Traum. Rasch setzte ich mich auf. "Ja, mach das", antwortete ich ihr. "Vielleicht solltest du mal nach ihr sehen", sagte meine Mutter und legte mir dabei ihre warme Handy auf die Schulter. Sie stand auf und ging raus. Ich ging zu meinem Schrank und zog mir eine dunkle durchlöcherte Jeans und einen schwarzen Hoodie an. Ich betrachtete mich im Spiegel. "Das ist deine Chance", sagte ich zu mir selbst. Ich konnte das Mädchen endlich kennenlernen. Ich setzte meine Brille auf und ging aus meinem Zimmer raus. Ich blieb vor der Tür des Gästezimmers stehen und atmete tief durch. Meine Hand umklammerte die Türklinke. "Nein. Da kannst du nicht rein",fuhr es mir durch den Kopf. Vielleicht zog sie sich gerade um oder war komplett nackt. Irgendwie schien mir dieser Gedanke zu gefallen. Ich klopfe drei mal lautstark an der Tür und drückte die Türklinke nach unten. Ich öffnete die Tür langsam. ''Du kannst ruhig reinkommen. Ich bin nicht nackt oder so'', rief sie aus dem Zimmer. Ich ging rein. Sie saß auf dem Bett und hatte die Hände vorm Gesicht. "Hey. Ähm.... wie gehts dir?", fragte ich sie. Sie hob ihren Kopf und musterte mich von Kopf bis Fuß. Anschließend grinste sie. "Ich nehme mal an du hast mich nachts mit nach Hause genommen, weil ich besoffen war", sagte sie und schaute mich immer noch an. Ich grinste "Es hätte dich schlimmer treffen können" Sie reagierte nicht darauf. Es schien, als hätte sie mich nicht gehört. "Willst du hier weiter so blöd rumstehen ?", fragte sie mich. "Ich.. äh..:", stotterte ich. " Mein Kopf platzt gleich, geh lieber raus und gaff nicht so bescheuert. Noch nie ein Mädchen bei dir zu Hause gesehen oder was?" "Meine Mom hat unten Frühstück gemacht", sagte ich. Mir wurde ganz warm. Diese Situation war mir sehr peinlich. "Jaja", sagte sie. Ich verließ schnell das Zimmer und hörte wie sie vor sich hin schimpfte. Ich ging runter zu meiner Mutter. "Und , ist sie wach?", fragte sie mich. " Ja, aber sie ist nicht besonders gut gelaunt" Mom grinste "Sie hat wohl einen Kater" Wir setzten uns an den Esstisch und warteten auf die Fremde.Einige Minuten später kam sie die Treppen runter. "Hier sind wir" rief Mom und winkte ihr zu. Das Mädchen kam in die Küche und ließ sich genervt auf den Stuhl fallen.  "Guten Morgen", sagte Mom. Das Mädchen schaute sie an. "Morgen", erwiderte sie. "Bedien dich" sagte Mom. Das Mädchen griff nach einem Brötchen, Käse und Schokoladenaufstrich. "Bist du dir sicher, dass du das zusammen essen möchtest?" fragte Mom. Das Mädchen verdrehte die Augen. " Ja. Problem damit?" Sie klang genervt. Während dem Frühstück beobachteten Mom und ich das Mädchen. "Ich weiß ihr habt mir geholfen, aber müsst ihr mich so blöd angaffen?" fragte sie. "Tut mir leid", sagte Mom. "Wie heißt du eigentlich?" fragte ich sie. Sie schaute mich an. "Interessiert wen?", fragte sie mich. "Mich", antwortete ich frech. "Ich heiße Nila" antwortete sie genervt. Nila. Der Name klang so perfekt. "Schöner Name, woher kommt der?", fragte Mom. "Keine Ahnung woher der kommt. Interessiert mich auch nicht", antwortete sie. Danach schwiegen wir alle.

Nach dem Frühstück half ich meiner Mutter beim Abwasch. Nila ging nach oben ins Gästezimmer und kam nach einigen Minuten wieder runter. Sie trug die selben Klamotten wie letzte Nacht. Eine Lederjacke, eine helle zerissene Jeans, weiße Turnschuhe und ... moment trug sie da etwa mein T-Shirt? Ich starrte sie an. "Ich habe mir ein T-Shirt aus deinem Schrank genommen. Übrigens nette Auszeichnung über deinem Bett.", sagte sie. Über meinem Bett hing eine Urkunde von einem regionalen Mathewettbewerb vom letzten Jahr. Ich belegte den ersten Platz. In ihrer rechten Hand hielt sie eine Schachtel Zigaretten. "Na dann, danke fürs Aufnehmen aber ich muss jetzt los", sagte Nila. "Möchtest du nicht noch etwas bleiben?", fragte Mom. Nila schüttelte den Kopf. In dem Moment klingelte es an der Tür. Ich öffnete sie. "Hey Möhre. Alles klar bei dir?" Es war Ethan. "Hey" "Ich dachte wir könnten zusammen lernen, also bin ich einfach vorbei gekommen.", sagte er und schaute um die Ecke. "Ist deine Mom da?", fragte er. Nila kam zur Tür. "Hi", sagte sie. Ethan starrte sie an. "Warum glotzt der so?" , fragte sie. Ich zuckte mit den Schultern. Sie schubste mich leicht zur Seite und ging raus. " Bis dann. Vielleicht sieht man sich mal wieder", sagte sie und ging die Einfahrt runter. Ich konnte sie nicht gehen lassen. Nicht jetzt. Ich lief ihr hinterher. "Bleib stehen! Warte!", rief ich. Sie drehte sich um "Was ist?" "Du kannst nicht gehen" "Und ob ich das kann. Hör mal, ich weiß du hast mir geholfen und Danke dafür, aber ich muss los." Ich schaute ihr in die Augen. "Was ist wenn du wieder nachts besoffen auf den Straßen rumläufst?", fragte ich sie. Sie erwiderte meinen Blick nicht und schaute weg. " Dann habe ich halt Pech. Was geht dich das überhaupt an? Ich weiß nicht einmal wie du heißt." Stimmt. Sie wusste nicht einmal wie ich hieß. Sie wusste gar nichts über mich und hielt mich wahrscheinlich wie alle anderen Mädchen für einen Nerd. "Dean. Mein Name ist Dean.", sagte ich ihr. "Schön, Dean. Jetzt lass mich in Ruhe!" "Ich gebe dir meine Nummer und wenn du Hilfe brauchst, dann ruf mich einfach an", bat ich ihr an. Sie verdrehte die Augen " Von mir aus" Sie zückte ihr Handy aus der linken Jackentasche und ich tippte meine Nummer ein. "Danke", sagte sie. "Na dann. Du weißt wie du mich erreichen kannst" Sie nickte , drehte sich um und ging fort. Ihre schwarz gefärbten  Haaren wehten im Wind. Am Ende der Einfahrt zündete sie sich eine Zigarette an und ging weiter. Ich ging zurück zur Haustür. "Mann wer war diese scharfe Braut?", fragte mich Ethan. Ich grinste " Nila, sie war gestern total betrunken auf der Straße und ich habe sie einfach mit nach Hause genommen"      "Bist du verrückt, Möhre? Wer weiß was sie hätte anrichten könnten"    "Sie hat aber nichts angerichtet", sagte ich. Ethan und ich gingen in mein Zimmer und lernten für die anstehende Klausur. Komischerweise fragten mich weder Ethan noch Mom nach Nila, doch ich konnte mich in Gedanken nicht von ihr reißen. Sie war wie ein Tornado : So unvorhersehbar und  so gewaltig.

Für den Rest des Tages blieb ich in meinem Zimmer und wartete auf einen Anruf von Nila, doch sie schrieb mir nicht und sie rief auch nicht an. Abends lag ich im Bett und war in Gedanken nur bei ihr. Ich wollte sie unbedingt näher kennenlernen.

Ich wälzte mich hin und her, bis ich irgendwann einschlief.

NilaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt