Kapitel 1

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Kapitel 1

Genervt drehte ich mich nochmal im Bett um. Ich hatte nur noch eine halbe Stunde zu schlafen und diese würde ich jetzt noch voll ausnutzen. Gefühlte zwei Minuten später piepste der verdammte Wecker schon wieder und ich schmiss ihn an die gegenüberliegende Wand, er hörte schlagartig auf zu klingeln und die Einzelteile ergossen sich über meinem Boden. Dann schloss ich wieder die Augen. Meine Lust aufzustehen hielt sich in Grenzen, denn heute war mein erster Schultag an einer neuen Schule. Bis jetzt wurde ich immer gemütlich zu Hause unterrichtet und daran gab es auch eigentlich nichts auszusetzen, ich fand es einfach nur super, aber meine Mutter meinte es gäbe Sachen die sie mir nicht beibringen könne und es nun an der Zeit wäre in die Schule zu gehen. Zu allem Unglück bekam ich auch noch ein Stipendium an einer der besten Schulen Schottlands, weshalb meine Eltern spontan beschlossen nach Schottland umzuziehen. Aber warum musste es ausgerechnet Schottland sein? Dort würde ich doch auffallen wie ein bunter Hund, ich mein was soll ein blondes Mädchen an einer schottischen Schule?

Ich hasste Schottland, ich war vor ein paar Jahren mal mit meiner Freundin dort gewesen, es regnete es die ganze Zeit und aus den Wasserhähnen kam rostiges orangenes Wasser. Ja meine Freunde, ich hatte nicht viele, dafür aber  waren die Besten gewesen, die man sich hätte wünschen können. Und jetzt lag ich hier in unserem neuen Haus und ging nicht mal raus, um die Post reinzuholen, ich ertrug das nicht, ständig klingelten bei uns irgendwelche Nachbarn, die sich vorstellen wollten. So viele neue Menschen, das war nichts für mich. Ich wollte viel lieber mein altes Leben in Sydney weiterleben, mich mit meinen Freunden zum Kino verabreden und Spaß haben.

Ich sah mich gedankenverloren in meinem leeren Zimmer um. Es war riesig und eine Wand war komplett aus einer Glasfront mit angrenzendem Balkon. Das Zimmer war schon um einiges größer als früher in Sydney, aber ich konnte mich einfach nicht dran gewöhnen. Mir hatte das kleine Zimmer zu Hause so gut gefallen und meine Freundin und ich hatten es so schön eingerichtet. Und was war hier? Ich hatte mir noch nicht mal die Mühe gemacht meine Umzugskartons auszupacken. Viel hatte ich sowieso nicht ein paar Klamotten, ich machte mir nichts aus Mode, sondern trug, was mir gefiel. Also eher so lässige Sachen wie, man sie vielleicht am Strand trug. Kurze Hosen, Tops, Strandsachen eben. Allerdings war es Sydney ja auch das ganze Jahr warm und man musste keine Pullis tragen. Hier war alles anders, es ging auf den Winter zu und in einem Monat war Weihnachten. Ich sehnte mich so danach Weihnachten wieder am Strand zu feiern mit meinen Freunden. Ich hatte keine einzige lange Hose geschweige denn ein langes Oberteil. Ich würde hier frieren, wenn nicht sogar erfrieren.

Jetzt stell dich doch nicht so an, meldete sich mein innere Stimme zu Wort. Boah, wie mir das auf die Nerven ging.  Ständig mischte sie sich ein.

Dann fährst du morgen halt mal in die Stadt, dir ein paar Winterklamotten kaufen. Halt deine Klappe! Daran mochte ich gar nicht denken, ich hasste shoppen. Habe ich das schon mal erwähnt? Außerdem waren in der Stadt so viele Menschen, die ich nicht kannte und auch nicht kennenlernen wollte. Aber was blieb mir anderes übrig? Shoppen gehen oder Erfrieren?

Jetzt steh endlich auf und zeig dich verdammt nochmal der Welt! , schrie sie mich förmlich an. Genervt verdrehte ich die Augen und wollte mich gerade aufsetzten als meine Mutter in mein Zimmer stürmte.

„Kannst du nicht anklopfen??“ gaffte ich sie an. Doch sie ignorierte diese Fragen und kam gleich mit einer Gegenfrage: „Hast du mal auf die Uhr geschaut?“

War das ihr Ernst? Erst redete man seit 2 Tagen nicht mehr mit mir und dann war die erste Frage, hast du mal auf die Uhr geschaut? Warum hätte ich das denn tun sollen? Ach ja weil zufällig in 2 Stunden mein Unterricht anfängt. Außerdem lag mein Wecker ja kaputt auf der anderen Seite des Zimmers. Wenn ich dann morgen in die Stadt fahren würde, müsste ich wohl oder übel einen neuen kaufen.

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