Kapitel II - Zugfahrt und Fußweg

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Johannes wird nervös. Diese Antwort hat er nicht erwartet. Er glaubt nicht, was er gerade gehört hat. "Ich steige auch bei der Handelsakademie aus", sagt er zögernd. "Oh, in welche Klasse gehst du? Ich bin in der 1A", antwortet das Mädchen überrascht. Johannes bekommt Gänsehaut. Er geht auch in diese Klasse. "Soll ich jetzt lügen? Ich fühle mich nicht sicher", denkt sich Johannes. Er bemerkt, dass das Mädchen den Kopf zu ihm gewendet hat und auf eine Antwort wartet. "In die gleiche Klasse", sagt Johannes etwas leise.

"Du bist schüchtern, nicht? Das versteh ich. Mein Name ist Marlene. Wie heißt du?", antwortet sie interessiert. "Johannes", antwortet er schnell. Er fühlt sich wie vom Blitz getroffen. "Kannst du ihr trauen? Was darfst du sagen? Was ist, wenn sie doch nicht in die HAK geht? Will sie deine persönlichen Daten wissen?", schießt es Johannes durch den Kopf. Das Gefühl in ihm nutzt die Situation perfekt aus. Er bekommt Angst und hat Sorge um sich. Seine Gedanken werden durch Marlene unterbrochen: "Freut mich dich kennenzulernen! Freust du sich schon auf den Unterricht?" Es ist ihm unangenehm mit ihr zu sprechen, weil ihm die Angst davon zurückhält. Er versucht sich aber die Fragen zu merken, um sie zu beantworten. "Ja. Es wird hoffentlich spannender als in der Hauptschule", antwortet Johannes, "Und du?" - "Ich freue mich auch. es ist schön, den ersten Schritt in Richtung Traumberuf zu machen", antwortet Marlene.

"Nächster Halt: Handelsakademie", ruft der Schaffner durch die Lautsprecher, "Ausstiegsseite in Fahrtrichtung links." Johannes steht auf und macht sich, gefolgt von Marlene, auf dem Weg zur Tür. "Wann lässt sie mich in Ruhe? Lässt sie mich überhaupt in Ruhe?" - "Mein Gott, bist du schüchtern!", sagt Marlene und grinst. Sie hat Recht. Johannes ist schüchtern. Er wurde noch nie so sehr in seinem Leben konfrontiert wie jetzt.

Die Türen des Zuges öffnen sich. Die kühle Morgenluft dringt in die Wagen ein und begrüßt Johannes und Marlene am Bahnsteig "Handelsakademie".
Mit einem schnellen Schritt macht sich Johannes auf dem Weg zu den Stiegen, um zur Brunnergasse zu kommen, was nicht weit von der Handelsakademie ist. Er macht sich viele Gedanken, während er durch seinen Schal ein- und ausatmet, "Werden die Lehrer streng sein? Und was ist mit dem Stoff? Wie schwer wird es das alles in meinen Kopf zu bekommen? Fliege ich schon beim ersten Test durch? Blamiere ich mich schon bei der ersten mündlichen Wiederholung?"
"Hey! Wir haben es ja nicht eilig! Es sind ja noch 40 Minuten", rufg Marlene, die keuchend hinterher lief. Johannes ist wieder aus den sorgvollen Gedanken. "Entschuldige. Das wusste ich nicht mehr so ganz", sagt er zu Marlene. "Ist halb so wild. Wir kennen uns zwar erst seit kurzem, aber du wirst mich nicht so schnell los", antwortet sie grinsend.
Johannes findet es weniger lustig. Er will Marlene nicht direkt sagen, dass sie ihn sehr bedrängt, weil es seiner Meinung nach unhöflich wäre. Er will aber endlich Mal wieder ein wenig Ruhe haben bis zum Unterrichtsbeginn. Er fragte sich nur "Was will sie von MIR? Ich habe ja nichts, was mich besonders macht oder so anziehend in irgendeiner Art und Weise. Warum redet sie ausgerechnet mit mir?"

Wieder wird der Johannes' Monolog von Marlene unterbrochen. "Was machen deine Eltern von Beruf?" will Marlene wissen. Die Wahrheit ist für Johannes unangenehm, also hofft er, dass sie sich mit dem Beruf ihrer Mutter zufrieden gibt.
"Meine Mutter ist Lehrerin", antwortet er zögernd. "Oh, sie ist Lehrerin! Meine Mutter ist Schaffnerin. Und was ist mit deinem Vater?"
Jetzt hat Johannes ein Problem. Er will Marlene nicht anlügen, aber er will auch nicht sagen, dass sein Vater bereits verstorben ist. Er würde in Tränen ausbrechen, wenn er seinen Vater erwähnen würde. Als Antwort schüttelt Johannes den Kopf. Marlene sagt darauf: "Okay, dann sagst du mir es nicht. Ist ja kein Problem. Ich habe Zeit bis du es mir sagst." Das erleichtert Johannes nicht wirklich. "Ich werde es ihr nie sagen können", dachte er.
"Mein Vater ist Ingenieur. Aber mir gefällt weder das eine noch das andere", sagt Marlene.
Sie überqueren die Brunnergasse und marschieren durch das Tor, dass auf das Gebiet der HAK führt. Es steht über dem Torbogen "Färbt rote Zahlen schwarz!"
Der Spruch ist für Johannes verwirrend, aber er kümmert sich nicht lange um das Motto der HAK. Er und Marlene gehen weiter auf dem Asphaltweg zum Aufnahmegebäude. Dort ist die Anmeldung und die Garderobe untergebracht. Die Klassenzimmer sind in zwei getrennte Gebäude zu finden. Johannes öffnet die Tür und ließ Marlene vor sich durch die Tür gehen. Er istsich nicht 100%ig sicher, wie es weitergeht. Was klar war, ist dass er erste Schultag nicht mehr weit ist.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 07, 2021 ⏰

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